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Hommage Jon Bang Carlsen 2014
Addicted to Solitude Jon Bang Carlsen

„Leben ist das, was dir widerfährt, während du mit anderen Plänen beschäftigt bist. Genauso ist es mit Filmen.“ Diese Feststellung zu Beginn von „Addicted to Solitude“ weist die Richtung: Es gibt keine.

Addicted to Solitude

Dokumentarfilm
Dänemark
1999
60 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jon Bang Carlsen
Regie
Jon Bang Carlsen
Musik
Frédéric Chopin, Johann Strauss
Kamera
Jon Bang Carlsen
Schnitt
Haley Morris-Hohls
Buch
Jon Bang Carlsen
„Leben ist das, was dir widerfährt, während du mit anderen Plänen beschäftigt bist. Genauso ist es mit Filmen.“ Diese Feststellung zu Beginn von „Addicted to Solitude“ weist die Richtung: Es gibt keine. Geplant war ein Film über Südafrika, einige Jahre nach dem Ende der Apartheid. Aber die ursprüngliche Geschichte ging dem Regisseur unterwegs irgendwie verloren. Geblieben ist das Material, das während der Recherche entstand und das Bang Carlsen zu einem Reisetagebuch, ganz sicher auch zu einem seiner persönlichsten Filme verarbeitet hat. Vor dem Hintergrund der tragischen Lebensgeschichte zweier Frauen der „white community“ irgendwo in der ländlichen Abgeschiedenheit Südafrikas werden die Geister der Vergangenheit ebenso lebendig wie die Ängste vor der Zukunft. Doch hat der Reisende ein Privileg: Er muss nicht vorgeben, zu irgendeiner Seite zu gehören. Und diese Freiheit ermöglicht Bang Carlsen einen Blick auf das Heute des Übergangs, der tiefste emotionale Verunsicherung freilegt. Die weiße Herrschaft beruhte auf freiwilliger Einsamkeit durch Ausschluss der schwarzen Bevölkerung. Die Herrschaft sind sie los. Die Einsamkeit ist geblieben.
Matthias Heeder
Hommage Jon Bang Carlsen 2014
Before the Guests Arrive Jon Bang Carlsen

The last preparations for the season at a small hotel on the North Sea coast. Managed by an elderly lady and maintained by her only employee, who’s not quite so young either, this house is stuck in some early 1960s style.

Before the Guests Arrive

Dokumentarfilm
Dänemark
1986
15 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jon Bang Carlsen, Mads Egmont Christensen
Regie
Jon Bang Carlsen
Kamera
Tom Elling
Schnitt
Grete Møldrup
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Niels Arild
Die letzten Saisonvorbereitungen in einem kleinen Hotel an der Nordsee. Geführt von einer betagten Dame und in Schuss gehalten von deren einziger Angestellten, auch sie nicht mehr die Jüngste, ist dieses Haus stilistisch irgendwie in den frühen 1960er Jahren hängengeblieben. Vielleicht war es diese Randständigkeit im touristischen Raum, die Bang Carlsen an dem Projekt reizte. Nichts ist hier situativ, zufällig oder ungeplant. An jeder Einstellung wurde sorgfältig gebaut, die Bewegungen der beiden Frauen orchestriert, die Dialoge und Texte so überzeugend entwickelt, dass hinter dem einfachen Bild eines in die Jahre gekommenen Familienhotels eine universelle Wahrheit über die Vergänglichkeit der Dinge aufscheint. Ein wehmütiger Blick des Regisseurs auf ein wenn auch etwas verstaubtes Kleinod, das der Film bewahrt und der Nachwelt wie in einer Zeitkapsel überliefert.
Matthias Heeder
Hommage Jon Bang Carlsen 2014
Hotel of the Stars Jon Bang Carlsen

Einst der angesagteste Platz im Herzen Hollywoods, ist das Montecito Hotel in der Franklin Avenue Anfang der 1980er Jahre nur noch ein Schatten vergangener, prominenter Tage.

