Filmarchiv

Land (Film Archive)

Internationales Programm 2016
Cities of Sleep Shaunak Sen

Schlaflos in Delhi: rastlose Suche nach Ruheplätzen unter Brücken und in Unterschlüpfen, die teuer und mafiös vermarktet werden. Science-Fiction-artige Dystopie in fiebrigen Bildern.

Cities of Sleep

Dokumentarfilm
Indien
2015
74 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Virender Kundu
Regie
Shaunak Sen
Musik
Ritwik De
Kamera
Salim Khan, Shaunak Sen
Schnitt
Sreya Chatterjee, Shaunak Sen
Ton
Aman Mann, Sahil Dhingra
In keiner Charta der Welt ist Schlaf als Menschenrecht aufgelistet. Erst recht nicht in Delhi, einer Stadt, wo er ein kostbares Gut ist und Insomnie das Schicksal jener, die sich keinen nächtlichen Unterschlupf leisten können. Dabei geht es um das schlichte Überleben, denn in der Dunkelheit kommen die Moskitos, die das todbringende Denguefieber übertragen. „Cities of Sleep“ handelt von der rastlosen Suche nach einem Schlafplatz, ob unter einem Auto, einer Brücke oder in Baracken, die überfüllt und unsicher sind. Nacht für Nacht. Guter Schlaf hat seinen Preis.

Der Film übernimmt in seinen Rhythmus das unruhige Delirium der Schlaflosen, die „Dschinn“ genannt werden, weil sie wie Geister umherirren. Die Kamera folgt ihren endlosen Gängen, begleitet von den Demütigungen, die sie über sich ergehen lassen müssen. Von den Bildern geht etwas Fiebriges und Nervöses aus. Überall kauern Menschen, noch die kleinste Nische wird als Schutzraum genutzt, Lichter flackern, Geschäftigkeit überall. Es gibt keine Orientierung, alles verschmilzt zu einem Inferno aus Lärm und Dreck. Man wähnte sich in einem Science-Fiction-Film, wäre die Dystopie nicht schon längst Gegenwart.

Cornelia Klauß
Internationales Programm 2018
Daughter’s Mother Arya Rothe

Ica begegnet ihren wachsenden Erinnerungslücken mit geistreichem Humor. Judit versucht derweil, die töchterliche Fürsorge in ihre Arbeitswelt und Dorfidylle einzupassen.

Daughter’s Mother

Dokumentarfilm
Ungarn,
Indien
2018
26 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
DocNomads European Masters, NoCut Film Collective
Regie
Arya Rothe
Kamera
Arya Rothe
Schnitt
Arya Rothe
Buch
Arya Rothe
Ton
Isabella Rinaldi, Rudolf Várhegyi, Péter Attila
Ica steht noch mitten im Leben, aber zunehmend auch daneben. Die 65-Jährige von geistreichem, trockenem Humor eckt an wachsenden Erinnerungslücken an – die Stadt bietet ihr dafür ein sicheres Geländer durch den Alltag. Geduldig versucht Judit, die töchterliche Fürsorge in ihre Arbeitswelt und Dorfidylle einzupassen. Über Zwischenhalte beim Würfelspiel, im Einrichtungshaus und im „Café Alzheimer“ sucht sie nach einem gemeinsamen Zuhause für die unterschiedlichen Lebensbedürfnisse zweier eng Verbundener.

