Filmarchiv

Internationales Programm 2012
Der Prozess Gerald Igor Hauzenberger

Der größte Strafprozess Österreichs, in dem harmlose Tierschützer als Staatsfeinde angeklagt und verurteilt wurden. Kafkaesker Abgesang auf die westliche Demokratie.

Der Prozess

Dokumentarfilm
Österreich
2012
112 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Michael Seeber, Gerald Igor Hauzenberger, framelab filmproduktion
Regie
Gerald Igor Hauzenberger
Musik
Bernhard Fleischmann
Kamera
Dominik Spritzendorfer, Gerald Igor Hauzenberger
Schnitt
Michael Palm
Animation
Chris Moser
Buch
Gerald Igor Hauzenberger
Ton
Michael Palm
Von Igor Hauzenbergers Film geht eine große Beunruhigung aus. Wenn im Namen des Paragrafen 278a, der eingeführt wurde, um Organisationen wie die Mafia und Al Quaida zu bekämpfen, aus einem Protestbrief eine Bedrohung, aus einem Tierschützer ein Staatsfeind, aus einer NGO eine terroristische Vereinigung wird, dann geraten die Säulen der Zivilgesellschaft bedenklich ins Wanken. Dreizehn Tierschützer stehen in Wien vor Gericht, weil sie mit durchaus medienwirksamen Aktionen gegen Massentierhaltung und den Handel mit Pelzen vor Ställen und Kaufhäusern protestierten. Klar, nackte Demonstranten, die mitten im Winter in der Wiener Innenstadt tote Tiere in ihren Händen halten oder blutüberströmt Schweineköpfe am Kreuz durch die Straßen tragen, sind kein schöner Anblick. Ebenso stört, dass es sich bei dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) nicht einfach um eine Chaotentruppe handelt, sondern um ein international organisiertes Netzwerk, zu dessen Köpfen Wissenschaftler und Grünen-Politiker gehören, unter ihnen der charismatische Dr. Dr. Martin Balluch, der sich nach seiner Universitätskarriere für den Weg auf die Straße entschieden hat. Igor Hauzenberger begleitet die Demonstranten über mehrere Jahre, versucht, Licht in den Paragrafen-Dschungel zu bringen und sucht hartnäckig Staatsanwälte, Pressesprecher und Kaufhausbetreiber vor die Kamera zu holen. Vergeblich. Dieser größte Strafprozess Österreichs entwickelt sich zum Präzedenzfall: Demokratie versus jene, die auch schon mal brüllen, „der Hitler muss wieder her.“
– Cornelia Klauß
Internationales Programm 2012
Mama Illegal Ed Moschitz

Langzeitbeobachtung moldawischer Frauen, illegal und ohne Rechte, für Putz- und Pflegejobs in Westeuropa, und ihrer Kinder, die ohne Mutter aufwachsen. Eine Tragödie.

Mama Illegal

Dokumentarfilm
Österreich
2011
95 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ed Moschitz
Musik
Gailute Miksyste
Kamera
Sandra Merseburger
Schnitt
Alexandra Löwy
Buch
Ed Moschitz
Ton
Lenka Mikulova
Am Wegesrand der Bahngleise liegen schmutzige Klamotten, hingeworfen von jenen, die sich im Unterteil der Güterzüge versteckt hielten, um der Armut Moldawiens zu entkommen. Die Arbeitslosenrate liegt bei 80 Prozent, ein Drittel der Bevölkerung hat bereits das Land verlassen. Mittlerweile sind es vor allem die Frauen, die gehen, um sich im Westen als Putzkräfte oder Pflegerinnen illegal, ohne Krankenversicherung und ohne Rechte durchzuschlagen. Die Schlepper sind teuer und das Risiko, geschnappt zu werden, zu hoch, deshalb bleiben sie für Jahre fern. Sie übernehmen die Arbeit, die kein anderer machen will, und das für wenig Geld. Aber die Rechnung geht nicht auf. In der Fremde verändern sie sich, wollen auch so leben wie die, deren Wohnungen sie putzen, während zu Hause ihre Kinder warten und die Väter das Brot backen. Sieben Jahre lang hat Ed Moschitz drei Frauen begleitet. Dieser bemerkenswert lange Zeitraum, den sich dieser Film erkämpft hat, ermöglicht alle Perspektiven kennenzulernen. Die Entfremdung der Kinder von ihren Müttern, die sie nur per Skype kennen, die Enttäuschung der Männer, wenn ihre Frauen sich darüber mokieren, wie sie den Haushalt führen, und der Zwiespalt der Gastarbeiterinnen, die im Westen ohne Papiere sind und in ihre Heimat nicht mehr zurückfinden. Mama illegal ist ein leidenschaftliches Plädoyer an die Politik, den Realitäten einen legalen Rahmen zu verschaffen. Der Blick in das Klassenzimmer einer moldawischen Dorfschule, wo beinahe alle Kinder „mutterlos“ sind, sollte Anlass genug sein.
– Cornelia Klauß