Man muss kein Zoologe sein, um Alexander Hicks Faszination für dieses Tier zu verstehen, das sich wie kaum ein anderes zur Mythenbildung eignet. Der Axolotl, ein Schwanzlurch, verweigert die Metamorphose. Er geht nicht an Land, sondern verbleibt als Larve im Wasser, vermag sich dennoch fortzupflanzen und darüber hinaus selbst zu regenerieren. Sogar sein Herz oder sein Hirn können nachwachsen! Nur sein Lebensraum ist ihm abhandengekommen. Aus den einstigen Gewässern erhebt sich nunmehr ein 8-Millionen-Moloch, Mexico City. Alexander Hick wirft in insistierenden Bildern, aufgeladen mit kulturhistorischen, religiösen und mythologischen Verweisen, die Frage auf, wie der Mensch mit dem eroberten Paradies umgeht. In bruchstückhaft nebeneinander stehenden Episoden skizziert er Bewohner dieser Megalopolis in ihrem Überlebenskampf. Gewalt und Korruption haben alles ausgehöhlt: die Familie, die Institutionen, den Staat. Den Glauben daran, dass sie sich selbst wieder „regenerieren“ könnten, vermittelt der Film nicht. Im Gegenteil.
So ist der von den Azteken verehrte Axolotl der letzte Zeuge einer geschundenen, missbrauchten Landschaft und einer Zeit, als der Mensch noch in der Lage war, Hochkulturen zu schaffen. Ein im edelsten Wortsinn kluger Essayfilm und ein kühnes Stadtporträt.
---Cornelia Klauß