Die Menschen wollen den Mars bereisen: Tabula rasa mit der Zivilisation. Gesellschaftsavantgarde. Die Planeten wachsen zusammen, allein die Zukunft lässt noch immer auf sich warten. In der Moneda, dem Präsidentenpalast in Santiago de Chile, geht der Spürhund Valyente seiner Arbeit nach, überprüft Stuhlreihen und Kanapees auf Sprengstoff. Der Hund stammt aus Haiti, genau wie Petit-Frère Wilner, der wie viele seiner Landsleute nach Chile immigrierte. Nachts arbeitet er als Tankwart, tagsüber als Herausgeber eines Magazins für die haitianische Community. Verfasst in kreolischer Sprache, bekam auch Valyente seinen eigenen Artikel.
Angeleitet von der Off-Stimme Petit-Frères entwerfen Roberto Collío und Rodrigo Robledo ein Splitterbild der haitianischen Einwanderercommunity in Chile, das sich bewusst auf keine stabile Perspektive zurückführen lässt: Wir sehen Blasmusikvereine und Schwimmrennen, Satelliten- und Stummfilmbilder, Dokumente der Vergangenheit und Visionen der Zukunft – assoziativ und frei, halb recherchiert, halb geträumt. Die Realität ist der imaginäre Gegenstand der Suche nach ihr. Es gibt keinen Zugriff auf sie, aber es gibt immer die Möglichkeit, sie zu filmen.
Lukas Stern