Eltern sind die Bestimmer, klar. Wann es ins Bett geht und ob’s vorher noch Süßes gibt, aber eben auch, welche Religion und die Art der Schule legen sie einfach mal fest – wo kämen wir sonst auch hin?
Kiran jedenfalls hätte zumindest bei der Schulwahl gern ein Wörtchen mitzureden. Der 8-jährige Franzose lebt mit seiner Mutter in einer Jurte mitten im Wald. Er weiß, welche Pflanzen man essen und wo man am besten über die Strohballen toben kann. Ein Leben in Geborgenheit, im Eins-Sein mit der Natur, voller Liebe und Freiraum. Keine bösen Worte, kein Junkfood. Aber auch keine Waschmaschine, kein elektrisches Licht, kein Computer. In der freien Schule beten die Kinder die Elemente an und spielen Flöte.
Kiran aber sehnt sich nach Dissonanz statt Gleichklang, nach ein bisschen Zoff statt immerwährender Harmonie. Er will Wurst mit Ketchup und eine Schule, in der Pokémon-Karten erlaubt sind und man lesen lernt – auch wenn seine Mutter das für überbewertet hält. Kiran aber weiß sich zu helfen …
Bettina Timm und Alexander Riedel erzählen voll sanftem Humor Loriotscher Prägung, der nie diskreditiert. Sie erschaffen magische Momente, in denen der Junge eins zu sein scheint mit seiner Umwelt. Sie finden aber auch Bilder dafür, wie er sich aus dieser Welt löst und seinen eigenen Weg zu gehen beginnt – auf den Spuren von Max und Moritz oder von Tom Sawyer.
– Grit Lemke