Filmarchiv

Internationales Programm 2016
Bruder Jakob Elí Roland Sachs

Der Weg eines jungen Deutschen, der zum Islam konvertiert und sich zunehmend radikalisiert, als ernsthafte Suche nach spirituellem Halt und sehr persönlicher Dialog unter Brüdern.

Bruder Jakob

Dokumentarfilm
Deutschland
2016
92 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Elí Roland Sachs
Regie
Elí Roland Sachs
Musik
Antonio de Luca
Kamera
Elí Roland Sachs
Schnitt
Yana Höhnerbach
Buch
Elí Roland Sachs
Ton
Antonio de Luca
Bildung DOK Leipzig Logo

Altersempfehlung: ab 14 Jahren 
Klassenstufe: ab 9. Klasse

Themen: Sinnsuche, Toleranz, Religion, Ideologie, Identität, Islam, Familie 
Unterrichtsfächer: Gemeinschaftskunde, Religion, Ethik, Politik, Kunst, Deutsch

Zum Inhalt

Bruder Jakob erzählt die Geschichte eines jungen Mannes auf der Suche nach einer Religion, die seinem Leben Sinn gibt. Sein Bruder Elí, der Regisseur dieses Films, begleitet ihn dabei. Mit 23 Jahren wendet sich Jakob dem Islam zu und gerät, zunehmend radikalisiert, in Konflikt mit Freunden und Familie, die seinem neu gefundenen Glauben und dem Eifer, mit dem Jakob ihn vertritt, mit Unverständnis, ja Ablehnung begegnen.

Elí Roland Sachs dokumentiert in Beobachtungen und Gesprächen, wie sich Jakob und dessen religiöse Ansichten im Laufe der Zeit wandeln. Dabei gelingt ihm nicht nur ein sehr persönlicher Filmdialog mit dem Bruder, sondern auch eine differenzierte Reflexion gesellschaftlicher Debatten um Religions- und Meinungsfreiheit, um Fremdes und Vertrautes, um den schmalen Grat zwischen ersehntem spirituellen Halt und gefährlicher ideologischer Vereinnahmung.

Zum Regisseur

Elí Roland Sachs wurde 1985 in Göttingen geboren. Er wuchs im Senegal, in Ruanda, Botswana und Kamerun auf. Von 2007 bis 2013 studierte er an der Kunsthochschule für Medien Köln und spezialisierte sich auf Dokumentarfilmregie und Kamera. Im Jahr 2011 absolvierte er ein Auslandssemester an der Escuela Internacional de Cine y Televisión in San Antonio de Los Baños auf Kuba. Seit 2013 ist er freischaffend als Kameramann und Regisseur tätig. 2014 gründete er zusammen mit Markus Lenz das Dokumentarfilmkollektiv DOKOMOTIVE und erhielt das Mediengründerstipendium NRW 2015.

Filmografie als Regisseur:
Bruder Jakob (2016)
Atemwege (2013)
12 y Malecón, Habana (2012)
Visionen einer Vision (2011)

Jakob hatte sein Gotteserlebnis in den marokkanischen Bergen, als er auf eine englischsprachige Ausgabe des Korans stieß und zum Islam konvertierte. Von diesem Tag an veränderte sich die Beziehung zu Familie, Verwandten und Freunden grundlegend. Insbesondere die zu seinem Bruder, dem Regisseur dieses sehr persönlichen Films über eine Entfremdung. Zwei Jahre lang folgt er der Entwicklung Jakobs, der sich schnell radikalisiert und sich als Salafist sieht. Seine Haltung wird doktrinär. Glaube hieße, nicht zu zweifeln. Schwer zu ertragen ist dieser Wandel für die Familie. Seine Frau löst mit schwarzer Vollverschleierung eine Auseinandersetzung auf einem Familientreffen aus – einer der aufregendsten Momente, der das Unverständnis gegenüber Jakobs Weg in einer einzigen Chiffre bündelt: dem Schleier. Die Kamera erfasst ihn in Jakobs Reaktion als Mischung aus Verstörung und der Hilflosigkeit eines kleinen Jungen. Doch dann öffnet sich in einer überraschenden Wendung der Geschichte eine Tür und zwischen den Brüdern beginnt ein neuer Dialog. Diese sehr spezielle Beziehung zwischen Regisseur und Protagonist ermöglicht einen seltenen Einblick in die Gedankenwelt eines jungen Mannes, der ernsthaft auf der Suche nach einem spirituellen Halt in dieser Welt ist.



