Filmarchiv

Jahr

Homo Botanicus

Dokumentarfilm
Kolumbien,
Frankreich
2018
88 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Nicolás Van Hemelryck, Clare Weiskopf, Pierre-Emmanuel Urcun, Guillermo Quintero
Regie
Guillermo Quintero
Musik
Violeta Cruz
Kamera
Guillermo Quintero
Schnitt
Julie Borvon, Guillermo Quintero
Buch
Guillermo Quintero
Ton
Marc-Olivier Brullé
Ein Professor und sein Meisterschüler machen sich auf eine Forschungsreise in das unberührte tropische Hochgebirge der Anden. Der bedeutende Botaniker Julio Betancur hat bereits über 19.000 Pflanzenarten gesammelt und in einem gigantischen Herbarium in Bogotá archiviert, das er fortlaufend erweitert, zurzeit mithilfe seines jungen Gefolgsmannes Cristian. Regisseur Guillermo Quintero war vor über fünfzehn Jahren selbst Student bei Betancur, bevor er sich in Paris der Philosophie und später dem Filmemachen zuwandte. Bis heute verspürt er Hochachtung für seinen ehemaligen Mentor, auch Faszination für den anachronistisch wirkenden und romantischen Forscherblick auf die reiche Pflanzenwelt. Der Filmemacher begleitet das ungewöhnliche Paar. Als außenstehender Beobachter kommentiert er das Geschehen aus dem Off. Dabei schwingt Bewunderung mit für ihre Leidenschaft, aber auch Zweifel an der akribischen Sammlertätigkeit. Ist es noch zeitgemäß, die Natur so zu klassifizieren?

Quintero begibt sich in seinem Debütfilm in den Sog der Zeitlosigkeit im tropischen Wald. Variantenreiche und kunstvolle Ansichten der Fauna zeigen einen überraschend anderen und mystischen Blick auf Kolumbien. Dabei vermittelt sich auch das Bild eines Landes mit einer aufstrebenden Filmindustrie, deren Autorinnen und Autoren sich vorwiegend politischen oder persönlichen Konflikten widmen.

Annina Wettstein

Land Within

Dokumentarfilm
Kolumbien,
Finnland
2016
60 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jenni Kivistö
Regie
Jenni Kivistö
Kamera
Andrés Estefan Ramírez, Samuel Valkola
Schnitt
Otto Andersson
Buch
Jenni Kivistö
Ton
Jarkko Kela, Rafael Ospino Betancourt
Ein Film auf Traumpfaden. Und eine nomadisierende Reflexion um Fremdes und Vertrautes: Die finnische Filmemacherin Jenni Kivistö fühlt sich dem Volk der Wayuu, das in der Wüste zwischen Kolumbien und Venezuela lebt, auf wundersame Weise seelenverwandt. Den Ernst, auch die Stille dieser Menschen empfindet sie als eigenartig bekannt – eine Nähe, die sie vorsichtig pflegt und befragt. In vier Kapiteln von berückender Bildmacht, durchsetzt von schwebend-poetischen, wie Tagebucheinträge erscheinenden Notizen, verwandelt sie sich die Wirklichkeit dieser Ferne im Norden Südamerikas filmisch an. Sie widmet einem Ursprungsmythos der Wayuu ebenso große Aufmerksamkeit wie sie mit souveräner Neugier Alltagsmomente und Träume, befremdliche Rituale und gespenstische Begebenheiten in ihre Erzählung inkorporiert.

Irgendwann berichtet Kivistö von der Begegnung mit einem kleinen Jungen, der ihr einige Worte in seiner Sprache beibringt, während sie ihn umgekehrt finnische Vokabeln lehrt. Manche Bezeichnungen ähneln sich. Andere stehen einander beziehungslos gegenüber. Nur ein einziges Wort bedeutet auf Finnisch und in der Wayuu-Sprache das Gleiche: „Maa“. Es ist das Wort für Erde. Oder: das Land.

Ralph Eue

The Shape of Now

Dokumentarfilm
Kolumbien,
Norwegen
2018
70 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Augusto Cesar Sandino, Emil Olsen, Manuel Correa
Regie
Manuel Correa
Musik
Simón Mesa Giraldo
Kamera
Manuel Correa, Angelica Toro, John Jarlen Quiroz
Schnitt
Manuel Correa
Buch
Sebastián Munera, Manuel Correa, Francisco Londoño, Emil Olsen
Ton
Francisco Londoño, Emil Olsen
Am Anfang arbeitet sich ein Insekt aus dem Boden – angestrengt, um Orientierung bemüht, den schweren Sand von den Flügeln streifend. Aus der Erde kommend, durchstößt es die Oberfläche des Planeten und dreht sich einmal um die eigene Achse, ganz so, als sähe es sich um in jener Gegenwart, in die es gerade erst hineingekrochen kam. Manuel Correas experimenteller Dokumentarfilm hat große Ähnlichkeit mit diesem arbeitsamen Tier, an dessen Körper noch der Boden klebt, dessen Sicht noch trüb, dessen Flügelschlag noch träge ist.

Schätzungen zufolge haben etwa 200.000 Menschen in Kolumbiens 50 Jahre andauerndem Bürgerkrieg ihr Leben verloren. Weitere 25.000 Menschen wurden entführt, viele gelten bis heute als vermisst. Als im November 2016 der Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Rebellen geschlossen wurde, verbannte man zwar die Waffen aus dem Konflikt. Die Bevölkerung des Landes sieht sich seither aber auch mit der schier unlösbaren Aufgabe konfrontiert, sich auf eine gemeinsame Vergangenheit einigen zu müssen. Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln wirft „The Shape of Now“ Licht auf diesen kräftezehrenden Prozess und damit auf die bleierne Gegenwart Kolumbiens. Und ebenso wie die Menschen des Landes – die Überlebenden, die trauernden Mütter, die Historiker und die Experten – ist auch dieser Film noch ganz im Modus einer ersten Orientierung.

Lukas Stern