Wie ein Märchen beginnt dieser bezaubernde Film über eine Schule für gehörlose Kinder irgendwo in Georgien. Und genauso soll es auch sein. Manchmal brauchen wir einfach Geschichten, die Mut machen. Wie die von Luka, dem Träumer, der mit dem Temperament eines kleinen Wirbelsturms in der Stille seines Körpers lebt. Bei uns würde man einen Jungen wie Luka vermutlich als hyperaktiv beschreiben und auf Ritalin setzen. An der georgischen Peripherie hingegen sagen die Lehrer: „Ihm fehlen halt die Eltern.“ Oder: „Das sind eben Jungs, die müssen mal raufen.“
Für ihre Erzählung über diesen unwahrscheinlichen Ort hat die georgische Filmemacherin Mariam Chachia eine bestechend einfache Form gewählt: In einem Klassenzimmer malt ein Mädchen Bilder zu Texten, die auf einer Tafel geschrieben stehen und die beschreiben, wie Luka sich fühlt. Zwischen diesen Kapiteln erleben wir die Schule, die Kinder, Streitereien, den glücklichen Luka und den unglücklichen, eine kleine Liebesgeschichte. Und die Stille. Plötzlich werden die Geräusche ausgeblendet, und wir hören – ein wattiges Nichts. Die Welt der Kinder. Lukas Welt. Dann kehren die Geräusche auf die Leinwand zurück und wir sehen den Tanz derer, die keine Musik hören können. Wie die Revue der Gehörlosen.
Matthias Heeder
Ausgezeichnet mit der Goldenen Taube im Next Masters Wettbewerb 2016;
Nominiert für MDR-Filmpreis 2016