Pantazis Chronopoulos ist sich sicher: Wenn sein Kontrahent um das Amt des Bürgermeisters sich in den engen, kurvigen Straßen in den Hügeln um die griechische Kleinstadt Zacharo verirrte, dann wäre er hoffnungslos verloren – ohne GPS würde der nicht einmal mehr den Weg zurück in die Stadt finden. Chronopoulos hingegen ist genau hier zu Hause: in den winzigen, vom Fortschritt abgehängten Dörfern, in denen er genau weiß, mit wem er zu reden hat, um nicht nur eine einzelne Stimme, sondern die Stimmen einer ganzen Großfamilie einzuheimsen. Die entsprechend vorausgefüllten Wahlzettel hat er praktischerweise gleich mitgebracht.
Chronopoulos betreibt Politik wie ein Geschäft. Aber nicht wie ein multinationales Großunternehmen, sondern wie einen in der Community verwurzelten Krämerladen – jeder Euro an Infrastrukturmaßnahmen, jede informelle Vergünstigung lässt sich präzise in Wählerstimmen umrechnen. Aber auch Aufmerksamkeit und Leutseligkeit sind Ressourcen, die konstant mobilisiert werden wollen. Wir sind immer ganz eng dabei, sitzen auf dem Beifahrersitz, wenn Chronopoulos seine Runden dreht. Früher oder später beschleicht uns ein böser Verdacht: Was wir hier erleben, das ist vielleicht gar keine einzigartig perfide Korrumpierung demokratischer Mechanismen, sondern einfach nur business as usual.
Lukas Foerster