André Eckardt

Distance

Dokumentarfilm
Indien
2013
38 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Ekta Mittal
Regie
Ekta Mittal, Yashaswini B. Raghunandan
Musik
Rahul Giri
Kamera
Paromita Dhar, Amith Surendran
Schnitt
Abhro Banerjee
Buch
Ekta Mittal, Yashaswini B. Raghunandan
Ton
Abhro Banerjee, Christopher Burchell
Bangalore City. Im Reich der Wanderarbeiter. Gleich hinter dem Bahnhof oder jenseits der Schienen, jedenfalls dort, wo die großen Gerüste stehen mit den dazwischen gekauerten Wellblechhütten, die man provisorisch nennen mag (und wohl auch muss), wo die Menschen sich notdürftig ein paar Quadratmeter hergerichtet haben, liegt dieses Reich. Wenn das Leben selbst zur Baustelle geworden ist, fliehen die Träume weit weg. Liebe bleibt meist Erinnerung oder Sehnsucht, also Vergangenheit oder Zukunft. In der Gegenwart ist sie vor allem als Leerstelle erfahrbar. Umso wichtiger werden Geschichten von der Liebe. Direkt erzählt und gehört oder aus Richtung Bollywood über kleine Mobiltelefon-Bildschirme und -Lautsprecher eingesaugt, liefern diese Geschichten zugleich adaptierfähige Muster, in deren dramaturgische Verschlingungen sich die Jungs auf den Baustellen wunderbar als Mitspieler hineinfantasieren können.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit und virtuosem kinematografischem Gespür gehen Yashaswini Raghunandan und Ekta Mittal auch in ihrem zweiten Film der flüchtigen Aura von Menschen und Schauplätzen nach – ihr Film „Presence“ lief im vergangenen Jahr ebenfalls im Leipziger Wettbewerb. Und erneut ent-falten sie (im wahrsten Sinn des Wortes) Wirklichkeiten, die uns ansonsten verschlossen blieben.

Ralph Eue



Ausgezeichnet mit der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb für kurze Dokumentarfilme 2013

Internationales Programm 2015
Floating Life Haobam Paban Kumar

Auf dem Loktak-See in Indien lebten Fischer seit jeher auf schwimmenden Inseln. Bis die Regierung deren Räumung anordnete … Bewegendes Dokument verzweifelten Widerstands.

Floating Life

Dokumentarfilm
Indien
2014
54 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Films Division
Regie
Haobam Paban Kumar
Schnitt
Sankha
Der Loktak ist der größte Süßwassersee im Nordosten Indiens und einzigartig durch seine Schilfinseln, die frei auf dem Wasser treiben. Seit Jahrhunderten nutzen Fischer die schwimmende Biomasse als Baugrund für ihre Hütten. Doch damit ist spätestens seit 2011 Schluss, als die Regierung die Umsiedlung der rund 4.000 auf dem See lebenden Menschen beschloss. Begründung: Die Fischer seien verantwortlich für die zunehmende ökologische Belastung des Loktak. In einer ersten Räumaktion in jenem Jahr brannte die Polizei 300 Hütten nieder. Von den Menschen, die daraufhin weggingen, kamen viele wieder, weil sie keine Alternative haben.

Etwa drei Jahre später folgt Haobam Paban Kumar in seinem in Indien vielfach ausgezeichneten Film den Ereignissen auf dem See. Mit sicherem Gespür für die Ängste und Nöte der Menschen beobachtet er zunächst deren geschäftigen Alltag. Die Ereignisse von 2011 sind überall präsent – ebenso die Entschlossenheit der Inselbewohner, sich nicht wieder vertreiben zu lassen. Denn die Staatsmacht rüstet sich erneut, um die traditionelle Lebensform wegen vermeintlich übergeordneter Interessen zu vertreiben. Von der Räumung der Siedlungen erzählt der Film in bewegenden Szenen. Die Fischer und ihre Familien jedenfalls wehren sich mit der Kraft der Verzweiflung. Wo sie siegen, zieht die Polizei ab. Für den Moment. Wo die Hütten niederbrennen, bauen sie sie wieder auf.

Matthias Heeder
Retrospektive 2018
I Am 20 S.N.S. Sastry

Sie sind so alt wie ihr Staat und wurden 1947, im Jahr der Unabhängigkeit Indiens, geboren: Was treibt sie 20 Jahre später um?

I Am 20

Dokumentarfilm
Indien
1968
19 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
J.S. Bhownagary, K.L. Khandpur (Films Division of India)
Regie
S.N.S. Sastry
Musik
Vijay Raghava Rao
Kamera
H.S. Kapadia
Ton
J. Raghavendra Rao, T.A. Jagannathan
Konzept
M.N. Chaubal
Sie sind so alt wie ihr Staat und wurden 1947, im Jahr der Unabhängigkeit Indiens, geboren: Was treibt sie 20 Jahre später um?

