Filmarchiv

Jahr

Spätlese 2019
Marona’s Fantastic Tale Anca Damian

Marona-Sara-Ana-die Neunte ist edler Abstammung, aber keine Prinzessin. Ihre Namen bekam sie von Herrchen und Frauchen. Das moderne Märchen über eine Hündin wirft Identitätsfragen auf.

Marona’s Fantastic Tale

Animationsfilm
Belgien,
Frankreich,
Rumänien
2019
92 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Anca Damian
Regie
Anca Damian
Musik
Pablo Pico
Kamera
Brecht Evens, Gina Thorstensen, Sarah Mazetti
Schnitt
Boubkar Benzabat
Animation
Dan Panaitescu, Chloé Roux, Hefang Wei, Mathieu Labaye, Claudia Ilea
Buch
Anghel Damian
Ton
Clément Badin
Marona-Sara-Ana-die-Neunte ist zwar väterlicherseits von adliger Abstammung, anmutig und schön, aber keine Prinzessin. In ihrem kurzen Leben meistert sie manche Abenteuer: Sie lernt Akrobatik und Zaubertricks, landet kurzzeitig auf der Straße und wird sogar zur Retterin in der Not. Sie ist eine Hündin. Ihre Namen bekam sie von diversen Herrchen und Frauchen. Anca Damian erzählt mit Fantasie und Humor eine berührende Geschichte.

Eine eigenwillige, surrealistisch-kindliche Ästhetik, die Kombination verschiedener Animationstechniken, starke Stilisierungen und die buntfröhliche Farbpalette verleihen den Figuren besondere Ausdruckstärke. Die Hintergründe beeindrucken als witzige und künstlerisch geprägte Wimmelbilder. Durch ungewöhnliche Perspektiven entdecken wir gleichzeitig aus vielen Blickwinkeln urbanes Treiben – wie mit allen Sinnen. Im Herzen des Films entfaltet sich ein realistisch-kritisches Stadtgesellschaftsporträt, das vor Fragen zur Beziehung zu Tieren und damit zu unseren Werten nicht zurückschreckt. Freude und Traurigkeit, Abschied und Anfang bedingen sich – auch der Tod wird sensibel mitbehandelt. Damians modernes Märchen dreht sich um Identität und Zugehörigkeit. Mit musikalischer und visueller Poesie sowie mit philosophischem Esprit feiert es – ebenso schlicht wie extravagant – die Komplexität der Existenz und die Einfachheit des Glücks.

Nadja Rademacher
Spätlese 2019
That Which Does Not Kill Alexe Poukine

Eine unaufgeregte, performativ inszenierte Bestandsaufnahme zum Thema Vergewaltigung. Alexe Poukine birgt das Delikt aus der Dunkelzone und bringt neben Betroffenen auch Täter zur Sprache.

That Which Does Not Kill

Dokumentarfilm
Belgien,
Frankreich
2019
85 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Cyril Bibas (CVB), Cécile Lestrade, Elise Hug (Alter Ego)
Regie
Alexe Poukine
Kamera
Elin Kirschfink
Schnitt
Agnès Bruckert
Buch
Ada Leiris
Ton
Bruno Schweisguth
Cast
Conchita Paz, Epona Guillaume, Aurore Fattier, Marijke Pinoy, Marie Préchac, Sophie Sénécaut, Anne Jacob, Tristan Lamour, Noémie Boes, Maxime Maes, Yves-Marina Gnahoua, Tiphaine Gentilleau, Séverine Degilhage, Laurence Rosier
Es ist bekannt, dass der größte Teil sexualisierter Gewalt nicht im öffentlichen Raum, sondern im scheinbar geschützten Bereich von Familie, Partner- und Bekanntschaft stattfindet. So auch bei einer jungen Frau, die bei einer privaten Verabredung von einem guten Freund vergewaltigt wurde. Ihr Bericht war Anlass und Grundlage dieses Films, der ihn in verteilten Rollen von verschiedenen Frauen und auch Männern erst darstellerisch, dann analytisch interpretieren lässt.

Dabei kommen neben der Tat selbst ihre Folgen und der Umgang mit den Gefühlen von Schuld, Scham, Lähmung und Verdrängung zur Sprache – aber bald auch eigene Opfer- und Täter-Erfahrungen der Vortragenden. In seiner Direktheit und Ausführlichkeit ist das Sprechen für alle Beteiligten manchmal quälend. Doch das Erzählen und das Zuhören sind die einzige Chance, die Phantome und Dämonen der Vergangenheit einzuholen und so die erlittenen Wunden zu heilen. Uns, der Öffentlichkeit, gibt Alexe Poukines differenzierter und vielschichtiger Umgang mit dem sonst meist sensationalistisch verhandelten Thema die Möglichkeit, den Blick auf den Tatbestand der Vergewaltigung unaufgeregt neu zu justieren.

Silvia Hallensleben