Matthias Heeder





Nominiert für Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts


Cabbage, Potatoes and Other Demons

Dokumentarfilm
Deutschland,
Rumänien
2016
62 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Alex Iordăchescu, Șerban Georgescu, Heino Deckert
Regie
Șerban Georgescu
Musik
Vlad Blîndu
Kamera
Bogdan Slăvescu
Schnitt
Șerban Georgescu
Buch
Șerban Georgescu
Ton
Alex Iosub
In dem kleinen Ort Lunguleţu im Süden Rumäniens gibt es etwa 1.000 Bauern mit ebenso vielen Traktoren, die jedes Jahr an die 100.000 Tonnen Kohl und Kartoffeln produzieren. Diese tausend Bauern stehen dann im Sommer nach der Kartoffelernte und im Spätherbst nach der Kohlernte auf dem lokalen Marktplatz: Kohlköpfe und Kartoffelsäcke zu riesigen Pyramiden aufgetürmt, so weit das Auge reicht. Der Versuch, das Gemüse gewinnbringend weiterzuverkaufen, ist bei der absurden Überproduktion natürlich ein vergebliches Unterfangen. Die emsigen Bauern unterbieten sich gegenseitig so lange, bis sie am Ende draufzahlen oder die Ernte gleich wieder unters Feld pflügen.

Als der Regisseur Șerban Georgescu hier für seine Mutter eine Tonne Weißkohl für 20 Euro ersteht, wird er stutzig und beschließt, im Selbstversuch ein Jahr in Lunguleţu zu verbringen und selbst Kartoffeln und Kohl anzubauen. Er geht der Frage auf den Grund, warum sich die Bauern freiwillig in diese wirtschaftliche Sackgasse begeben. Obwohl der Bürgermeister und einige Dorfbewohner gute Ideen haben, Wege aus dieser Misere zu finden, ist eine gemeinsame Lösung nicht in Sicht. Das Misstrauen zwischen ihnen sitzt tief, und die Angst vor einer Kooperative ist groß – zu nah sind noch die Erinnerungen an die Enteignung unter Ceaușescu, zu verlockend scheint der mögliche Erfolg durch Wettbewerb, auch wenn täglich der Bankrott droht.

Lina Dinkla

Dann muss es ja ein was weiß ich was Gutes geben

Dokumentarfilm
Deutschland
2016
32 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Florian Dedek
Regie
Florian Dedek
Musik
Rahel Hutter, Florian Dedek
Kamera
Florian Dedek
Schnitt
Florian Dedek, Timo Herbst
Ton
Michael Schiedt
Falsche Zeugenaussagen führen zu einem Justizirrtum, den Florian Dedeks Eltern mit acht Jahren Gefängnis bezahlen. Sie sollen einen Anschlag auf einen Sendemast ausgeführt haben – ein Akt, den sie hätten begehen können, da sie den Ideen der RAF tatsächlich nahestanden, aber nie begangen haben. Die Rekonstruktion des Falls offenbart, wer Nutzen daraus zog: der Staat, die RAF und die Stasi. Nur seine verlorene Kindheit, die kann Florian Dedek niemand zurückgeben. Eindringliche, raue Abrechnung.

Cornelia Klauß

EGOnomics

Animadok
Deutschland
2016
52 Minuten
Untertitel: 
VO_Deutsch

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Produktion
TAG/TRAUM Filmproduktion GmbH & Co.KG
Regie
Katja Duregger
Musik
Fabian Berghofer
Kamera
Klaus Sturm
Schnitt
Michael Wende
Animation
Michael Wende, Andrea Wende
Buch
Katja Duregger
Ton
Lenin de Los Reyes, Manuel Ernst
In Zeiten der globalen Wirtschafts- und Bankenkrisen wirft die Führungskultur unzählige Fragen auf. Allein die scheinbar abgehobene Parallelwelt unzähliger Chefs und das Gebaren vieler Manager – hier anhand von animierten Sequenzen versinnbildlicht – gibt zu denken. Auf dieser visuellen Reflexionsebene gibt es neben Bildschirmen und ausfahrbaren Armen ein beherrschendes Element: das Dreieck als die sogenannte dunkle Triade von Machiavellismus, Narzissmus und Psychopathie. Der analytische Blick auf Individuen in gehobenen Positionen und auf das System beleuchtet den Unterschied zwischen Managern und Führern sowie die Charaktereigenschaften, die eine Führungspersönlichkeit im aktuellen System haben muss, um Erfolg zu gewährleisten. Doch was ist, kann, sollte als Erfolg gelten?

Die gebündelten Antworten der sieben befragten Expertinnen und Experten aus Psychologie, Management, Soziologie und Unternehmensberatung sprechen dafür, dass wir es nicht nur mit einer Krise des Wirtschaftswachstums, sondern auch mit einer Krise der Werte, der Ethik und der Moral zu tun haben.

Nadja Rademacher
Internationales Programm 2016
Fighter Susanne Binninger

Big Daddy, Leon, Warrior – Männer, die im Käfig kämpfen und sich blutig schlagen. Was treibt sie an, wer sind sie? Atmosphärisch stimmige Annäherung an Mixed Martial Arts.

