Dieser „Lost Highway“ ist ein 40 Kilometer langes Stück des Trans-Kanada-Highways im östlichen Ontario. Er ist auch Teil des Highway 7, der Toronto mit Ottawa verbindet. Die Straße wurde während der Großen Depression in den 1930er Jahren gebaut – vielleicht war das ja schon ein Omen. Zuerst war sie eine Job-Maschine. Die erste große Ost-West-Schneise durch die Wälder und Moore zog Motel- und Restaurantbetreiber hierher, und jeder Tankstellenbesitzer konnte auf bescheidenem, aber halbwegs sicherem Niveau seine Familie ernähren. Doch die Blütezeit dauerte nur zwei Jahrzehnte. Heute gibt es eine mehrspurige Autobahn, die wie ein Bypass wirkt und die ehemals belebte Landstraße dazu verdammt, nur noch Krampfader zu sein. Wenn heute jemand über das Asphaltband rollt, sieht er an den Straßenrändern verlassene Häuser, Geschäfte und Tankstellen – langsam verfallende, gerade noch sichtbare Spuren früheren Lebens, gescheiterter Pläne und enttäuschter Hoffnungen.
Derreck Roemer und Neil Graham erzählen von den Lebensgeschichten eines versprengten Haufens übriggebliebener Bewohner dieses Landstrichs, aber auch von den Mutationen und Kollateralschäden, die von Kultur und Ideologie der Automobilität gern unter den Tisch gekehrt werden.
Ralph Eue