Kentauren sind Fabelwesen. Halb Mensch, halb Pferd. Gauchos ähneln den Kentauren. Wie diese sind sie eine eigentlich schon ausgestorbene Art. Und auch von ihrer Kultur des nomadischen Viehzüchtens ist praktisch nichts mehr übrig. Aber noch gibt es vereinzelte Exemplare dieser Spezies, vor allem im Norden Argentiniens.
Gauchos tun nicht viel. Sie reden auch nicht viel. Sie sind! Das aber auf intensivste Art. Regisseur Nicolás Torchinsky begleitet ein altes Paar in ihrem Mit- und Gegeneinander. Und so haben auch wir einen Film lang Teil an dieser Art, in der Welt zu sein, welche anscheinend vom Lauf der Zeit vergessen wurde. Wir betrachten sie wie ein nächtliches Feuer, das, wenn man ihm keine neue Nahrung gibt, sehr langsam gegen Morgen verglimmt. Über dem Feuer: das Sternbild des Kentauren, eine auffällige Konstellation des Südhimmels. Sicher wäre der Gaucho, ginge es nach den Sternen, immer noch ein mythischer Held. Doch in dieser Welt geht es eben nicht nach den Sternen, sondern nach dem Willen der Menschen oder, noch prosaischer, der Verhältnisse – und die Verhältnisse, die sind nun mal nicht so.
Ralph Eue