Ralph Eue

Machines

Dokumentarfilm
Finnland,
Deutschland,
Indien
2016
71 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Rahul Jain, Thanassis Karathanos, Iikka Vehkalahti
Regie
Rahul Jain
Kamera
Rodrigo Trejo Villanueva
Schnitt
Rahul Jain, Yaël Bitton
Ton
Susmit Nath, Adrian Baumeister
Geisterhaft sind die Bewegungen der Kamera, denn sie schwebt körperlos durch die Fabrik. Auch was sie sieht, ist surreal: infernale Feuer und Stoffbahnen, die fallen wie Wasser. Es lärmt, es ist dunkel, doch auf dem Rücken des bildgierigen Wesens bewegt man sich zügig durch die Räume. Was es sucht, ist unklar. Manchmal versteckt es sich auch, hockt in einer Ecke, lauert auf die Arbeiter, die es nicht zu bemerken scheinen. Feuchte überall, Flüssigkeiten und Tinkturen und Schweiß. Und Geräusche von rollenden Walzen. Eine Textilfabrik im indischen Bundesstaat Gujarat, wohin niemand kommt, der nicht unbedingt muss. Immerhin gibt es hier noch Arbeit, aber sie ist schlecht bezahlt, und von Gewerkschaftsstrukturen keine Spur. „Gujarat füttert die Bäuche der Armen“, heißt es im Film.

Carolin Weidner


Nominiert für Healthy Workplaces Film Award
Extended Reality: DOK Neuland 2017
Notes to My Father Jayisha Patel

Dieser sensibel gestaltete 360-Grad-Film führt uns nach Indien, mitten in den Alltag und die Erinnerungen von Ramadevi, einer Frau, die unter dem Deckmantel einer arrangierten Ehe an Sexhändler verkauft wurde.

Notes to My Father

(none)
Indien,
USA
2017
11 Minuten

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Produktion
Amy Seidenwurm, Paula Cuneo, Joanne Sprague, Tiffany Kieran
Regie
Jayisha Patel
Musik
Jo Paterson
Kamera
Dalton Gaudin
Schnitt
Quan Tran
Buch
Jayisha Patel
Ton
Vineet Vashishtha
Sprecher*in
Sneha Jawale
„Wir haben nie darüber gesprochen, was mir dort passiert ist. Die Wahrheit ist jedoch schwärzer, als es jede Erinnerung sein könnte. So schwarz, dass mich die Stille verfolgt. Wie lebst du weiter, wenn du dich lange tot gestellt hast, um deiner Realität zu entkommen?“

Dieser sensibel gestaltete 360-Grad-Film führt uns nach Indien, mitten in den Alltag und die Erinnerungen von Ramadevi, einer Frau, die unter dem Deckmantel einer arrangierten Ehe an Sexhändler verkauft wurde. Sie gehört zu wenigen, die dem Bordell entkommen und sich wieder mit ihrer Familie vereinen konnten. Das Stück widmet sich dem Vater, der seine Tochter im Glauben, ihr ein besseres Leben zu schenken, weggab.



DOK Neuland Audience Award

Int. Wettbewerb Kurze Dokfilme 2012
Presence Yashaswini Raghunandan, Ekta Mittal

Eine Baustelle irgendwo in Asien wird bevölkert von Arbeitsnomaden und ihren Geschichten von Geistern. Die Aura des Übernatürlichen zwischen Schienensträngen und Gerüststangen.

Presence

Dokumentarfilm
Indien
2012
18 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Ekta Mittal, Maraa
Regie
Yashaswini Raghunandan, Ekta Mittal
Kamera
Paromita Dhar
Schnitt
Abhro Banerjee
Ton
Budhaditya Chattopadhay
Eine Hochbahnbaustelle in einer großen asiatischen Stadt: Ein Transitraum; Neues nagt an Altem; Reibungsverluste zwischen Erinnern und Vergessen; wimmelndes Ödland; eine Wucherung im alten Stadtgewebe. Die, die diese Baustelle bevölkern, sind Arbeiter, überwiegend Arbeitsnomaden von weit her. Sie haben nicht nur ihre Arbeitskraft im Gepäck, sondern auch ihre je eigenen und höchst unterschiedlichen Gebräuche, Traditionen und Geschichte(n). Diese Geschichten sind wie Flaschengeister und manchmal, meist nachts, nehmen sie in Erzählungen wieder Gestalt an – dann strömen sie aus ihren engen Flakons und treiben ihr Wesen zwischen halbfertigen Schienensträngen, marodierenden Werkstücken und provisorischen Geländern. Der manchmal schöne, gelegentlich triste, mitunter auch beängstigende Spuk berührt unser Ohr. Die sichtbare Realität schert das wenig, sie würde auch verneinen, mit diesen Geschichten irgendetwas zu tun zu haben. Doch für die Dauer dieses Films hat sich das Wirkliche gedehnt, es ist erfüllt von der flüchtigen Aura des Übernatürlichen.

