Am 31. Mai 2008, einem ruhigen und sonnigen Samstag, traf sich die Belegschaft eines Montagewerks für Schwermechanik aus Milano-Lambrate zu einem Picknick. Kaum waren die Stullen ausgepackt, erreichte sie eine kurze Mitteilung des damals aktuellen Besitzers, der das Werk erst 2006 erworben hatte: „Wir haben beschlossen, ab dem 31. Mai 2008 sämtliche Aktivitäten einzustellen.“
Der Film von Luca Bellino und Silvia Luzi macht den langen Kampf der 50 Arbeiter nachvollziehbar. Er begann an jenem Tag mit einer Betriebsbesetzung, führte zur Fortsetzung der Produktion in Eigenregie und mündete nach einer ersten Räumung durch die Polizei in einem unbefristeten Streik vor den Werkstoren, der den klammheimlichen Abtransport der Maschinen verhindern sollte. Am 2. August 2009 griff schließlich ein Großaufgebot der Polizei mit einem Bürgerkriegsmanöver die Streikenden an, woraufhin fünf von ihnen einen Industriekran auf dem Gelände kaperten und über mehrere Wochen besetzt hielten. Die Entschlossenheit der AktivistInnen löste eine breite internationale Unterstützerwelle aus und erregte große mediale Aufmerksamkeit, was schließlich gar zu einer langfristigen Einigung in diesem Konflikt beitrug. Bellino und Luzi gelingt die komplexe filmische Untersuchung eines intensiv gelebten Beispiels anarchosyndikalistischer Theorie und Praxis in Italien, souverän ausbalanciert zwischen heißer Agitation und kalter Analyse.
Ralph Eue