Filmarchiv

A Hole in the Head

Dokumentarfilm
Tschechische Republik,
Slowakei
2016
92 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Barbara Janišová Feglová
Regie
Robert Kirchhoff
Musik
Miroslav Tóth
Kamera
Juraj Chlpík
Schnitt
Jan Daňhel
Buch
Robert Kirchhoff
Ton
Václav Flégl
Eine kleine Kunstgalerie irgendwo in Serbien, in der ausschließlich Werke von Roma ausgestellt werden. Ist Clinton nicht auch ein Roma? Da ist sich die Galeristin nicht so sicher. Aber Antonio Banderas sei Roma, auch Yul Brynner. Sie wagten es nur nicht, sich öffentlich dazu zu bekennen. Diese rührende Szene kultureller Selbstvergewisserung ist Teil einer Erzählung über den Holocaust an den Roma, der weitgehend aus dem europäischen Gedächtnis getilgt ist und dessen Spuren der Regisseur akribisch nachgeht. Ein Film gegen das Vergessen.

Wir lernen Menschen aus Frankreich, Serbien, Deutschland, Tschechien und Polen kennen, die als Kinder in die Fänge der Mordmaschine der Nazis gerieten. Rita war keine drei Wochen alt, als SS-Ärzte in einem Würzburger Krankenhaus grauenhafte Experimente an ihr vornahmen. Ihre Zwillingsschwester starb, sie überlebte mit einem „Loch im Kopf“. Raymond, ein 90-jähriger, extrem wacher Rom, erinnert daran, dass es die französische Gendarmerie war, die sie damals zusammentrieb, nicht die Deutschen. Heute dringt die gleiche Polizei ohne Durchsuchungsbeschluss in seinen Wohnwagen ein und verhaftet drei seiner Söhne, weil sie ihm zu Hilfe kamen. Was hat sich also geändert? Eine Frage, die sich an jeder Station dieser Reise des Gedenkens neu stellt und uns zwingt, Stellung zu beziehen und ideologischen Müll zu entsorgen.

Matthias Heeder


Nominiert für MDR-Filmpreis