Filmarchiv

Balcony Tales

Dokumentarfilm
Kuba,
Dänemark
2013
36 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Ellen Riis
Regie
Helle Windeløv-Lidzélius
Musik
Christian Schrøder, Max Bering, Peter Johansson, Christer Windeløv-Lidzélius
Kamera
Adam Morris Philp, Denis Guerra Ribas, Rocío Aballí Hernández
Schnitt
Mette Esmark, Nanna Frank Møller
Buch
Helle Windeløv-Lidzélius, Janis Reyes Hernández
Ton
Niels Arild
Es gehört zum Alltagswissen der Menschen im Zentrum Havannas, dass man besser in der Mitte der Straße geht und nicht auf dem Bürgersteig, wo einem schon mal ein schadhafter Balkon auf den Kopf fallen kann. Trotzdem: Der Balkon ist ein treuer Freund. Durch ihn sind die Menschen mit den Nachbarn verbunden, den fliegenden Händlern, dem Trubel und dem Geruch der Straße. Ceci hat sein ganzes Leben hier verbracht. Jetzt ist er alt und blind, aber nicht allein. Er hat seinen Balkon, von wo er einkauft, wichtige Neuigkeiten erfährt und nach Edilia rufen kann, einer jungen Frau von gegenüber, die sich wie eine Tochter um ihn kümmert. Diese warme, unspektakuläre Beziehung bildet den Rahmen einer filmischen Liebeserklärung an die Balkone Havannas. Jeder hat seine eigene Geschichte, seine eigene Seele und Magie. Bitter ist dran, wer keinen hat. Denn er ist getrennt vom Leben, das sich nur dem Blick von oben als Panorama menschlicher Vielfalt darbietet.
Matthias Heeder

Doel

Dokumentarfilm
Belgien,
Dänemark
2018
67 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Mathilde Hvid Lippmann, Frederik Sølberg
Regie
Frederik Sølberg
Musik
Anders Rhedin, Anders Bertram Mannov, Lavvi Ebbel
Kamera
Jonathan Wannyn
Schnitt
Mads Hedegaard
Buch
Frederik Sølberg
Ton
Andreas Sandborg, Neal Willaert
24 Cafés und drei Bäckereien, eine Fähre, eine Metzgerei und ein Supermarkt. Das war Doel in seinen glorreichen Zeiten. Heute eilt der Stadt ein Ruf als Abenteuerpark für Erwachsene voraus. Illegale Autorennen und Techno-Raves füllen die Straßen bei Nacht, und bei Tag diskutieren Touristen in Kleinbussen, ob Graffitis schon Kunst sind oder nur Zeichen des (Sitten-)Verfalls. Anstatt jedoch die verlassenen Häuser vor der Kulisse des expandierenden Hafens von Antwerpen zu filmen, widmet sich Frederik Sølberg in seinem Porträt von Doel den Menschen, die in ihrer Heimatstadt zum Leben geblieben sind. Manche aus Trotz gegen den Zwang der Verhältnisse, andere, weil sie hier die Chance sehen, sich neue Freiräume zu erschließen.

Mit liebevollen Beobachtungen der Bewohner stellt Sølberg die Frage nach dem Recht auf Heimat. Wo ist der Platz der Menschen, wenn die Globalisierung hungrig deren angestammte Räume frisst? Die Gemeinschaft aus Jung und Alt wehrt sich gegen den Verfall der Häuser mit Galgenhumor und einem Bewusstsein für ihre kuriose Lage. Sie sind noch nicht bereit, ihre Heimat aufzugeben. Dabei gelingt es Sølberg, die Berührungspunkte von Bewohnern, Abenteuertouristen und Tuning-Szene einzufangen, die sich diesen Ort teilen, ohne sich wirklich zu begegnen.

Marie-Thérèse Antony
Internationales Programm 2013
Jazz That Nobody Asked For Rune Fisker, Esben Fisker

Ein junger Mann räumt die Hinterlassenschaften seines verstorbenen Vaters auf. Darunter findet er eine Schachtel mit einem höchst sonderbaren Inhalt ...

Jazz That Nobody Asked For

Animationsfilm
Dänemark
2013
4 Minuten

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Produktion
Esben Fisker
Regie
Rune Fisker, Esben Fisker
Animation
Pawel Binczycki, Rune Fisker, Esben Fisker
Buch
Rune Fisker, Esben Fisker
Ton
Pawel Binczycki
Ein junger Mann räumt die Hinterlassenschaften seines verstorbenen Vaters auf. Darunter findet er eine Schachtel mit einem höchst sonderbaren Inhalt: eine Jazzband! Diese folgt ihm nun auf Schritt und Tritt. Was für ein Albtraum!

