Genau diese Bilder brauchen wir! Die nicht von Nachrichtenagenturen oder schnell in Krisenherde jagenden Reportern kommen, sondern von den Dokumentaristen, die vor Ort leben – wie der burmesische Filmemacher Tin Win Naing, der während der Safran-Revolution 2007 die gewaltsamen Übergriffe auf protestierende Mönche filmte. Die Konsequenz: Er muss über Nacht das Land verlassen.
Hier, wo die Geschichten meist enden, beginnt die von Tin Win Naing: im Exil. Was heißt schon gerettet? Der Regisseur berichtet in seiner Off-Erzählung minutiös von der Einsamkeit und den Entbehrungen, die ihm als illegalem Flüchtling in Thailand widerfahren – da er nicht weiß, wie er überleben, geschweige denn die zurückgelassene Familie versorgen soll. Aber ein Dokumentarist zu sein, heißt auch, die Neugierde und Aufmerksamkeit für andere in der Fremde nicht abzulegen. Sie werden sein wichtigstes Kapital. Er begegnet burmesischen Wanderarbeitern, in deren Existenzkampf er sein Leben gespiegelt sieht. Während er beginnt, sie zu porträtieren, wandelt sich sein Selbstmitleid in Demut und das Exil in eine Erfahrung, die seinen Blick auf die Welt fortan bestimmen wird. Da, wo Armut herrscht, findet sich auch Empathie, und für Gerechtigkeit zu streiten, gibt Kraft. Dank Tin Win Naings schonungsloser Ehrlichkeit, auch sich selbst gegenüber, ist ihm ein Film gelungen, der ein großes Wort mit Leben füllt: Humanität.
Cornelia Klauß