Filmarchiv

Damascus, My First Kiss

Dokumentarfilm
Libanon,
Qatar,
Syrien
2012
42 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Lina Al Abed, SakaDo Productions
Regie
Lina Al Abed
Musik
Wael al Kak
Kamera
Joud Gorani
Schnitt
Andrijana Stojkovic, Rami Nihawi
Buch
Lina al Abed
Ton
Ghanem Al Mir
In ihrem dritten Dokumentarfilm setzt sich die palästinensisch-jordanische Filmemacherin Lina Alabed erneut mit der Rolle der Frau in der arabischen Welt auseinander. Drehort ist Damaskus, Syrien. Noch hat der Aufstand gegen das Assad Regime nicht begonnen. Trotzdem liegt Unruhe in der Luft und die Frage nach den Grenzen, die eine männerdominierte Gesellschaft den Frauen setzt, führt notwendig zu der Frage der Freiheit. Drei Frauen erzählen von ihrem Verhältnis zum Körper, zur Sexualität, von dem Druck der Traditionen und ihren Schuldgefühlen. Asma, eine Muslima, die mit 16 Jahren verheiratet wurde und nicht die geringste Vorstellung davon hatte, was Heirat bedeutet; Lina, Tochter einer wohlhabenden christlichen Familie, die bedauert, dass sie mit 45 Jahren ihren Körper noch immer nicht kennt; schließlich die Regisseurin selbst, die in sehr persönlichen Worten aus dem Off kommentiert und die Stimmen dieses Films zu einer einzigen Erzählung verbindet. Überraschend ist die Offenheit, mit der Asma und Lina ihr Leben beschreiben, überraschend für die Protagonistinnen selber. In einer wunderbaren Szene – Asma hat gerade davon erzählt, wie das Streicheln der Tochter in ihrem Armen als Weckung sexueller Lust kritisiert wurde – blickt sie gedankenverloren vor sich hin. Dann wendet sie den Kopf der Kamera zu und sagt diesen einen Satz: Wohin führst Du mich? Wie also die Verhältnisse ändern? Lina und Asma haben ihre Töchter von dem gesellschaftlichen Zwang befreit und lassen sie selbst über ihr Leben entscheiden. Damit schlagen die Frauen Schneisen in die versteinerten Verhältnisse, an deren Ende die Regisseurin die Freiheit des Menschen sieht, unabhängig vom Geschlecht.
– Matthias Heeder

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Dokumentarfilm
Libanon,
Syrien
2015
70 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Christin Luettich
Regie
Rafat Alzakout
Kamera
Farah Kassem, Juma Hamdo, Joude Gorani, Rafat Alzakout
Schnitt
Zeina Aboul-Hosn
Buch
Rafat Alzakout
Ton
Raed Younan
Was eine gute Zeit für Kunst ist? Vielleicht eine, wo sie ganz unmöglich scheint und doch entstehen muss, als ein Beweis von Vitalität. Manbidsch in Nordsyrien gehörte zu den Städten, aus denen sich die Regime-Streitkräfte 2012 zurückzogen. Die Kämpfe haben damit allerdings nicht aufgehört: Das Assad-Regime, die Freie Syrische Armee und zunehmend auch der „Islamische Staat“ bekriegen sich weiterhin erbittert. Dennoch wird das öffentliche Leben unter anhaltender Bombardierung und anderen extremen Beschwernissen von örtlichen Räten und Zentren für Zivilgesellschaft halbwegs aufrechterhalten.

Der Regisseur Rafat Alzakout, der nach Beirut emigrierte, fährt für diesen Film nach Manbidsch, um nach Freunden zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Er begleitet Ahmed, den Balletttänzer, Mohamed, den ehemaligen Offizier der staatlichen Streitkräfte, und den früheren Zeichenlehrer Taj bei ihren Versuchen, unter den gegebenen Umständen ein „normales Leben“ zu führen und ihre individuellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Visionen nicht aus den Augen zu verlieren. So schaffen sie immer wieder provisorische Oasen eines freien Miteinanders. In seiner Unmittelbarkeit von direkter Beobachtung und vertrauter Befragung der Freunde sowie tagebuchartigen Reflexionen findet „Home“ ein schönes Gleichgewicht zwischen Heldenlied und Alltagsgeschichte, Hoffnung und Desillusionierung.

Ralph Eue

Sugar Cage

Dokumentarfilm
Ägypten,
Libanon,
Syrien
2019
60 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Zeinah AlQahwaji, Ali Hammoud (Reader Films)
Regie
Zeinah AlQahwaji
Musik
Ali Assad, Hassan Ali
Kamera
Zeinah AlQahwaji
Schnitt
Raya Yamisha
Ein Storchenschwarm zieht über der kargen Ebene seine Kreise. Die Zugvögel können sich frei bewegen – ganz im Gegensatz zu den Eltern der Regisseurin, die in ihrer Wohnung in der Nähe von Damaskus ausharren. Täglich versuchen sie, die Angst vor einem Bombeneinschlag, aber auch vor der Isolation zu überwinden. Zunehmende Altersbeschwerden machen die Situation nicht leichter. Seit Kriegsausbruch in Syrien hat Zeinah AlQahwaji ihre Eltern immer wieder besucht und in der Wohnung gefilmt, um herauszufinden, was „Zuhause“ unter diesen schwierigen Umständen bedeutet. Sie bleibt mit ihnen konsequent im engen Apartment. Nur die Augen und die Kamera schweifen ständig in die Weite, hin zur Stadt. Den Eltern ist die Wohnung ein vertrautes Refugium, obwohl sie wie in einem Käfig eingesperrt sind.

Das über mehrere Jahre entstandene Filmmaterial verwebt die Regisseurin in ihrem Langfilmdebüt zu einem intimen Porträt. Es ist ein unspektakulärer Blick auf den Alltag im Kriegsgebiet, fern der journalistischen Berichterstattung. Der Lauf der Zeit ist allein anhand der sich ändernden Jahreszeiten zu erkennen. Die wiederkehrenden Unterbrechungen der Wasser- und Stromversorgung geben ebenfalls eine Struktur vor. Aber selbst die Nachrichten scheinen monoton: Wenn zum wiederholten Mal zu vernehmen ist, wie sich die internationale Politik um Syrien bemüht, zucken die Eltern nicht einmal mit den Schultern.

Annina Wettstein