Hotel of the Stars

Dokumentarfilm
Dänemark
1982
45 Minuten

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Regie
Jon Bang Carlsen
Musik
Tennyson Stephens
Kamera
Alexander Gruszynski
Schnitt
Anders Refn
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Niels Bokkenheuser
Einst der angesagteste Platz im Herzen Hollywoods, ist das Montecito Hotel in der Franklin Avenue Anfang der 1980er Jahre nur noch ein Schatten vergangener, prominenter Tage. Die Stars sind weitergezogen, in schickere Paläste. Für das Montecito blieb das Fußvolk der Branche: Kleindarsteller, Statisten, Musiker. Und ein mies funktionierender Lift. Für Bang Carlsen, der den Dokumentarfilm als Kunstform begreift (und nicht als objektiven Blick auf die Welt), ist es naheliegend, dass sich die Menschen, die in dem Hotel leben, selbst spielen. Dan, schwergewichtiger Mann Anfang 40, schlüpft in die Rolle des Kleindarstellers, der er real ist und den er jetzt für Bang Carlsen spielt. Und dabei geschieht etwas Erstaunliches. Plötzlich passt Dan die Maske des Spiels nicht mehr, sie verrutscht und eine andere Wahrheit über ihn und die Welt, in der er sich bewegt, wird sichtbar. Alle Protagonisten/Schauspieler in diesem Film haben ihren Auftritt, ihre Szene, ihren Moment. Woraus Bang Carlsen eine unglaublich authentische Geschichte über das Amerika der Verlierer baut.
Matthias Heeder
Hommage Jon Bang Carlsen 2014
How to Invent Reality Jon Bang Carlsen

An einer Stelle dieses Essays über das „documentary staging“ heißt es: „Man zieht in einen Film ein, so wie man in ein Haus zieht“. Ob man sich darin allerdings wohlfühlt, hängt von vielen kleinen, mitunter unscheinbaren Dingen ab.

How to Invent Reality

Dokumentarfilm
Dänemark
1996
30 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jon Bang Carlsen
Regie
Jon Bang Carlsen
Musik
Anúna
Kamera
Donal Gilligan, Jon Bang Carlsen
Schnitt
Morten Giese
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Morten Holm
Die Darstellung der Arbeitsmethode Jon Bang Carlsens am Beispiel seines Films über irische Junggesellen – „It’s Now or Never“. An einer Stelle dieses Essays über das „documentary staging“ heißt es: „Man zieht in einen Film ein, so wie man in ein Haus zieht.“ Ob man sich darin allerdings wohlfühlt, hängt von vielen kleinen, mitunter unscheinbaren Dingen ab. Davon erzählt uns Bang Carlsen in diesem Film: von der Suche nach Protagonisten, Orten, Ereignissen, Stimmungen und deren Übersetzung in eine Filmgeschichte. Deshalb ist es ist nicht die Geschichte des Protagonisten, die uns schließlich im Kino begegnet, und auch nicht die des Regisseurs. Vielmehr hat der Film seine ganz eigene Wahrheit gefunden. Und das ist das Wunderbare am Filmemachen. Insofern muss einem weiteren Kommentar Bang Carlsens zur dokumentarischen Methode zugestimmt werden: „Das Resultat dieses falsch verstandenen orthodoxen Denkens ist es, sich davon begrenzen zu lassen, wie die Welt zufälligerweise gerade aussieht.“
Matthias Heeder
Hommage Jon Bang Carlsen 2014
Phoenix Bird Jon Bang Carlsen

Schon die erste Einstellung dieses Films belegt die große Lust des Regisseurs am Erzählen: im Gegenlicht der aufgehenden Glutsonne Arizonas ein Vogelschwarm vor Gebirgszug