Fighter

Dokumentarfilm
Deutschland
2016
103 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

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Produktion
Erik Winker, Martin Roelly (CORSO Film)
Regie
Susanne Binninger
Musik
Jörg Follert
Kamera
Marcus Lenz
Schnitt
Chris Wright
Buch
Susanne Binninger
Ton
Alexander Czart
Die Kampfnamen lauten „Big Daddy“, „Leon“ oder „Warrior“. Ihre Arena ist der Käfig. Sie sind „Fighter“. Es ist eine sehr eigene Welt, in die uns Susanne Binninger entführt. Nichts für Schwächlinge. Mixed Martial Arts (MMA) verbindet Ringen, Kickboxen und Karate zu einer Sportart, in der getreten, gehauen und auch noch im Liegen auf den Gegner eingeschlagen wird. Nicht selten enden die Kämpfe blutig, was das Feuilleton seit jeher unappetitlich findet. Aber was reizt Männer daran, in einem Käfig aufeinander loszugehen?

Dieser Frage folgt die Regisseurin in Form einer sehr persönlichen, unaufdringlichen und atmosphärisch stimmigen Beobachtung, in deren Mittelpunkt die drei Kämpfer stehen. Andreas „Big Daddy“ hat darauf eine ehrliche Antwort: Aggression sei Teil der menschlichen Natur und es gäbe in unserem Leben keine andere Möglichkeit als den Kampf Mann gegen Mann, um sie auszuleben. Das Duell als ursprünglichste spirituelle Erfahrung, um herauszufinden, wie der Mensch funktioniert. Leon und The Warrior, beide wie Big Daddy mit Migrationshintergrund, drücken sich nicht so geschliffen aus, meinen aber dasselbe. Dazu gehört der tägliche Kampf gegen den inneren Schweinehund. Gegen Nuss-Nougat-Creme und andere süße Versuchungen, gegen die Proteine, gegen die Waage. MMA ist ein ständiges Spiel aus Offensive und Defensive. So wie unser aller Leben, wenn wir dessen Einmaligkeit nur ernst nehmen würden.

Matthias Heeder



Nominiert für Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2016

In Exile

Dokumentarfilm
Myanmar,
Deutschland
2016
72 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Yasmin C. Rams
Regie
Tin Win Naing
Musik
Derek Baird
Kamera
Tin Win Naing, Aung Ko Ko
Schnitt
Melanie Sandford
Ton
Ivan Horak
Genau diese Bilder brauchen wir! Die nicht von Nachrichtenagenturen oder schnell in Krisenherde jagenden Reportern kommen, sondern von den Dokumentaristen, die vor Ort leben – wie der burmesische Filmemacher Tin Win Naing, der während der Safran-Revolution 2007 die gewaltsamen Übergriffe auf protestierende Mönche filmte. Die Konsequenz: Er muss über Nacht das Land verlassen.

Hier, wo die Geschichten meist enden, beginnt die von Tin Win Naing: im Exil. Was heißt schon gerettet? Der Regisseur berichtet in seiner Off-Erzählung minutiös von der Einsamkeit und den Entbehrungen, die ihm als illegalem Flüchtling in Thailand widerfahren – da er nicht weiß, wie er überleben, geschweige denn die zurückgelassene Familie versorgen soll. Aber ein Dokumentarist zu sein, heißt auch, die Neugierde und Aufmerksamkeit für andere in der Fremde nicht abzulegen. Sie werden sein wichtigstes Kapital. Er begegnet burmesischen Wanderarbeitern, in deren Existenzkampf er sein Leben gespiegelt sieht. Während er beginnt, sie zu porträtieren, wandelt sich sein Selbstmitleid in Demut und das Exil in eine Erfahrung, die seinen Blick auf die Welt fortan bestimmen wird. Da, wo Armut herrscht, findet sich auch Empathie, und für Gerechtigkeit zu streiten, gibt Kraft. Dank Tin Win Naings schonungsloser Ehrlichkeit, auch sich selbst gegenüber, ist ihm ein Film gelungen, der ein großes Wort mit Leben füllt: Humanität.

Cornelia Klauß
Internationales Programm 2016
Mich vermisst keiner! Erik Lemke

„Ich bin nich totzukriegen“, sagt Evi, die mal ein Mann war, der in einem anderen Land gelebt hat – der DDR, mit der auch alles andere zusammengebrochen ist.

Mich vermisst keiner!

