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Verlorener Horizont

Dokumentarfilm
Bolivien,
Deutschland
2013
69 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Eva Kemme, Tobias Siebert, Ansgar Frerich
Regie
Robert Bohrer, Emma Simon
Musik
Jan Maihorn
Kamera
Emma Rosa Simon, Max Preiss
Schnitt
Kathrin Dietzel
Buch
Robert Bohrer, Emma Simon, Marian Kaiser
Ton
Florian Dietrich
„Eines Tages starb das Meer, von einem Ufer zum andern, sich faltend, schrumpfend, ein Mantel, den man fortnimmt.“ Die Wehklage, von der chilenischen Dichterin Gabriela Mistral in ihrem Gedicht „Der Tod des Meeres“ angestimmt, dieser poetisierte Phantomschmerz könnte auch aus Bolivien stammen. Vor über hundert Jahren büßte das Land – durch Chile – seinen Zugang zum Meer ein. Anders als bei Mistral gilt jenes deswegen aber nicht als verloren. Es bleibt als verlorener Horizont erhalten, als nationaler Sehnsuchtsort. Eines Tages kehrt Bolivien ans Meer zurück. Wie ein Mantra wiederholt sich das Motto, in Schulen, bei der „Feier des Tages des Meeres“, bei der Ausbildung der Marine. Ja, Bolivien leistet sich eine Marine für diesen glorreichen Tag, eine „Armada“, auch wenn die statt auf dem Pazifik auf dem Titicacasee schwimmt. Der Film verfolgt die Ausbildung von Wehrpflichtigen zu Matrosen und dringt so in die Funktionsweise des Mythos ein. So manches Manöver rangiert am Rande der Absurdität, etwa wenn die Taucherspezialtruppe sich mit einem beherzten „Für Bolivien, verdammt!“ in den See stürzt oder die Soldatinnen zur Matrosenuniform abgesägte Pumps überstreifen. Szenen wie am Wegesrand eingefangen, zwischen Disziplin und Träumerei, ergänzen das Panorama eines „maritimen“ Andenlandes, das einerseits an alten Idealen festhält, andererseits zaghafte Modernisierungsschritte unternimmt.

Lars Meyer