– Ralph Eue
Internationaler Wettbewerb 2017
Pushkar Myths Kamal Swaroop

Im Hinduheiligtum Pushkar findet alljährlich ein ausufernder Vieh- und Jahrmarkt statt. Entlang am bunten Zauber voller Musik und Tanz führt die Filmreise auch in die Mythen- und Götterwelt Indiens.

Pushkar Myths

Dokumentarfilm
Indien,
USA
2017
104 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Vijay Pratap Singh
Regie
Kamal Swaroop
Kamera
Ashok Meena, Kumar Avyaya
Schnitt
Shweta Rai
Animation
Radhamohini Prasad, Hansa Thapliyal
Buch
Kamal Swaroop
Ton
Kanishk Bhoklay, Manish Pal Singh, Gautam Nair
„Das ganze Jahr über konnte man eine verborgene Spannung fühlen, das ganze Jahr über ging etwas vor sich in Vorbereitung dieser drei Tage, als ob sie das letztgültige Ziel des ganzen Jahres wären.“ (Roberto Calasso: „Ka: Stories of the Mind and Gods of India“)

Pushkar ist eine Kleinstadt im Bundesstaat Rajasthan im Nordwesten Indiens und einer der heiligsten Orte des Hinduismus. Einmal im Jahr allerdings, während des Vollmonds im Monat Kartik im Herbst, verwandeln sich die Stadt und die sie umgebende Wüstenlandschaft in einen ausufernden Jahrmarkt mit Riesenrädern und Karussellen, Musik von Folklore bis Rock und farbenprächtigen Tanzdarbietungen. Aus den Dörfern der gesamten Region strömen zigtausende Menschen herbei, ganz gleich, ob Hindus oder Moslems, um mit Kamelen, Pferden und Rindern zu handeln. Das Spektakel erscheint so unvermittelt wie eine Fata Morgana in der Wüste. Und ebenso plötzlich ist der bunte Zauber auch wieder vorbei. Regisseur Kamal Swaroop – mit „Om Dar-B-Dar“ drehte er 1988 einen (post-)modernen Klassiker des indischen Kinos – erfasst das überbordende Geschehen mit genauem Blick für starke Bilder und für Details. Dabei erkundet er die Mythen- und Götterwelt Indiens ebenso wie ihre politische Instrumentierung.

Frederik Lang
Kids DOK 2017
Shivering Keyur Dekate

Der schlimmste Feind am frühen Morgen ist auch für den stärksten Mann: die kalte Dusche.

Shivering

Animationsfilm
Indien
2017
8 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Divyansh Ganjoo, Mahima Sharma
Regie
Keyur Dekate
Musik
Swapneel Mahindre
Kamera
Keyur Dekate
Schnitt
Dev Prajapati
Animation
Saurav Tripathi, Ashish Hedaoo
Buch
Keyur Dekate
Ton
Swapneel Mahindre
Der schlimmste Feind am frühen Morgen ist auch für den stärksten Mann: die kalte Dusche. Unser Held versucht, sich davor zu drücken – mit allen Mitteln.

