Filmarchiv

Jahr

Internationaler Wettbewerb Dokfilm 2012
11 Images of a Human Markku Lehmuskallio, Anastasia Lapsui

Poetisch-reflexive Untersuchung von Höhlenmalereien und Felsbildern. In magischem Zauber ergreifen die Bilder das Wort und tanzen wie Schamanen durch die Jetzt-Zeit.

11 Images of a Human

Dokumentarfilm
Finnland
2012
75 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Markku Lehmuskallio, Giron Filmi Oy
Regie
Markku Lehmuskallio, Anastasia Lapsui
Musik
Heikki Laitinen, Anna-Kaisa Liedes
Kamera
Johannes Lehmuskallio, Markku Lehmuskallio
Schnitt
Anastasia Lapsui, Markku Lehmuskallio
Buch
Anastasia Lapsui, Markku Lehmuskallio
Ton
Martti Turunen
Poetisch-reflexive Untersuchung der Silhouetten, die zum Teil vor Jahrtausenden in Felsgestein fixiert wurden und seither dort existieren: Die Felsbilder, die Anastasia Lapsui und Markku Lehmuskallio an vielen Orten der Welt aufsuchten, gelten den Filmemachern zum einen wie Bilderschriften, mit denen die Damaligen ihr Weltverständnis zum Ausdruck brachten, zum anderen wie Spiegel, in denen unsere Vorfahren sich selbst betrachteten. Vor allem aber sehen sie darin Phänomene, die mit einer magischen Aura behaftet sind: Objektivierungen menschlichen Staunens. Geschichten werden anverwandelt und verwandelt. „Stell ein Bild her, so dass du für immer darin leben kannst“, so eine der Erzählerstimmen. Unverrückbar erscheinende Subjekt-Objekt-Verhältnisse werden in magischem Zauber wieder verflüssigt. Wiederholt ergreifen die Bilder des Films das Wort, sagen ICH und sprechen UNS an: Denn nicht nur wir betrachten diese Figuren auf den Felsen, sie schauen auch auf uns zurück. Einmal lösen sich diese verzauberten Wesen gar, von der visionären Kraft der Filmemacher animiert, vom Stein, wechseln, wie Schamanen, die Ufer der Realitäten – tauchen für einen Moment in die Jetzt-Zeit eines gefilmten Tanzrituals ein, geistern dann aber auch schon wieder, gänzlich unbekümmert, zurück in ihre steinerne Ewigkeit.
– Ralph Eue

Hilton! – Here For Life

Dokumentarfilm
Finnland
2013
75 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Markku Tuurna
Regie
Virpi Suutari
Musik
Matti Pentikäinen, Arto Tuunela
Kamera
Heikki Färm
Schnitt
Jussi Rautaniemi
Buch
Virpi Suutari
Die Zukunft? Eine Kugel in den Kopf. – So fühlt es sich an, wenn man im Wohlfahrtsblock des „Hilton“, eines heruntergekommenen Neubauviertels in Helsinki, gestrandet ist. Wer hier lebt, ist noch keine 30 und hat alles durch. Er hat Wut im Bauch und Traurigkeit, die nicht zu Trauer werden will, sondern sich entladen muss. Indem man den Kopf gegen einen Balken haut, immer wieder. Indem man sich verletzt oder einfach nicht mehr rausgeht und sich irgendwann daran gewöhnt. Hier schläft man mit dem Messer unterm Kopfkissen, weil man es nicht anders kennt, und hier zerreißt man Rechnungen, weil es eh egal ist.
Virpi Suutari aber, aus der Zauberschule des finnischen Dokumentarkinos kommend, sieht keine Sozialfälle, sondern die Individuen Janne, Toni, Mira, Pete und Make. Während ihre Geschichten erzählt werden, die nahezu zwangsläufig nach ganz unten führen, beginnen sie im Film, aus sich selbst heraus zu leuchten. Die Bilder sind rau, nichts ist poliert, die Montage so impulsiv wie die Emotionen der Protagonisten und ihre flashartigen selbstgedrehten Handybilder. Kein Hauch von Sozialromantik – und doch findet die Kamera Momente von Reinheit, In-sich-Ruhen und Wärme. Sie findet eine Gemeinschaft, die den bürgerlichen Begriff von Familie neu definiert. Ein Kind wird geboren. Dass diese Geschichte mit Hoffnung endet, ist aber vor allem der Kraft von Suutaris Erzählung zu verdanken.

Grit Lemke



Ausgezeichnet mit dem Preis der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di 2013