„Die Stimme der Frau verschwindet.“ Die iranische Komponistin Sara Najafi meint das ganz wörtlich, denn im Iran wurden mit der Islamischen Revolution 1979 Sängerinnen aus der Öffentlichkeit verbannt. Sie dürfen nicht mehr solo auftreten, außer vor einem rein weiblichen Publikum. Aufnahmen einstiger weiblicher Ikonen sind nur noch als Schwarzmarktware erhältlich. Was für ein schmerzlicher Verlust. Doch Sara ist entschlossen, das kulturelle Gedächtnis aufzufrischen, indem sie auf den Spuren berühmter Sängerinnen der 20er und 60er Jahre Teheran durchstreift, und schickt sich an, die weibliche Stimme in der Gegenwart zu beleben: Mutig plant sie einen Abend mit iranischen und französischen Solistinnen und will so auch abgebrochene kulturelle Brücken wieder begehbar machen.
Ein Konzert, das nicht stattfinden darf. Zweieinhalb Jahre verfolgt der heute in Berlin lebende Regisseur Ayat Najafi mit szenischem Gespür die Vorbereitungen zwischen Teheran und Paris, die stets auf Messers Schneide stehen. Was geht noch, was geht zu weit? Saras regelmäßige Audienzen im Kulturministerium, obwohl nur akustisch (und konsequent zu Schwarzbild) zu vernehmen, erhellen Eigenlogik und Willkür des Systems. Lässt sich mit interkultureller Solidarität und der revolutionären Kraft der Musik dagegen ankommen? Politthriller und musikalische Reise zugleich, vergisst der Film nie sein eigentliches Zentrum: die Stimmen der Frauen.
Lars Meyer
Ausgezeichnet mit dem Preis der Jugendjury 2014