Dokumentarfilm
Deutschland
2016
29 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Erik Lemke
Regie
Erik Lemke
Kamera
Erik Lemke
Schnitt
Erik Lemke
Ton
Jonathan Ritzel, Ansgar Frerich
„Ich bin nich totzukriegen“, sagt Evi, die mal ein Mann war, der in einem anderen Land gelebt hat – der DDR, mit der auch alles andere zusammengebrochen ist. Evi war auch mal Sportler und hat nun keine Beine mehr. Auf Videokassetten ist die Vergangenheit konserviert, als das frühere Ich noch bei Robotron Schwarz-Weiß-Fernseher montierte. Das Leben in Farbe hingegen ist voller Wunden, die nicht verheilen wollen.

Cornelia Klauß
Internationales Programm 2016
Pawlenski – Der Mensch und die Macht Irene Langemann

Er näht sich den Mund zu, wickelt sich in Stacheldraht oder nagelt seine Hoden auf den Roten Platz. Vielschichtiges Porträt von Pjotr Pawlenski – ein radikaler Künstler im Kampf mit Putin.

Pawlenski – Der Mensch und die Macht

Dokumentarfilm
Deutschland
2016
99 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Wolfgang Bergmann
Regie
Irene Langemann
Musik
Daniel Langemann
Kamera
Maksim Tarasyugin, Franz Koch
Schnitt
Lena Rem
Buch
Irene Langemann
Ton
Anna Sobova, Aleksandr Lemeshev
Pawlenski versus Putin – ein ungleicher Kampf. Aber David wagt es und schlägt Goliath auf exakt jenem Feld, das der russische Staat besonders empfindlich für sich reklamiert: im öffentlichen Raum und mit internationaler Aufmerksamkeit – aber schweigend. Pjotr Pawlenski ist ein Ausnahmekünstler, ein Schmerzensmann. Einer, der alles riskiert: seine Freiheit, seine Familie. Einer, der konsequent seinen Körper einsetzt. Die ausgestellte Verletzlichkeit ist sein wichtigstes Instrument. Wenn er sich die Lippen zunäht, ist das ein Schrei. Wenn er sich in Stacheldraht wickelt, ist das die Dornenkrone der Neuzeit. Er protestiert gegen Gewalt, indem er sich selbst Gewalt antut. Seine Aktionen basieren auf einer starken Symbolik, die jeder versteht, die aber nichts direkt ausspricht. So greifen Polizei und staatlicher Geheimdienst hilflos auf die alten Methoden der Stalinzeit zurück: Gefängnis, Psychiatrie, der Vorwurf des „Hooliganismus“.

Die Regisseurin Irene Langemann begleitet Pawlenski über einen längeren Zeitraum. Souverän verschränkt sie Inszenierung, Rekonstruktion, Archiv- und dokumentarisches Material miteinander. Der Film bietet Pawlenski und seinen künstlerischen Interventionen den Raum, den sie brauchen, sodass nicht das Spektakuläre, sondern das Komplexe in den Vordergrund rückt.

Cornelia Klauß


Nominiert für Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts

The Picture of the Day

Dokumentarfilm
Kanada,
Deutschland
2016
91 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Eike Goreczka, Jo-Anne Velin
Regie
Jo-Anne Velin
Kamera
Jo-Anne Velin, Thomas Beetz
Schnitt
Jo-Anne Velin
Buch
Jo-Anne Velin
Ton
Jo-Anne Velin, Florian Marquardt
Als der Bürgermeister von Tröglitz zurücktreten musste, weil er sich für Flüchtlinge eingesetzt hatte, und wenig später deren Heim brannte, drängten sich die Kamerateams in der kleinen Gemeinde in Sachsen-Anhalt. Als der Medientross abzog, kam Jo-Anne Velin – und blieb. Elf Monate, zwischen dem Anschlag und den Regionalwahlen (bei denen die Rechtspopulisten haushoch siegten), verbrachte sie mit den Einwohnern des Ortes. Sie teilte deren Alltag, war auf dem Fußballfeld und bei der Schwangerengymnastik, trank Kaffee mit den Ömchen, sah dem Bäckerpaar über die Schulter, beobachtete Kinder, erkundete verschwundene und gegenwärtige Industrien, durchstreifte die Wälder, sah und hörte genau hin.

Als in Deutschland lebende Kanadierin brachte Velin das Fremde mit und war prädestiniert, danach zu fragen, zu suchen und seine vielfältigen Spuren zu entdecken – vor allem in einer Geschichte, die von Einwanderungen geprägt und weitgehend verdrängt ist. Sie entdeckt bemerkenswerte Linien, die zu vielfältig genutzten KZ-Baracken in der Gegend und schließlich zu Imre Kertész führen. Doch nicht nur auf der Zeitachse stellt sie Verbindungen her, sondern auch geografisch. Immer wieder montiert sie Bilder von Flüchtlingen bei der Überfahrt nach Europa mit denen der Menschen von Tröglitz. Das könntest du sein, sagen diese Bilder. Und – weiter gedacht – auch du bist Tröglitz. Ein mutiger Schritt.

Grit Lemke


Nominiert für Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts