Während man anderswo über alternative Energiekonzepte nachdenkt, gibt es im abgelegenen Atlas-Hochgebirge von Marokko überhaupt keinen Strom. Harte Arbeit, bittere Armut und ein tödlicher Husten bestimmen den Alltag des Clans. Kontakt mit der Außenwelt und Versorgung mit Lebensmitteln gibt es nur, wenn der kleine Pfad in das Dorf passierbar ist – denn eine Straße gibt es ebensowenig wie eine Schule. Da tauchen zwei Angestellte eines Energieunternehmens auf und versprechen, eine Stromleitung zu legen, die das Leben der Dörfler ändern würde …
Über drei Jahre folgt Jerôme le Maire dem abenteuerlichen und beschwerlichen Unterfangen: Wie alle Männer des Dorfes mit anpacken müssen, um den tonnenschweren Kompressor auf den Berg zu bekommen, wie die Teile per Esel angeliefert werden, die Dorfbewohner sich erst Ausweise in der Stadt besorgen müssen und die Schalter auf dem Berg schließlich angeknipst werden. Weil er genau hinsieht, gewinnt die tragikomische Erzählung den großen Atem vor allem aus dem, was die Ankunft der Moderne an Konflikten in der Dorfgemeinschaft freisetzt. Denn während die einen ihr Anwesen taghell erleuchten, reicht es bei anderen gerade für ein Funzellicht in der Hütte.
Die ersten bewegten Bilder, die aus dem neuen Fernsehgerät auf dem staubigen Dorfplatz ankommen – eine Reminiszenz an die Filmgeschichte – sind schließlich Botschaften einer strahlenden Konsumwelt. Man ahnt, wohin der Weg aus dem Mittelalter schnurstracks führen wird.
– Grit Lemke