Filmarchiv

Jahr

Sections (Film Archive)

Corta

Dokumentarfilm
Argentinien,
Kolumbien,
Frankreich
2012
69 Minuten
Untertitel: 
keine

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Felipe Guerrero, mutokino
Regie
Felipe Guerrero
Musik
Iannis Xenakis
Kamera
Andrés Pineda
Buch
Felipe Guerrero
Ton
Roberta Ainstein - Lena Esquenazi
Zu Beginn erscheint das Zuckerrohrfeld als eine riesige grüne Wand, eine Wand, die von den Arbeitern in tagelanger Arbeit überwunden werden muss. Der Tag der Zuckerrohrschneider beginnt mit dem Schärfen der Machete, dann geht es los, Schlag auf Schlag. Die Kamera bleibt auf Distanz und beobachtet die geschmeidigen Bewegungen. Bald schon scheint jedes Gefühl für Zeit verloren zu sein, die rhythmischen Bewegungen der Zuckerrohrschneider entwickeln ihre eigene Choreographie, die Zeit scheint sich zu dehnen. Je mehr Zuckerrohr geschnitten ist, desto lichter wird das Bild. Der Himmel, die Hügel und die grüne Landschaft werden sichtbar, die das Feld umgeben.
Dieser Bildfluss wird von Schwarzbild unterbrochen, als wäre das Ende einer Filmrolle erreicht. Dann beginnt die Arbeitsprozedur von neuem. Der Rhythmus der Machetenhiebe und die Tritte der Arbeiter auf den trockenen Blättern verschmelzen mit der musikalischen Konzeption dieses Films. Felipe Guerrero verzichtet auf einen soziologischen Diskurs über die Situation der Arbeiter und ihre Arbeitsbedingungen. Die Abstraktion lässt die ausbeuterische Form dieser archaischen Arbeit umso stärker hervortreten.

– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
Daughter María Paz González

Eine Mutter und ihre Tochter durchqueren Chile. Die eine sucht nach der verschollenen Schwester, die andere nach der Wahrheit über ihren Vater. Stilles, intensives Roadmovie.

Daughter

Dokumentarfilm
Chile
2011
83 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Flor Rubina, Chile Doc; Franciso Hervé, Maria Paz Gonzáles
Regie
María Paz González
Musik
Fernando Milagros
Kamera
David Bravo
Schnitt
Brian Jacobs, Danielle Fillios
Buch
Francisco Hervé, María Paz González
Ton
Juan Pablo Manríquez
Eine Tochter und ihre Mutter durchqueren Chile auf der Suche nach ihrer Identität. Während die Mutter das Schicksal ihrer verschollenen Schwester in Erfahrung bringen will, will ihre Tochter, die Regisseurin María Paz González, endlich die Wahrheit über ihren leiblichen Vater ans Licht bringen. Auf der 2000 km langen Strecke müssen sich die beiden Frauen konfrontieren – miteinander, mit ihrer Geschichte und ihren Illusionen, aber auch mit Täuschungen und Lügen.
Offen und mutig forscht María Paz González nach ihrer wahren Herkunft und dem echten Vater, den es hinter den ausgeschmückten Erzählungen der Mutter geben muss. In ihrem dokumentarischen Roadmovie meint „Reise“ auch ein Fortbewegen in der Zeit und eine Annäherung an die Wahrheit. Langsam weichen die Unsicherheiten und schwelenden Konflikte der Frauen immer mehr einer Verbundenheit. Dabei entsteht Raum für Humor, Intimität und ehrlichen Austausch. Ob das am Anfang postulierte Ziel der Reise erreicht wird, ist – wie häufig bei Roadmovies – nebensächlich. Die Ruhe der Bilder und die Stille zwischen den Frauen deuten darauf hin, dass sie einander näher gekommen sind.
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
Drought Everardo González

Eine Viehfarm im trockenen Nordosten Mexikos: Mensch und Tier im Überlebenskampf gegen die Dürre, bis der Regen kommt … Archaischer Kreislauf in eindrucksvollen Bildern.