Lina Dinkla

That Elephant From the Bridge

Dokumentarfilm
Indien
2013
26 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
D. J. Narain
Regie
Abhilash Vijayan
Kamera
Sahil Bhardwaj
Schnitt
Abhilash Vijayan
Buch
Abhilash Vijayan
Ton
Roopak Kalyani
Eine Metallstange, die fest im Boden steckt, wird mit einem überdimensionierten Hammer bearbeitet. Ein alter Mann wäscht seine Füße. Ein kleinwüchsiger Artist stabilisiert sein rostiges Bettgestell mithilfe gefundener Steine. Hier schaut jemand neugierig aus einem Fester, dort entspannt sich eine kleine Diskussion darüber, ob der Mann mit den Muskeln sein Unterhemd verkehrt herum trägt oder nicht. Pfosten werden aufgerichtet, Seile gespannt. Und schließlich hebt das große Zelt vom Boden ab. Die Menschen verwandeln sich in Clowns und Artisten.
In impressionistischen, sinnlichen Bildern begleitet der Film die Ankunft eines indischen Wanderzirkus an einem neuen Ort. Doch nicht der Zauber der Aufführung steht im Zentrum, sondern das, was drumherum passiert, die Handgriffe, das Miteinander von sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die unter einem Dach leben. Die Aura des Zirkus geht dadurch nicht verloren. Im Gegenteil, das Geheimnis bleibt bewahrt im Fragment. Und die Collage errichtet eine Zirkuskuppel aus Stimmungen.

Lars Meyer
Next Masters Wettbewerb 2019
The Ebb Tide Renu Savant

Männer, Fische und ein sterbender Beruf an der indischen Küste. Die Regisseurin erkundet ihre Heimat und erzählt vom Dorf Mirya in dokumentarischen wie reinszenierten Kurz- und Fernsichten.

The Ebb Tide

Dokumentarfilm
Indien
2019
60 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Public Service Broadcasting Trust
Regie
Renu Savant
Kamera
Sunayana Singh
Schnitt
Rikhav Desai
Buch
Renu Savant
Ton
Ved Madesia, Sidardh Ramesh
Auch im indischen Küstenort Mirya, etwa 300 Kilometer südlich von Mumbai, ist die Fischerei ein sterbender Beruf. Die jüngeren Fischer haben einen Schulabschluss, finden aber keine Arbeit – Premierminister Modi sei schuld. Der Kauf eines Bootes wird erwogen, obwohl die Meerestiere immer rarer werden. Der große Markt ist weit entfernt und der Verkauf vor Ort lohnt kaum, weil die Preise zu hoch sind. Eine junge Frau folgt einem Mann, der sich trotz allem dem Fang von Krebsen verschrieben hat, in den düsteren und sumpfigen Mangrovenwald.

„The Ebb Tide“ ist eine Heimaterkundung, unternommen von der jungen Regisseurin Renu Savant, die nach Studien am Film and Television Institute of India in Pune bereits den zweiten Film über ihr Dorf dreht. Savant inszeniert die Bewohner am Wasser der Bucht. Sie abstrahiert das Dokumentarische, lässt Texte lesen und Leute Rollen spielen, die nah an ihrem eigenen Leben sind. Mit diesem hybriden Ansatz reflektiert sie auch ihre Position als Regisseurin: Kurz- und Weitsichten auf eine vertraute Gegend, die sich so in offener Weise und in all ihren Aspekten einfangen lässt. Die geheimnisvolle Bildwelt des Films, aufgenommen in der Monsunzeit des Jahres 2018, eröffnet dem Zuschauer den Blick in ein unbekanntes Leben und füttert ihn auf der intellektuellen Ebene mit Wissen um das vielschichtige Heute.

Saskia Walker
Internationales Programm 2017
The Fish Curry Abhishek Verma

Alle Fischaugen sind auf Lalit Ghosh gerichtet. Der schwule junge Mann steht kurz vor seinem Coming-out. Zu diesem aufwühlenden Anlass kocht er dem Vater sein Lieblingsgericht.

The Fish Curry

Animationsfilm
Indien
2017
12 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Abhishek Verma, Jamuura.com
Regie
Abhishek Verma
Musik
The 126ers
Schnitt
Antariksh
Animation
Abhishek Verma
Buch
Abhishek Verma, Jayesh Bhosale
Ton
Shantanu Yennemadi
Alle Fischaugen sind auf Lalit Ghosh gerichtet. Der schwule junge Mann steht kurz vor seinem Coming-out. Zu diesem aufwühlenden Anlass kocht er dem Vater sein Lieblingsgericht, ein traditionelles Fisch-Curry. Über dieses bengalische Gericht, „Maacher Jhol“ genannt, heißt es in der Radio-Kochsendung, es sei gut für Herz und Gehirn. Ein gutes Vorzeichen, immerhin.