Phoenix Bird

Dokumentarfilm
Dänemark
1984
45 Minuten

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Produktion
Jon Bang Carlsen
Regie
Jon Bang Carlsen
Kamera
Alexander Gruszynski
Schnitt
Anders Refn
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Peter Witt
Schon die erste Einstellung dieses Films belegt die große Lust des Regisseurs am Erzählen: im Gegenlicht der aufgehenden Glutsonne Arizonas ein Vogelschwarm vor Gebirgszug, aus dem Off ein vernichtender Kommentar des Protagonisten über das Wirken Gottes auf Erden. Schnitt auf eine Pistole, nah. Von hier ab entwickelt sich alles in dieser Geschichte im Hinblick auf diese Waffe – die Gewalt, die sie ist, das Überleben, das sie verspricht, die individuelle Freiheit, die sie verkörpert. In den Augen des Protagonisten dieses aufregenden Films über Sicherheitsparanoia jedenfalls – Vietnam-Veteran, Ex-CIA-Mann und Experte für Überlebenstechniken James R. Jarrett. Ein Krieger des Lebens, der seinen Kunden die Angst vorm Töten nimmt. You can do it! Bang Carlsen hat seine Methode des „documentary staging“ in diesem Film so weit entwickelt, dass die Inszenierung des Protagonisten als einsamer Cowboy eng an das entsprechende Hollywood-Motiv angelehnt ist. Allerdings dient es hier nicht der Beruhigung oder der Legitimierung, sondern wird als Maske einer Realität sichtbar, in der die Menschen individuelle Freiheit mit dem Recht auf Gewalt verwechseln.
Matthias Heeder
Hommage Jon Bang Carlsen 2014
Portrait of God Jon Bang Carlsen

Keine Geschichte, keine Entwicklung, kein Film ohne Zweifel. Das gesamte Werk Jon Bang Carlsens beruht auf diesem Gedanken. Zweifel an der Wirklichkeit, an sich selbst, Zweifel an der Objektivität der Kamera.

Portrait of God

Dokumentarfilm
Dänemark
2002
60 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Jon Bang Carlsen, Sigve Endresen
Regie
Jon Bang Carlsen
Musik
Cristóbal de Morales
Kamera
Jon Bang Carlsen, Michael Buckley
Schnitt
Molly Malene Steensgaard
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Henrik Langkilde
Keine Geschichte, keine Entwicklung, kein Film ohne Zweifel. Das gesamte Werk Jon Bang Carlsens beruht auf diesem Gedanken. Zweifel an der Wirklichkeit, an sich selbst, Zweifel an der Objektivität der Kamera. „Ich kämpfe um eine filmische Struktur, die den Zweifel als eine der Hauptfiguren in meinen Filmen etabliert, und die doch gleichzeitig auch das feste Gerüst bilden muss, das meine filmischen Fragmente trägt.“ In „Portræt af Gud“ – Abschluss seiner „Südafrikanischen Trilogie“ – schlüpft Bang Carlsen als Erzähler in die Rolle eines Detektivs, der sich auf die Suche nach einem (womöglichen) Gerücht begibt: dem Bild Gottes. Professionell (das Misstrauen des Detektivs) und persönlich voller Skepsis folgt der Regisseur in diesem Roadmovie den Vorstellungen, die sich die Menschen von Gott machen. Schließlich findet er in einem gigantischen Gefängnis von Kapstadt überraschende Antworten und eine universelle Einsicht: dass es eine Sünde ist, in den Himmel zu schauen, wenn man Gott sucht.
Matthias Heeder

Purity Beats Everything

Dokumentarfilm
Dänemark
2007
30 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Marianne Christensen, Jon Bang Carlsen
Regie
Jon Bang Carlsen
Musik
Nikolai Rimsky-Korsakov
Kamera
Jon Bang Carlsen
Schnitt
Andri Steinn Guðmundsson
Buch
Jon Bang Carlsen
Ton
Peter Schultz
Eine sehr eigenwillige und mutige Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Auf der einen Seite sind da zwei Überlebende, die nach dem Ende des Krieges in Südafrika eine neue Heimat fanden – in einem Land, das schon damals Rassentrennung praktizierte. Die Schilderung ihrer grauenhaften Erlebnisse in den Gettos und Todescamps wird durch die Reflexionen des Regisseurs auf einer zweiten Ebene verbunden mit der Apartheid, spirituellen Grundmustern der europäischen Kultur sowie einer Gegenwart, die anfällig ist für das Echo des Vergangenen. In diesem Film variiert Bang Carlsen seine Methode des „documentary staging“, indem nicht die Protagonisten und ihre Geschichten inszeniert werden, sondern Häuser, Räume, Landschaften, Tiere, sogar Wäscheklammern, wodurch Orte ebenso aufeinander bezogen werden wie Zeiträume. Es gibt eine Einstellung in diesem Film, die wie ein Schlag ins Gesicht ist. Wir hören von dem schwarzen Dunst über Auschwitz und blicken auf den Schornstein des Wohnhauses des Regisseurs, gegen den Himmel gedreht, mit feinem Rauch. Die Vergangenheit, die nie vergeht – und die immer und überall droht.
Matthias Heeder