Drought

Dokumentarfilm
Mexiko
2011
84 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Martha Orozco, Cienega Docs S.A. de C.V.; Foprocine
Regie
Everardo González
Kamera
Everardo González
Schnitt
Felipe Gómez, Clementina Mantellini
Buch
Everardo González
Ton
Pablo Tamez, Sound Design: Matias Barberis
„Cuates de Australia“ klingt nicht besonders mexikanisch, ist aber der Name einer Viehfarm im trockenen Nordosten des Landes. Ein Ort, isoliert von der Welt, ohne Elektrizität, befestigte Straßen und frisches Trinkwasser. Wie es zu diesem Namen gekommen ist, wissen auch die heutigen Bewohner der Farm nicht. Das Leben in „Cuates de Australia“ ist hart und die Dürrezeit setzt von Jahr zu Jahr früher ein. Sie droht, den Viehzüchtern ihre Lebensgrundlage zu nehmen. Dennoch harren sie so lange aus bis die Quellen versiegen, die ersten Tiere verdursten und die Kojoten sich immer näher an die Herde herantrauen. Erst jetzt verlassen die Menschen mit ihren Tieren das Dorf. Eine lange Karawane setzt sich in Bewegung auf der Suche nach Weideflächen und Wasser, nach einem Ort, an dem sie auf den Regen warten können. Auch in dieser Zeit muss die alltägliche Arbeit weiter gehen.
Mit ruhigem Blick beobachtet Everardo Gonzáles die Verrichtungen der Männer, Frauen, Alten und Kinder und findet eindrucksvolle Bilder für den Überlebenskampf der Menschen. Als endlich erste Regentropfen niedergehen, verändert sich die Atmosphäre schlagartig: Neue Farben entstehen, Vogelgesang vertreibt die Stille und eine Stimmung des Aufbruchs macht sich breit. Der alte Kreislauf des Lebens setzt ein und mit den Menschen kehrt auch die Hoffnung zurück nach „Cuates de Australia“. Von einem ruhigen Rhythmus getragen, setzt dieser Film einer archaischen Lebensform ein Denkmal, deren Ende vorgezeichnet ist.

– Paulo de Carvalho

Lapsus

Animationsfilm
Argentinien
2007
4 Minuten

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Produktion
Silvina Cornillon
Regie
Juan Pablo Zaramella
Schnitt
Juan Pablo Zaramella
Animation
Juan Pablo Zaramella
Die Macht der dunklen Seite ist niemals zu unterschätzen.

Magic Words (to Break a Spell)

Dokumentarfilm
Guatemala,
Mexiko,
Nicaragua
2012
82 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jorge Sanchéz, Amaranta SA de CV
Regie
Mercedes Moncada Rodríguez
Musik
Leoncio Lara Bon
Kamera
Carlos R. Rossini y Cuco Villarías
Schnitt
Mercedes Cantero
Buch
Mercedes Moncada Rodríguez
Ton
Lena Esquenazi
Am 19. Juni 1979 siegte die sandinistische Revolution in Nicaragua über das Somoza-Regime. Die achtjährige Mercedes Moncada erlebte diesen Moment des Umbruchs der nicaraguanischen Gesellschaft in seiner ganzen Intensität – obwohl sie noch Kind war, prägte er ihr politisches Bewusstsein. Drei Jahrzehnte später wirft die Regisseurin einen sehr persönlichen und emotionalen Blick auf die Revolution und macht sich in Managua auf die Suche danach, was vom Versprechen Sandinos geblieben ist. In Beobachtungen, Rückblenden und Reflektionen wird die zunehmende Enttäuschung über den von den Sandinisten eingeschlagenen Weg deutlich. Was mit dem Ziel, einen „Neuen Menschen“ zu schaffen, begann, endet in einem System politischer Absprachen und persönlicher Macht- und Klasseninteressen. Die revolutionäre Bewegung wandelte sich schleichend in ein neues Regime mit autoritären Zügen. Mercedes Moncada Rodriguez poetischer und mutiger Film erhebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern gleicht vielmehr einer kritischen Selbstbefragung und weist weit über die politische Entwicklung in Nicaragua hinaus.
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
Papirosen Gastón Solnicki

Flucht, Neuanfang und sozialer Aufstieg einer jüdischen Familie in Argentinien. Das Genre des Home Movie transzendiert in eine packende, vier Generationen umfassende Familiensaga.

