Filmarchiv

Internationales Programm 2018
Daughter’s Mother Arya Rothe

Ica begegnet ihren wachsenden Erinnerungslücken mit geistreichem Humor. Judit versucht derweil, die töchterliche Fürsorge in ihre Arbeitswelt und Dorfidylle einzupassen.

Daughter’s Mother

Dokumentarfilm
Ungarn,
Indien
2018
26 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
DocNomads European Masters, NoCut Film Collective
Regie
Arya Rothe
Kamera
Arya Rothe
Schnitt
Arya Rothe
Buch
Arya Rothe
Ton
Isabella Rinaldi, Rudolf Várhegyi, Péter Attila
Ica steht noch mitten im Leben, aber zunehmend auch daneben. Die 65-Jährige von geistreichem, trockenem Humor eckt an wachsenden Erinnerungslücken an – die Stadt bietet ihr dafür ein sicheres Geländer durch den Alltag. Geduldig versucht Judit, die töchterliche Fürsorge in ihre Arbeitswelt und Dorfidylle einzupassen. Über Zwischenhalte beim Würfelspiel, im Einrichtungshaus und im „Café Alzheimer“ sucht sie nach einem gemeinsamen Zuhause für die unterschiedlichen Lebensbedürfnisse zweier eng Verbundener.

André Eckardt
Internationales Programm 2015
Frustration Milán Kopasz

Wenn man deprimierende Gedanken wälzt, allerhand infrage stellt und von Menschen umringt ist, die in der Verrichtung ihrer banalen alltäglichen Routine verhaftet sind, kann es sehr einsam werden.

Frustration

Animationsfilm
Ungarn
2015
3 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
József Fülöp
Regie
Milán Kopasz
Schnitt
Milán Kopasz
Animation
Milán Kopasz
Ton
Péter Lukács Benjámin, Milán Kopasz
Wenn man deprimierende Gedanken wälzt, allerhand infrage stellt und von Menschen umringt ist, die in der Verrichtung ihrer banalen alltäglichen Routine verhaftet sind, kann es sehr einsam werden. In seiner sonderbaren Odyssee per Tram, Taxi und Schiff eröffnet uns Milán Kopasz die Innenwelt eines frustrierten Zeitgenossen. Mit einem furiosen Monolog, Pixilation und Collagen, die kubistisch anmuten, gelingt es Kopasz, Entfremdung eindringlich darzustellen.

---Nadja Rademacher
Internationales Programm 2018
Nine Month War László Csuja

Nach dem Kriegsdienst an der russisch-ukrainischen Front ist János nicht mehr der, als der er ging. Ein Coming of Age unter militärischen Vorzeichen, eine psychologische Beobachtung.

Nine Month War

Dokumentarfilm
Ungarn,
Qatar
2018
73 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Ágnes Horváth-Szabó, András Pires Muhi
Regie
László Csuja
Kamera
Zágon Nagy
Schnitt
Ágnes Mógor
Buch
László Csuja
Ton
Tamás Beke
János ist Anfang zwanzig, als ihn die ukrainische Regierung zum Krieg einzieht. Seine Familie zählt zur ungarischen Minderheit im Land. Viele fliehen in die EU, um dem Dienstantritt zu entgehen. János aber entscheidet sich für das Militär. László Csuja begleitet ihn in den Wochen, bevor er sich auf den Weg zur 1.500 Kilometer entfernten Frontlinie macht, ist dabei, wenn János über die Feiertage zu seiner Familie zurückkehrt, und nimmt ihn nach dem Kriegseinsatz zu Hause in Empfang. Verwendung findet auch Material, das der Soldat selbst mit seiner Handykamera aufgenommen hat – Einblicke in den Alltag auf der Basis.

Die neun Monate im Filmtitel erinnern nicht umsonst an die Dauer einer klassischen Schwangerschaft – „Nine Month War“ ist das Porträt einer Entwicklung, vielleicht nicht vom Embryo zum Säugling, aber doch vom Jungen zum Mann, je nachdem, was man darunter verstehen möchte. Der Junge János wirkt so kraftvoll wie unbedarft, ist umringt von der Liebe der Verlobten und einer ewig präsenten Mutter. Der Mann János, jener, den das ukrainische Militär nach dem Einsatz zurückgibt, ist unzugänglicher, teils grob. Gegen die weiblichen Hauptfiguren in seinem Leben hat sich Widerstand aufgebaut. János ist mit sich selbst beschäftigt, sitzt im Halbdunkel und spielt an seinen Händen. Den Soldaten, die in den Kiosk kommen, in dem er arbeitet, blickt er mit undurchdringlicher Miene nach.

