Im San-Bernardo-Archipel an der kolumbianischen Karibikküste liegt, in Sichtweite ihrer großen Schwester Múcura, das winzige Eiland Santa Cruz. Eigentlich keine Insel, eher ein Korallenriff, das die Fischer früher als Lagerplatz nutzten. Dann holten sie ihre Familien von den moskitoverseuchten Inseln hierher, bauten Hütten und heute ist Santa Cruz eine Stadt: 1.200 Quadratmeter, 97 Häuser, 500 Bewohner. Gerammelt voll mit Mensch und Gut, dient dieser unwahrscheinliche Ort der kolumbianischen Regisseurin Marcela Lizcano als Metapher für unseren Planeten. El Cabo, ein alter Fischer und Hummertaucher, fungiert hierbei als Führer, der die Veränderungen zu beschreiben weiß: Der Fisch wird weniger, die Hummer verschwinden, und von den ursprünglich 16 Inseln rund um Santa Cruz hat das Meer schon sechs verschluckt. Seine Überlegungen führen zu einer Versammlung der Bewohner, die uns im Kleinen vorführt, wie Eigensinn, Korruption und Profitgier unsere Welt zerstören. Und dann sind da noch die Kinder, die überall herumstromern und für die das Meer der Spielplatz ist. Ihre Zukunft liegt nicht in Santa Cruz. Sie zieht es aufs Festland, wo der Spaß ist. Sie werden das Meer vermissen, wenn sie dort morgens aufwachen. Mit „Isolated“ ist der Regisseurin das sehr warmherzige Porträt einer Gemeinschaft gelungen, in deren Krise sich unser aller Problem spiegelt. Bloß – wohin sollen wir gehen?
Matthias Heeder