Papirosen

Dokumentarfilm
Argentinien
2012
74 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Pablo Chernov, Filmy Wiktoria
Regie
Gastón Solnicki
Kamera
Gastón Solnicki
Schnitt
Andrea Kleinman
Ton
Jason Candler
Alles begann vor zehn Jahren mit den Filmaufnahmen von der Geburt seines Neffen Mateo. Seither wurde die Kamera zum festen Begleiter von Gastón Solnicki bei allen Begegnungen mit seiner Familie – im Alltag, auf der gemeinsamen Urlaubsreise oder an hohen jüdischen Feiertagen. Im Zentrum des Films steht sein Vater Victor – das Familienoberhaupt, das der neureichen argentinischen Mittelstandsfamilie zu Wohlstand verholfen hat und im Alter mit ansehen muss, wie die Ehe der Tochter zerbricht und der soziale Status der Familie ins Wanken gerät.
Durch die familiäre Vertrautheit wird Solnickis Kamera quasi selbst zum Protagonisten des Films und lässt den Zuschauer Momente der Nähe ebenso intensiv miterleben wie Streit und familiäre Krisen. So zeichnet der Regisseur das vielschichtige und ungeschönte Porträt seiner Familie und erzählt zugleich eine Geschichte von Flucht, Neuanfang und sozialem Aufstieg. Geschickt verbindet Gastón Solnicki altes Super 8- und Videomaterial aus dem Familienarchiv mit seinen heutigen Aufnahmen und transzendiert das Genre des home movie in ein packendes, vier Generationen übergreifendes Familienepos, über dem bis heute der Schatten des Holocaust lastet.
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
Stretcher Marcel Beltrán

Ein alter Mann auf einer mühsamen Reise durch die kubanische Sierra Maestra. Atmosphärisch dichter Blick in eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Stretcher

Dokumentarfilm
Kuba
2010
13 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Marcel Beltrán, Pablo García Barbán, Carlos Y. Rodríguez
Regie
Marcel Beltrán
Kamera
Marcel Beltrán
Schnitt
Marcel Beltrán
Buch
Marcel Beltrán
Es ist Morgen in den einsamen Bergen der Sierra Maestra auf Kuba. Ein alter Mann macht sich auf, um sich Reis für das Tagesmahl zu beschaffen. Er greift sich einige seiner Habseligkeiten, um sie bei Nachbarn zum Kauf anzubieten oder gegen Essen einzutauschen. Auf seinem Weg wird die Ärmlichkeit und das Fehlen der einfachsten Dinge in dieser abgeschiedenen Gegend deutlich. Was er zu verkaufen hat, können die Nachbarn nicht gebrauchen, und zu verschenken haben sie auch nicht viel. So nimmt er den Bus, um im Tal sein Glück zu versuchen. Als dieser auf halbem Wege zusammenbricht, setzt der Mann seinen Weg zu Fuß fort. Von irgendwoher aus der Wildnis ertönt der Ruf „Parihuela!“ Plötzlich tauchen Menschen mit einer traditionellen Trage aus dem Wald auf, die eine Kranke transportieren. Der alte Mann packt mit an und ist für einen Moment Teil der Gemeinschaft… Dem hoch begabten kubanischen Nachwuchsregisseur Marcel Beltrán gelingt ein atmosphärisch dichter Blick in eine Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.

– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
The Calm Fernando Vílchez Rodríguez

Ein Mann, der ein Erdbeben knapp überlebte, im Lärm der Aufräumarbeiten, und seine quälende Sehnsucht, wieder Stabilität zu finden.

The Calm

Dokumentarfilm
Peru
2011
20 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Intro Films S.R.L.
Regie
Fernando Vílchez Rodríguez
Musik
Rauf Neme
Kamera
Gisella Barthé, Fernando Vílchez Rodríguez
Schnitt
Fernando Vílchez Rodríguez
Buch
Fernando Vílchez Rodríguez
Ton
Paula Chávez
Das Geräusch der Wellen am Strand, die sich im Wasser spiegelnde Sonne, der Wind im Gesicht und der weite Blick zum Horizont – ein Gefühl von Ruhe stellt sich ein. Doch diese Ruhe ist trügerisch. Der Mann in dieser Einstellung hat ein Erdbeben überlebt. Sein Dorf wurde komplett zerstört. Dramatische Nachrichtenbilder zeigen die Situation unmittelbar nach dem Beben, verzweifelte Schreie überall und ein Körper unter Trümmern. Es ist der Protagonist, den Helfer mit bloßen Händen aus den Trümmern graben. Ein Wettlauf mit der Zeit, ein Kampf um Leben und Tod.
Wochen später ist die Luft erfüllt vom Lärm der Maschinen. Sie versuchen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Dichter Staub legt sich auf die Trümmer. Der Überlebende sehnt sich nach Ruhe. Hat das Leben noch einen Sinn? Vielleicht sollte er den Ort verlassen und irgendwo neu anfangen. Werden ihn die Erinnerungen dort weiter verfolgen? Wird er endlich zur Ruhe kommen?
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
The Employment Santiago "Bou" Grasso

