Filmarchiv

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Distance

Dokumentarfilm
Indien
2013
38 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Ekta Mittal
Regie
Ekta Mittal, Yashaswini B. Raghunandan
Musik
Rahul Giri
Kamera
Paromita Dhar, Amith Surendran
Schnitt
Abhro Banerjee
Buch
Ekta Mittal, Yashaswini B. Raghunandan
Ton
Abhro Banerjee, Christopher Burchell
Bangalore City. Im Reich der Wanderarbeiter. Gleich hinter dem Bahnhof oder jenseits der Schienen, jedenfalls dort, wo die großen Gerüste stehen mit den dazwischen gekauerten Wellblechhütten, die man provisorisch nennen mag (und wohl auch muss), wo die Menschen sich notdürftig ein paar Quadratmeter hergerichtet haben, liegt dieses Reich. Wenn das Leben selbst zur Baustelle geworden ist, fliehen die Träume weit weg. Liebe bleibt meist Erinnerung oder Sehnsucht, also Vergangenheit oder Zukunft. In der Gegenwart ist sie vor allem als Leerstelle erfahrbar. Umso wichtiger werden Geschichten von der Liebe. Direkt erzählt und gehört oder aus Richtung Bollywood über kleine Mobiltelefon-Bildschirme und -Lautsprecher eingesaugt, liefern diese Geschichten zugleich adaptierfähige Muster, in deren dramaturgische Verschlingungen sich die Jungs auf den Baustellen wunderbar als Mitspieler hineinfantasieren können.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit und virtuosem kinematografischem Gespür gehen Yashaswini Raghunandan und Ekta Mittal auch in ihrem zweiten Film der flüchtigen Aura von Menschen und Schauplätzen nach – ihr Film „Presence“ lief im vergangenen Jahr ebenfalls im Leipziger Wettbewerb. Und erneut ent-falten sie (im wahrsten Sinn des Wortes) Wirklichkeiten, die uns ansonsten verschlossen blieben.

Ralph Eue



Ausgezeichnet mit der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb für kurze Dokumentarfilme 2013

That Elephant From the Bridge

Dokumentarfilm
Indien
2013
26 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
D. J. Narain
Regie
Abhilash Vijayan
Kamera
Sahil Bhardwaj
Schnitt
Abhilash Vijayan
Buch
Abhilash Vijayan
Ton
Roopak Kalyani
Eine Metallstange, die fest im Boden steckt, wird mit einem überdimensionierten Hammer bearbeitet. Ein alter Mann wäscht seine Füße. Ein kleinwüchsiger Artist stabilisiert sein rostiges Bettgestell mithilfe gefundener Steine. Hier schaut jemand neugierig aus einem Fester, dort entspannt sich eine kleine Diskussion darüber, ob der Mann mit den Muskeln sein Unterhemd verkehrt herum trägt oder nicht. Pfosten werden aufgerichtet, Seile gespannt. Und schließlich hebt das große Zelt vom Boden ab. Die Menschen verwandeln sich in Clowns und Artisten.
In impressionistischen, sinnlichen Bildern begleitet der Film die Ankunft eines indischen Wanderzirkus an einem neuen Ort. Doch nicht der Zauber der Aufführung steht im Zentrum, sondern das, was drumherum passiert, die Handgriffe, das Miteinander von sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die unter einem Dach leben. Die Aura des Zirkus geht dadurch nicht verloren. Im Gegenteil, das Geheimnis bleibt bewahrt im Fragment. Und die Collage errichtet eine Zirkuskuppel aus Stimmungen.

Lars Meyer
Internationales Programm 2013
The Textures of Loss Pankaj Butalia

Die Hinterbliebenen der im Krieg getöteten Väter und Söhne von Kaschmir. Mosaik eines kollektiven Albtraums, das seelische Trauma einer nicht zur Ruhe kommenden Region.

The Textures of Loss

Dokumentarfilm
Indien
2013
61 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Pankaj Butalia
Regie
Pankaj Butalia
Musik
Arjun Sen, Mohd. Yakub
Kamera
Ranjan Palit, Pankaj Butalia
Schnitt
Pankaj Butalia
Ton
Pankaj Butalia
Es gibt mittlerweile eine ganze Generation, die nichts als Krieg kennt in Kaschmir, jener Region, um die Pakistan und Indien seit 20 Jahren streiten. Angesichts der Omnipräsenz des Militärs reicht schon der kleinste Anlass, das Pulverfass zum Explodieren zu bringen. Beinahe jede Familie hat jemanden verloren. Die Leichen der Väter und Söhne werden ihnen nach Hause gebracht. Wie mit dem Verlust umgehen, wer versorgt die Angehörigen?
Die Fahrt des Regisseurs in die verschiedenen Provinzen gleicht einer Reise in die verwundete Seele einer nicht zur Ruhe kommenden Region. Wie graben sich Schmerz, Trauer und Angst in die Psyche jedes einzelnen? Keine Behörde, keine Therapeuten sind zur Stelle, nur die Götter und die verbliebene Familie, die zusammenrückt in den Wellblechhütten. Depressionen und Schlafstörungen sind an der Tagesordnung. Ein Junge kann die Farbe Rot nicht mehr ertragen, also malt er Blut in Grün. Regisseur Pankaj Butalia setzt aus vielen Gesprächen und sparsam eingebundenen Archivaufnahmen von Straßenkämpfen das Mosaik eines kollektiven Albtraums zusammen. Gemeinsam mit seinem vorherigen Film „Manipur Song“, der ebenfalls bei DOK Leipzig gezeigt wurde, und seinem nächsten Projekt „Assamblog“ bildet „The Textures of Loss“ eine Trilogie der Hinterbliebenen.

Cornelia Klauß