Oktober 2014, der Angriff schiitischer Milizen auf eine Kleinstadt im Südirak, die von IS-Terroristen besetzt ist. Unter den Milizionären der iranische Regisseur Majed Neisi, bewaffnet mit seiner Kamera. „Black Flag“ ist ein rauer, direkter, ungemein authentischer Film über einen Krieg, von dessen Wirklichkeit wir keine Vorstellung haben.
Zum Beispiel die Kämpfer: Freiwillige, die als gläubige Schiiten der Fatwa ihres religiösen Führers folgen und keine Zweifel kennen. Sie führen den Regisseur zum Sitz des ehemaligen Scharia-Gerichts der ISIS. Hier wurde verurteilt, dort enthauptet – „Unsere Sache ist gerecht.“ Oder die logistischen Probleme: Woher bekommt man Sprengstoff, Raketen, Munition? Am Telefon wird ein Preis ausgehandelt, 400 Dollar für 1.000 Patronen. Ein privater Spender zahlt. Schließlich der Angriff: Die Miliz muss durch einen dichten Palmenhain. Von überallher wird geschossen, geschrien, Granaten schlagen ein, Minen werden mit bloßen Händen ausgegraben, ein Bulldozer schlägt eine Schneise durch die Bäume. Die Kamera, immer im Windschatten der Kämpfer, kann den chaotischen Ereignissen kaum folgen. Plötzlich ist es vorbei und die Toten werden abtransportiert.
Das ist keine Kriegsberichterstattung, sondern dokumentarisches Arbeiten am Limit. Denn was, so der Regisseur, könne er anderes zum Kampf gegen ISIS beitragen? Dafür gebührt ihm höchster Respekt.
Matthias Heeder