Miniyamba – Walking Blues

Animationsfilm
Dänemark,
Frankreich
2012
14 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Vibeke Windeløv
Regie
Luc Perez
Musik
Moussa Diallo, Yann Coppier
Kamera
Luc Perez
Schnitt
Luc Perez
Animation
Luc Perez
Buch
Michel Fessler, Luc Perez
Ton
Yann Coppier
Täglich verlassen Tausende Menschen weltweit ihre Heimat. Aus Mali macht sich eines Tages auch Abdu auf den Weg – Europa funkelt aus der Ferne. In der Odyssee vom Nigerstrom zum Stacheldraht des spanischen Auffanglagers Ceuta begegnen dem jungen Mann harsche Realitäten. Was kann da noch von seinen Träumen übrigbleiben?

Mr Sand

Animadok
Belgien,
Dänemark
2016
8 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
The Animation Workshop
Regie
Soetkin Verstegen
Ton
Andrea Martignoni
Das Publikum geriet angesichts der ersten Filmbilder von einem einfahrenden Zug in Panik. Immersives Kino pur. In ihrem kunstvollen Kaleidoskop arrangiert die belgische Künstlerin Soetkin Verstegen mit den analogen Techniken des Trickfilms Reminiszenzen an das frühe Kino als eine Welt, die mit Angst, Schauer und Lust ihre Zuschauer in Bann schlug. Ihre Hommage geht zurück zu den Gruselgeschichten, zum Zirkus und zu den Schaustellern, die das Kino, das es so vielleicht bald nicht mehr geben wird, miterfanden.

Cornelia Klauß

Pervert Park

Dokumentarfilm
Dänemark,
Schweden
2014
75 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Frida Barkfors, Anne Köhncke
Regie
Frida Barkfors, Lasse Barkfors
Musik
Julian Winding
Kamera
Lasse Barkfors
Schnitt
Signe Rebekka Kaufann, Lasse Barkfors
Buch
Frida Barkfors, Lasse Barkfors
Ton
Frida Barkfors, Frank Mølgaard Knudsen
Sexualstraftaten zählen sicher zum Abscheulichsten, das Menschen anderen antun können. Über den Umgang mit den Tätern herrscht scheinbar ein breiter gesellschaftlicher Konsens. In den USA werden ihre Fotos öffentlich gepostet, und nach Verbüßung ihrer Haftstrafe dürfen sie nicht in der Nähe von Orten wohnen, an denen sich regulär Kinder aufhalten. Lediglich Sozialprojekte, wie das von Frida und Lasse Barkfors porträtierte in Florida, helfen ihnen, sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen und ins Leben zurückzufinden. In ruhigen Bildern filmen die Regisseure den Alltag in der „gated community“, einigen der etwa 120 dort lebenden Männern und Frauen kommt der Film sehr nahe. In konzentrierter Intimität entfalten sich erschütternde und sehr unterschiedliche Geschichten, teils von Gewalt- und Missbrauchserfahrungen und einem lebenslangen Kampf um Würde und menschliche Nähe, teils aber auch von aus der Bahn geworfenen Existenzen. Immer geht es um den Umgang mit der eigenen Schuld und die Frage, wie mit ihr weitergelebt werden kann.

Darüber hinaus lernen wir aber auch Menschen kennen, die in ein System geraten sind, das in einer Mischung aus gesellschaftlicher Hysterie und einem auf Profit ausgerichteten Justizapparat die Verurteilung von vermeintlichen Sexualstraftätern zu einem perfiden Geschäftsmodell gemacht hat. Den Begriff des „Perversen“ muss man nach dem Film anders denken.

Grit Lemke
Internationales Programm 2019
Photographer of War Boris Benjamin Bertram

Ein Porträt von Jan Grarup, Kriegsfotograf mit Leib und Seele, Familienvater mit vier Kindern – ein Mann zwischen großem Abenteuer und großer Verantwortung.

Photographer of War

Dokumentarfilm
Dänemark
2019
78 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

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Produktion
Katrine A. Sahlstrøm
Regie
Boris Benjamin Bertram
Musik
Tobias Wilner Bertram
Kamera
Tony Lauge Madsen, Adam Philp, Henrik Bohn Ipsen, Marcel Zyskind, Boris Bertram, Thøger Kappel
Schnitt
Charlotte Munch Bengtsen
Jan Grarup ist Fotograf mit Leib und Seele. Seine Bilder aus Kriegsgebieten haben ihn berühmt gemacht. Aber auch daheim, in seinem Haus in Kopenhagen, steht alles im Zeichen des Mediums: „Die Linse war im Amerikanischen Bürgerkrieg“, sagt Grarup stolz, als er den französischen Starphilosophen Bernard-Henri Lévy zu einer Porträtsitzung empfängt. Der Film von Boris Benjamin Bertram trifft auf Grarup in einem Moment, in dem sich alles ändert: Die Frau, mit der er vier Kinder hat, ist an einem Gehirntumor erkrankt. Grarup, davor wohl eher ein Abenteurer als ein verantwortungsvoller Vater und Partner, muss sich nun kümmern. Und er weiß, wenn er im Irak an die Front gegen den Islamischen Staat geht, dass er heil wieder nach Hause kommen muss, weil er das seinen Kindern schuldet.

