Filmarchiv

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Internationales Programm 2016
Blueberry Spirits Astra Zoldnere

Der lettische Wald – es ist Blaubeererntezeit. Andernorts gelten die Früchte mit dem perfekt fünfzackigen Stern als heilig, weil sie in Dürrezeiten als Kindernahrung dienen.

Blueberry Spirits

Dokumentarfilm
Lettland
2016
12 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Kaspars Braķis
Regie
Astra Zoldnere
Musik
Jan Schöwer
Kamera
Kaspars Braķis
Schnitt
Astrīda Konstante
Buch
Ron Rosenberg
Ton
Anrijs Krenbergs
Der lettische Wald – es ist Blaubeererntezeit. Andernorts gelten die Früchte mit dem perfekt fünfzackigen Stern als heilig, weil sie in Dürrezeiten als Kindernahrung dienen. Auch für die Großfamilie um Bruno bedeutet die Blaubeerernte Existenzsicherung. Auf Lettisch und Romanes finden im improvisierten Camp die Preisverhandlungen statt. Im Kreis der Roma aber wird von den Geistern im Wald erzählt, denen kaum zu entkommen ist. Die Familiengeister sind fester Bestandteil der Landesgeschichte.

Nadja Rademacher

Rodnye (Close Relations)

Dokumentarfilm
Estland,
Deutschland,
Lettland,
Ukraine
2016
112 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Simone Baumann, Guntis Trekteris, Natalya Manskaya, Marianna Kaat
Regie
Vitaly Mansky
Musik
Harmo Kallaste
Kamera
Aleksandra Ivanova
Schnitt
Pēteris Ķimelis, Gunta Ikere
Buch
Vitaly Mansky
Ton
Harmo Kallaste
Immer wieder hat sich über die letzten Jahre in Vitaly Manskys Filme seine eigene Stimme eingeschlichen. Ein lakonischer Kommentator ist er dabei, bewusst sachlich und doch nicht ohne Emotion. Er wünschte, er hätte diesen Film nie machen müssen. Damit beginnt „Rodnye (Close Relations)“, sein Bericht über das ereignisreiche Jahr zwischen Mai 2014 und Mai 2015. Für die Ukraine – und um die geht es – war es das wichtigste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: ein politisches Dauererdbeben, das keinen Stein auf dem anderen ließ, und das, um im Wortfeld der sozialen Seismografie zu bleiben, tiefe Gräben zwischen die Menschen riss. Manskys Gratwanderung führt dabei nicht zu irgendwelchen Menschen, sondern zu seinen nächsten Familienmitgliedern. Das Geburtshaus in Lwiw ist Ausgangspunkt einer Reise, die so manches bietet. Überraschungen: Die Mutter spricht Ukrainisch, ein Großonkel lebt noch – im Donbass! Aber auch Enttäuschungen: Die Tanten – eine in der Westukraine, eine auf der Krim – reden nicht mehr miteinander. Und Erschütterungen: Der Sohn der Cousine muss zum Wehrdienst, und das bedeutet Ende 2014 mehr als sonst.

Mansky selbst hat mittlerweile seinen Wohnsitz in Kremlnähe geräumt und lebt, wie so viele, in der Emigration. Davon, dass in der immer noch zerfallenden „Heimat“ kein Platz für Nostalgie ist, handelt sein Film – der Annäherungsversuch eines sich Entfremdenden.

Barbara Wurm


Nominiert für MDR-Filmpreis