Carolin Weidner


Nominiert für den MDR-Filmpreis

Internationales Programm 2016
Party Dániel Bárány

„Házibuli“ ist ungarisch und heißt Hausparty. Manchmal trifft der Gastgeber minutiöse Vorbereitungen – verwüstet ist das Appartement nachher trotzdem.

Party

Animationsfilm
Ungarn
2015
4 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
József Fülöp
Regie
Dániel Bárány
Musik
Áron Porteleki, Péter Ajtai, Szabolcs Bognár, Gergő Kováts
Schnitt
Judit Czakó
Animation
Dániel Bárány, András Menráth
Buch
Dániel Bárány
Ton
Lajos Érsek
„Házibuli“ ist ungarisch und heißt Hausparty. Manchmal trifft der Gastgeber minutiöse Vorbereitungen – verwüstet ist das Appartement nachher trotzdem. Zunächst geht es gesittet zu: Man nippt am Glas und hält Small Talk. Dann spielt die Band los: Frenetische Begegnungen zwischen Mündern, Gläsern und immer mehr Gästen gehen in einen orgiastischen Tanz über. Aber am Morgen ist die Zeit des Katers gekommen. Der Diplomfilm von der Budapester Moholy-Nagy-Universität feiert die Lust an der Verwandlung.

Nadja Rademacher


Nominiert für mephisto 97.6 Publikumspreis
Internationales Programm 2014
Superior Orders Viktor Oszkár Nagy, András Petrik

Während ein Priester in den serbischen Wäldern afghanischen Flüchtlingen hilft, liegt in Ungarn eine Bürgerwehr auf der Lauer, um sie auszuliefern. Eine Grenze in Europa.

Superior Orders

Dokumentarfilm
Ungarn
2013
50 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Sára László, Marcell Gerő
Regie
Viktor Oszkár Nagy, András Petrik
Kamera
András Petrik
Schnitt
Péter Sass
Buch
Viktor Oszkár Nagy, András Petrik
Ton
Rudolf Várhegyi
Ein schwarzer Vogelschwarm wirkt wie mit Kohlestrichen in den grauen Himmel gesetzt. Kahle Äste strecken ihre Finger zu ihm hinauf. In den Wiesen hängt Raureif. Die Natur ist Schauplatz eines menschlichen Dramas, das durchaus vermeidbar wäre. Denn sie markiert eine künstliche Grenze: die zwischen Ungarn und Serbien, Außengrenze der EU. Täglich versuchen Flüchtlinge aus Afrika und Asien, sie zu überwinden. Wie vielen von ihnen es gelingt, weiß niemand. Jetzt ist es Winter und die Natur ein feindliches Terrain. Ein serbischer Priester bemüht sich, die Flüchtlinge aufzuspüren. Er hilft mit Kleidung und Essen und macht sich damit strafbar. Auf der anderen Seite patrouillieren freiwillige Grenzwächter, die mit der Polizei zusammenarbeiten. Auch sie versuchen, jemanden aufzuspüren, während sie sich darüber austauschen, dass die Grenzen einmal sicherer waren.
Der Priester und die Zivilpatrouillen haben nur eins gemeinsam: Sie handeln aus Überzeugung, nicht, weil sie es müssen. Aus zwei Perspektiven blickt der Film auf die Grenzaktivitäten und offenbart den Bruch in der Wahrnehmung. Mit dem Priester blicken wir durch Sträucher in unwirtliche Verstecke, mit den Grenzern durch Fernrohre und Thermokameras auf kleine rennende Punkte. „Diese Leute kennen keine Hindernisse“, sagt einer der Wächter. Die, von denen die Rede ist, kämpfen derweil gegen das Erfrieren. Staatsgrenzen sind auch Kommunikationsgrenzen.
Lars Meyer