Bertrams Film ist zugleich intim und diskret. Jan Grarup öffnet sich, er zeigt seinen über und über tätowierten Körper beim Arzt oder im Hotel, er nimmt den Filmemacher so weit wie möglich in den Alltag eines Kriegsfotografen mit. Ältere, ursprünglich private Aufnahmen aus einem vergangenen Familienleben machen die Gegenwartsszenen noch dringlicher: Fotografie (und Film) wird hier tatsächlich als ein Medium gegen den Tod erkennbar.

Bert Rebhandl
Internationales Programm 2014
The Agreement Karen Stokkendal Poulsen

Die Verhandlungen um die Unabhängigkeit des Kosovo. Zwei Parteien, ein EU-Vermittler. Kammerspielartiger Politthriller, in dem selbst die Krawattenfarbe zum taktischen Detail wird.

The Agreement

Dokumentarfilm
Dänemark
2014
52 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Vibeke Vogel
Regie
Karen Stokkendal Poulsen
Musik
Steffen Breum
Kamera
Sturla Brandth Grøvlen, Lars Skree, Marie Billegrav
Schnitt
Anders Villadsen
Ton
Esa Nissi
Wie sieht es aus und wie fühlt es sich an, wenn am Status Quo von Geschichte gerüttelt wird? Wie eine finstere Pokerrunde oder doch wie ein helles Meeting? Wird da informell freundlich getan oder fliegen die Fetzen? Und was ist mit Taktik? Sitzt man mit dem Rücken zur Wand oder besser zum Fenster? Und wie vorsichtig muss man bei der Wahl der Krawatte sein? Die dänische Filmemacherin Karen Stokkendal Poulsen wollte es genau wissen: Mit immenser Neugier und ebensolcher Zurückhaltung beobachtete sie den mehrwöchigen Endspurt der langen Verhandlungen zwischen Serbien und Kosovo im Jahr 2012.
Es geht um die sensible Befriedung eines schwelenden Konflikts oder besser: die langfristige Ebnung eines für beide Seiten gangbaren Wegs der friedlichen Nachbarschaft. Der komplizierte Dialog wird moderiert und geleitet von EU-Vermittler Robert Cooper. Die Kontrahenten sind Edita Tahiri, stellvertretende Ministerpräsidentin des Kosovo, und Borko Stefanović, Chefunterhändler Serbiens. Jeder der drei Hauptdarsteller agiert zugleich als Vertreter einer Sache wie auch als individueller Charakter. Nicht immer fügt sich beides restlos ineinander. Genaugenommen sind diese Akteure Schlüsselfiguren eines Dramas, das zwar nur sehr selten die Hauptbühne, also den Konferenzraum, verlässt – und doch aufregender anzuschauen ist als manch weltumspannender Thriller. Instruktiv und bewegend. Direct Cinema at its best!
Ralph Eue
Internationales Programm 2016
What He Did Jonas Poher Rasmussen

Ein spektakulärer Mordfall: 1988 tötete Jens seinen Partner, einen prominenten Schriftsteller. Rekonstruktion einer verhängnisvollen Amour fou und Fragen nach Schuld und Sühne.

What He Did

Dokumentarfilm
Dänemark
2016
62 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jesper Jack
Regie
Jonas Poher Rasmussen
Kamera
Nadim Carlsen
Schnitt
Anders Skov
Animation
Lasse Smith
Buch
Jonas Poher Rasmussen
Ton
Martin Dirkov
Kriminal- oder Liebesgeschichte? 1988 tötete Jens Michael Schau im Affekt seinen Lebenspartner und Schriftstellerkollegen Christian Kampmann. Der Fall ging durch die Medien, denn Christian war als Autor eine Berühmtheit in Dänemark. Obwohl Jens seine Strafe längst abgebüßt hat, versteckt er sich bis heute wie ein scheues Tier in seiner Wohnung, aus Angst, die Menschen durch seine bloße Anwesenheit zu verletzen. Doch auch für ihn kommt die Zeit: Seine Geschichte – die hinter der Tragödie – muss heraus. Im Schutz seiner vier Wände lässt sich Jens auf die Kamera ein, die er zögerlich umkreist, stets auf der Hut vor sich selbst. Aus dem Off eröffnen ihm die behutsamen Nachfragen des Regisseurs den Weg in die Vergangenheit: eine bedingungslose Liebe, die für den Psychologiestudenten damals zugleich das Coming-out und den Bruch mit seiner konservativen Familie bedeutete.

Die Zeitreise durch das liberale homosexuelle Kopenhagen der 1970er und 80er Jahre mündet in einen Gefühlswirbel aus Verlustängsten, Eifersucht und Literatenneid. Jens’ überfällige Rückkehr in die Gesellschaft vollzieht sich im Film doppelt: Die Worte, die er sich abringt, spiegeln sich situativ in den Bühnenproben zu einem autobiografischen Theaterstück. Mittels der Darsteller formuliert wiederum Jonas Poher Rasmussen seine eigenen Fragen an den Stoff: Wie lässt sich diese Geschichte erzählen – und wie mit ihr leben?

Lars Meyer