Esther Buss
Internationales Programm 2013
The Textures of Loss Pankaj Butalia

Die Hinterbliebenen der im Krieg getöteten Väter und Söhne von Kaschmir. Mosaik eines kollektiven Albtraums, das seelische Trauma einer nicht zur Ruhe kommenden Region.

The Textures of Loss

Dokumentarfilm
Indien
2013
61 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Pankaj Butalia
Regie
Pankaj Butalia
Musik
Arjun Sen, Mohd. Yakub
Kamera
Ranjan Palit, Pankaj Butalia
Schnitt
Pankaj Butalia
Ton
Pankaj Butalia
Es gibt mittlerweile eine ganze Generation, die nichts als Krieg kennt in Kaschmir, jener Region, um die Pakistan und Indien seit 20 Jahren streiten. Angesichts der Omnipräsenz des Militärs reicht schon der kleinste Anlass, das Pulverfass zum Explodieren zu bringen. Beinahe jede Familie hat jemanden verloren. Die Leichen der Väter und Söhne werden ihnen nach Hause gebracht. Wie mit dem Verlust umgehen, wer versorgt die Angehörigen?
Die Fahrt des Regisseurs in die verschiedenen Provinzen gleicht einer Reise in die verwundete Seele einer nicht zur Ruhe kommenden Region. Wie graben sich Schmerz, Trauer und Angst in die Psyche jedes einzelnen? Keine Behörde, keine Therapeuten sind zur Stelle, nur die Götter und die verbliebene Familie, die zusammenrückt in den Wellblechhütten. Depressionen und Schlafstörungen sind an der Tagesordnung. Ein Junge kann die Farbe Rot nicht mehr ertragen, also malt er Blut in Grün. Regisseur Pankaj Butalia setzt aus vielen Gesprächen und sparsam eingebundenen Archivaufnahmen von Straßenkämpfen das Mosaik eines kollektiven Albtraums zusammen. Gemeinsam mit seinem vorherigen Film „Manipur Song“, der ebenfalls bei DOK Leipzig gezeigt wurde, und seinem nächsten Projekt „Assamblog“ bildet „The Textures of Loss“ eine Trilogie der Hinterbliebenen.

Cornelia Klauß

When Hari Got Married

Dokumentarfilm
Indien,
Norwegen,
UK,
USA
2012
75 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Ritu Sarin, White Crane Films
Regie
Ritu Sarin, Tenzing Sonam
Musik
Arjun Sen
Kamera
Tenzing Sonam
Schnitt
Tenzing Sonam
Ton
Tenzing Sonam
„I love you“ am Telefon zu sagen, verlangt eine persönliche Vorgeschichte. Doch Hari hat seine zukünftige Braut Suman, mit der er diese zärtlichen Worte täglich austauscht, während er sein Taxi über die holprigen Straßen seines indischen Heimatortes am Fuße des Himalayas steuert, noch nie getroffen. Die Hochzeit ist arrangiert und die Jahrtausende alte Tradition dahinter die Vorgeschichte. Haris Vater hat erst Ruhe, wenn sein Jüngster, immerhin schon 30, endlich verheiratet ist. Dafür investiert er sein gesamtes Vermögen. Denn eins ist klar: die Hochzeit wird bunt und teuer.
Wer möchte schon seinen Vater unglücklich machen? Und doch hat Hari einen Weg gefunden, die Tradition ein Stückchen aufzuweichen: das Mobiltelefon. „Wenn du täglich miteinander telefonierst, würdest du dich am Ende sogar in einen Stein verlieben“, sagt er in seiner unnachahmlichen, pragmatischen Art. Immer wieder überrascht der meist zu Scherzen aufgelegte junge Mann durch seine Direktheit. Und doch: je näher die Hochzeit rückt, desto nachdenklicher und verschlossener wirkt er. Denn er weiß genau: ein Stein ist Suman nicht, und dass sie die Trennung von ihrer Familie nicht verkraftet, bleibt eine berechtigte Sorge.
Die Feuerprobe auf diese ungewöhnliche Liebe steht noch aus – am Ende einer langen Zeremonie, auf die das Brautpaar am wenigsten Einfluss hat. Die Geschichte dieser traditionellen Hochzeit lebt von den kleinen Anzeichen einer behutsamen Modernisierung, zu der Hari seinen bescheidenen Beitrag leistet.
– Lars Meyer