Filmarchiv

Internationales Programm 2014
A Goat For a Vote Jeroen van Velzen

Schulsprecherwahl im ländlichen Kenia. Wofür die Kandidaten stehen? Egal! Es geht um Prestige. Und um „little somethings“, die sie ans Wahlvolk verteilen. Ein Grundkurs in Demokratie.

A Goat For a Vote

Dokumentarfilm
Kenia,
Niederlande
2013
52 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Hasse van Nunen, Maarten van der Ven
Jeroen van Velzen
Alex Boon
Stef Tijdink
Daan Wijdeveld
Jeroen van Velzen
Robil Rahantoeknam
Richten wir den Blick auf das Einüben demokratischer Prozesse am Beispiel einer Schülerwahl im ländlichen Kenia: Was eigentlich ist die Aufgabe eines Schulsprechers? Egal! Geht es doch um das Amt. Um das Prestige. Um die Weichenstellung individueller Karrieren. Die Kandidaten: Magdalena, die es als einzige weibliche Bewerberin traditionell schwer hat. Harry, der bitterarm ist. Um seine Kampagne zu finanzieren, verkauft er Fische und Kokosnüsse auf dem Markt. Said, der Charmeur. Berufsziel: Armeegeneral. Stratege ist er schon jetzt: Fototermin mit dem Vize, der einen Schritt hinter ihm stehen muss, Plakate kleben, Geld bei Verwandten auftreiben. Und dazu dieses verführerische Lächeln! Allen ist klar, dass sie nur durch Wahlkampfgeschenke siegen können. Oder nennen wir es, wie Magdalenas Großmutter, beim Namen: durch Bestechung. Also verteilen sie Süßigkeiten und „little somethings“. Harry gelingt es sogar, seinen Verwandten eine Ziege abzuschwatzen. Fleisch für alle! Einzig bei Magdalena geht es um Inhalte – weshalb sie verlieren wird …
Was lehrt uns das? Die Schule als gesellschaftlicher Mikrokosmos übt ein, was Erfolg verspricht. Wenn der Weg dorthin über Korruption führt, ist das eine Alltagserfahrung in vielen Ländern. Wie heißt es zu Beginn des Films so schön: „Am besten verstehen wir unsere Gesellschaft, wenn wir auf unsere Kinder blicken.“ In diesem Sinne: A vote for a goat!
Matthias Heeder

Ana Ana (I Am Me)

Dokumentarfilm
Ägypten,
Niederlande,
Norwegen
2013
75 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Corinne van Egeraat
Corinne van Egeraat, Petr Lom
Ryuichi Sakamoto
Petr Lom, Nadine Salib, Sondos Shabayek, Sarah Ibrahim, Wafaa Samir
Petr Lom
Jeroen Goeijers
Da, wo Zensur herrscht, schlägt die Stunde der Metaphern. Daran hat auch der Arabische Frühling in Ägypten wenig geändert. Die traditionellen Rollenzuschreibungen für Frauen sind die gleichen geblieben. Vorsichtig versuchen vier junge Künstlerinnen aus Kairo, diesen schmalen Grat zwischen Poesie und Verbot in ihren Arbeiten auszuloten. Unter dem Kopftuch müssen sie nach wie vor ihre Wünsche nach Kreativität und Selbstverwirklichung ebenso wie eigene Vorstellungen von Sexualität und Körperlichkeit verbergen. Diesen Zwiespalt zwischen Sein und Schein übersetzt der Film in oszillierende Bilder, die etwas von der Angst und der Anspannung, in der sich die Frauen befinden, erahnen lassen.
Kennengelernt haben der kanadische Regisseur tschechischer Herkunft Petr Lom und die Niederländerin Corinne van Egeraat die vier Theater-, Foto- und Videokünstlerinnen während eines Workshops. Seit 2011 arbeiten sie gemeinsam an diesem Projekt, nicht nur als Akteure, sondern als Co-Autorinnen. Ihre künstlerischen Objekte und Performances fächern ein Kaleidoskop von Assoziationen auf, die die Bildwelt des Films prägen. Altmeister Ryūichi Sakamoto lieferte dazu einen zurückhaltenden, aber wirkungsvollen Score. So ist „Ana Ana“ am Ende ein Poem, das politischer nicht sein könnte.
Cornelia Klauß
Internationales Programm 2014
Mario Tess Martin

Auf italienischen Spielplätzen hört man oft ein Lied aus dem ersten Weltkrieg. Es ist die düstere Geschichte eines Soldaten, der nach Hause zurückkehrt und sein Mädchen in den Armen eines anderen findet.

Mario

Animationsfilm
Niederlande,
USA
2014
3 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Tess Martin
Tess Martin
Auf italienischen Spielplätzen hört man oft ein Lied aus dem ersten Weltkrieg. Es ist die düstere Geschichte eines Soldaten, der nach Hause zurückkehrt und sein Mädchen in den Armen eines anderen findet.
Internationales Programm 2014
Storming Paradise Floor van der Meulen

Auf den Spuren junger Männer aus Europa, die als Dschihadisten nach Syrien zogen. „Gute Jungs“ auf der Suche nach Sinn, Berichte aus erster Hand und ein mutiger Perspektivwechsel.

Storming Paradise

Dokumentarfilm
Niederlande
2014
46 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Janneke Doolaard
Floor van der Meulen
Stephan Polman
Michiel Boesveldt
Es scheint, ihre Zahl wächst: die jener Männer, die ihre Heimat verlassen, um sich in einem der diversen Krisengebiete, in einem fremden Krieg zu bewähren. In einem fremden? Floor van der Meulen schaut genauer hin, nachdem sie vom Tod eines Niederländers in Syrien hört. Auch einige Jungs aus ihrer ehemaligen Nachbarschaft sind als Dschihadisten ausgezogen. Was treibt sie dazu, Familie und Freunde hinter sich zu lassen, um als Gotteskrieger gegen Assad zu kämpfen? Es sind „gute Jungs“, die ihren Weg gewählt haben, sagen die Freunde aus den niederländischen Hochhaussiedlungen entgegen der öffentlichen Meinung. An der türkisch-syrischen Grenze trifft die Regisseurin einen „Abu Gharib“ – „der Ausländer“ – genannten Kämpfer und lässt sich seine Geschichte aus erster Hand erzählen, in der George W. Bushs Krieg gegen den Terror ebenso vorkommt wie die Suche nach einem sinnvollen Lebensentwurf: „Das Tor zum Paradies steht weit offen.“
Der Film unternimmt einen Perspektivwechsel, wie er in den westlichen Medien selten zugelassen wird. Auf der Bildebene setzt er immer wieder die mit verwackelter Kamera eingefangenen Bombenhagel auf syrische Städte gegen die Klarheit erleuchteter Fenster im nächtlichen Delft. Doch wie in einem Vexierspiel bricht Floor van der Meulen die Perspektive erneut, wenn sie den Alltag zweier syrischer Kämpfer begleitet, die den fremden Dschihadisten nicht unbedingt vertrauen.
Lars Meyer