Ein Mann auf seinem gewohnten Weg zur Arbeit, restlos aufgegangen in einem System, in dem es zum Alltag gehört, Menschen wie Gegenstände zu benutzen.

The Employment

Animationsfilm
Argentinien
2008
6 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Patricio Gabriel Plaza
Regie
Santiago "Bou" Grasso
Kamera
Santiago "Bou" Grasso, Patricio Gabriel Plaza
Schnitt
Santiago "Bou" Grasso, Patricio Gabriel Plaza
Animation
Santiago "Bou" Grasso, Patricio Gabriel Plaza
Ein Mann auf seinem gewohnten Weg zur Arbeit, restlos aufgegangen in einem System, in dem es zum Alltag gehört, Menschen wie Gegenstände zu benutzen.
Fokus Lateinamerika 2012
The Flowers of my Family Juan Ignacio Fernández Hoppe

Eine erwachsene Tochter will ihre Mutter aus der gemeinsamen Bleibe umsiedeln, um ein eigenes Leben zu beginnen. Drängende Fragen nach Verantwortung, Schuld und dem Recht auf Individualität.

The Flowers of my Family

Dokumentarfilm
Uruguay
2012
75 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Juan Ignacio Fernández Hoppe, Hoppefilms
Regie
Juan Ignacio Fernández Hoppe
Musik
Bach and Mozart by Cristina García Banegas and DeProfundis choir
Kamera
Juan Ignacio Fernández Hoppe
Schnitt
Juan Ignacio Fernández Hoppe, Guillermo Rocamora
Buch
Juan Ignacio Fernández Hoppe
Ton
Daniel Yafalian
Es gibt Momente in unserem Leben, in denen wir Entscheidungen treffen müssen, die tiefe Auswirkungen auf die uns nahen Menschen haben. So geht es Alicia, der Mutter des Regisseurs, die auf Grund einer neuen Beziehung beschließt, ihre Mutter Nivia aus der gemeinsamen Wohnung in eine neue Bleibe umzusiedeln. Die alltägliche Symbiose der beiden Frauen wandelt sich schleichend in einem quälenden Konflikt, den Enkel und Filmemacher Juan behutsam beobachtet. Zunächst behält Großmutter Nivia ihre Angewohnheiten bei: Sie kümmert sich liebevoll um die Pflanzen, widmet sich den Tauben auf dem Balkon und philosophiert dabei über das Wesen der menschlichen Existenz. Je länger es aber dauert, eine geeignete Unterbringung für die Mutter zu finden, desto stärker steigt die Spannung zwischen den beiden Frauen. Hin und wieder versuchen Mutter oder Großmutter, ihren Sohn und Enkel hinter der Kamera einzubeziehen und zu ihrem Verbündeten zu machen. Doch Juan Ignacio Fernández gelingt es, die unsichtbare Grenze zwischen Regisseur und Familienmitglied nicht zu übertreten. Mit großer Sensibilität bleibt er stiller Zeuge, der die familiäre Intimität und den Prozess der Trennung in ruhigen Bildern einfängt. Was auf den ersten Blick wie ein Film über eine Familienangelegenheit erscheint, erlangt durch die schmerzliche Loslösung der Tochter und die damit verbundenen drängenden Fragen nach Verantwortung, Schuld und dem Recht auf individuelle Freiheit eine universelle Qualität.
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
The Lifeguard Maite Alberdi

Zwei Rettungsschwimmer, zwei Lebenshaltungen. Der turbulente Alltag an einem Strand als Mikrokosmos der chilenischen Gesellschaft – an den Grenzen des Dokumentarischen.

