Steht Boni in der superschicken Toilette eines superschicken Einkaufszentrums. Und sagt, nachdem er über reich und arm räsoniert hat, den unschlagbaren Satz: „Unsere Scheiße vermischt sich gut. Nur die Menschen wollen sich nicht mischen.“ Dieser Geist prägt den Film des kanadisch-stämmigen Regisseurs Daniel Ziv, der seit 15 Jahren die subkulturellen Milieus der ruhelosen Metropole Jakarta dokumentiert.
Sie sind Musiker in den Bussen der Stadt: Boni lebt an einem Abwasserkanal unter einer Brücke. Reine Magie, wenn er erzählt, wie er als Analphabet seine Stücke komponiert. Ho mit den Dreadlocks zieht als fröhlicher Anarchist durch die Stadt, immer auf der Flucht vor der Polizei. Und dann ist da Titi, Mutter dreier Kinder, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Jakarta kam. Gelandet ist sie in der Ehe mit einem Nichtsnutz. Sie holt ihren Schulabschluss nach, der ihr die Tür zu besseren Jobs öffnen soll. Vielleicht.
Gedreht im Cinéma-verité-Stil, schnörkellos und ohne falsche Sentimentalität, lernen wir nicht nur drei charismatische Charaktere in prekärer Lebenslage kennen. Ziv gelingt das Porträt einer Metropole, deren Bewohner schwer unter den Folgen der Wirtschaftsreformen ächzen. Insofern ist den Worten der Produktionsfirma nichts hinzuzufügen: „Jalanan“ handelt von Indonesien, Straßenmusik, Liebe, Gefängnis, Sex, Korruption, Reisfeldern und Globalisierung.
Matthias Heeder