The Lifeguard

Dokumentarfilm
Chile
2011
64 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Paola Castilla, Errante Productions
Regie
Maite Alberdi
Kamera
Pablo Valdés
Schnitt
Alejandro Fernández
Buch
Maite Alberdi, Sebastián Brahm
Ton
Mario Puerto, Roberto Espinoza
Der Rettungsschwimmer Mauricio bereitet sich früh morgens akribisch auf seine Aufgabe vor. Jetzt ist es noch ruhig, doch schon bald werden Menschenmassen den Strand erobern. Mauricio vermeidet es, selbst ins Wasser zu gehen. Stattdessen versucht er unermüdlich, die Regeln für Ordnung und Sicherheit am Strand durchzusetzen. Vorbeugen ist besser als retten, lautet seine Devise. Ganz anders versteht Kollege Jean Pierre seine Aufgabe. Vorsorge, Verantwortung, vielleicht sogar Hingabe scheinen nicht seine Sache zu sein. Er ist unpünktlich, lebt in den Tag hinein und wirft seinen muskulösen Körper gern mal in die Wellen – denn an Publikum fehlt es ja nicht. Eine Aufgabe und zwei Lebenshaltungen. Doch wer wird zur Stelle sein, wenn ein Schwimmer in der Brandung des Pazifiks wirklich in Not gerät?
Mit diesem dichten, pointiert humorvollen Film gelingt der Regisseurin Maite Alberdi ein beachtliches Debut, das die Grenzen des Dokumentarischen auslotet und den turbulenten Alltag am Urlaubsstrand zu einen Mikrokosmos der chilenischen Gesellschaft verdichtet. Was als sommerleichter Film daherkommt, stellt uns letztlich vor universelle Fragen nach Freiheit, Schuld und Verantwortung.
– Paulo de Carvalho
Fokus Lateinamerika 2012
With my Heart in Yambo Fernanda Restrepo

1988 wurden die Brüder der Regisseurin von der ecuadorianischen Polizei ermordet. Suche nach der Wahrheit und Blick in eine Familie, die weiterlebt und gegen das Vergessen kämpft.

With my Heart in Yambo

Dokumentarfilm
Ecuador
2011
136 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Fernanda Restrepo
Regie
Fernanda Restrepo
Musik
Iván Mora Manzano
Kamera
Francois Laso, Cristina Salazar
Schnitt
Iván Mora Manzano, Carla Valencia
Animation
Jorge de los Santos, La que Cruza
Buch
María Fernanda Restrepo
Ton
Esteban Brauer
Im Januar 1988 verschwanden die beiden älteren Brüder der Regisseurin bei einer Polizeikontrolle. Maria Fernanda Restrepo war damals zehn Jahre alt. Ihre Brüder wurden vermutlich von der Polizei ermordet und in den See Yambo geworfen. Seit über zwanzig Jahren protestiert der Vater im Stadtzentrum von Quito jede Woche gegen das Vergessen des Falls. Die Aufklärung des Verbrechens, das in der langen Tradition von Menschenrechtsverletzungen in der Geschichte Ecuadors steht, ist für die Familie zum Lebensinhalt geworden.
Auch Tochter Maria Fernanda macht sich auf, die Verantwortlichen zu finden. Mit Kamera und Mikrofon bewaffnet, trotzt sie Polizisten, Geheimdienstlern und sogar einem ehemaligen Präsidenten und konfrontiert sie mit der Wahrheit. Auch wenn sie immer wieder auf eine Mauer des Schweigens trifft oder durch falsche Informationen und vermeintliche Spuren in die Irre geführt wird, kommt sie der Wahrheit Schritt für Schritt näher. Mit klugen Fragen, bitteren Kommentaren und wütendem Humor stellt die Regisseurin Feigheit und Lügen bloß und setzt durch ihre nur aus dem Off hörbare Stimme wichtige Akzente in einer klassischen Erzählstruktur.
Der Film zeigt eindringlich, wie jedes Familienmitglied seine Enttäuschungen, Hoffnungen und Frustrationen in sich trägt und wie schwer es für sie ist, diese Gefühle zu teilen. Dennoch halten sie fest zusammen und schöpfen eine unglaubliche Kraft aus dem Kampf gegen das Vergessen. Ihr Mut verleiht „Con mi corazón en Yambo“ seine enorme Intensität.
– Paulo de Carvalho