Filmarchiv

Internationales Programm 2016
Bring the Jews Home Eefje Blankevoort, Arnold van Bruggen

Wenn alle Juden nach Israel heimkehren, erscheint der Messias. Glaubt zumindest der Niederländer Koen und missioniert in der Ukraine. Christlicher Fundamentalismus als schräger Psychotrip.

Bring the Jews Home

Dokumentarfilm
Niederlande
2016
56 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Iris Lammertsma, Boudewijn Koole
Regie
Eefje Blankevoort, Arnold van Bruggen
Musik
Harry de Wit, Stan Verberkt
Kamera
Ton Peters
Schnitt
Patrick Schonewille
Ton
Alex Tugushin, Mark Glynne
Wie lange müssen die Christen noch auf die Rückkehr des Messias warten? Wie erfüllt sich die Prophezeiung und durch wen? Zum Beispiel durch Koen Carlier. Davon ist der flämische Aktivist zumindest selbst überzeugt. Schließlich liefert die Bibel genaue Handlungsanweisungen: Bringt die Juden nach Hause, dann kommt auch der Messias. Im Namen der niederländischen Zweigstelle der Organisation „Christians for Israel“ beackert er deshalb seit über 20 Jahren die Ukraine, um alle dort verbliebenen Juden über ihr Recht (und eigentlich ihre Pflicht), nach Israel auszuwandern, aufzuklären. Sein Alltag sieht aber wenig glorreich aus und ähnelt dem eines Handlungsreisenden. Auf seinen Touren durch unterentwickelte Regionen stößt er auf gastfreundliche, aber auch skeptische Menschen. Der eine beruft sich auf seinen hohen Blutdruck, der andere will lieber nach Deutschland. Carlier predigt mit sanfter Strenge und unerschütterlichem Enthusiasmus weiter: Niemand bleibt in der Diaspora zurück, ob er will oder nicht.

Mit Maidan und dem Ausbruch des Ukraine-Konfliktes vollzieht sich in seinen Augen eine endgültige Wendung. Alle Zeichen und Symbole stehen auf Armageddon. Hier ändert der Film selbst seine Richtung radikal – vom Porträt eines verirrten Familienvaters zum Psychotrip. Mit voller Bildkraft voraus schraubt er sich in die gefährliche Gedankenwelt eines religiösen Fundamentalismus christlicher Fasson.

Lars Meyer
Internationales Programm 2016
The Chocolate Case Benthe Forrer

Schokolade, die ohne Kindersklaven produziert wird? Gibt es nicht! Ein niederländischer Journalist will das ändern, klagt sich selbst an und wird zum Produzenten … Ein bittersüßer Thriller.

The Chocolate Case

Dokumentarfilm
Niederlande
2016
90 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Barbara Coronel
Regie
Benthe Forrer
Musik
Kyteman
Kamera
Maarten Kramer
Schnitt
Ralf Verbeek
Buch
Benthe Forrer
Ton
Eric Leek
Die niederländischen Journalisten Teun van de Keuken, Maurice Dekkers und Roland Duong stolpern im Jahr 2002 über eine kurze Zeitungsmeldung, die von Kindersklaven bei der Kakaoernte berichtet. Bestürzt über die Beiläufigkeit, mit der eine solche Nachricht erscheint, beschließen sie, das Thema aufzugreifen. Ihre Recherchen ergeben recht schnell, dass in jedem Schokoprodukt – ob mit oder ohne Fairtrade-Siegel – Kinderarbeit steckt und dass große Konzerne wie Nestlé dies weder bestreiten noch ändern wollen. Um dafür mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, hat Teun van de Keuken die Idee, sich selbst als Schokokonsument für seine Mitschuld an der Kindersklaverei anzuklagen. Der Fall landet tatsächlich vor Gericht und drei Jahre später wird ein Urteil gefällt. In der Zwischenzeit nehmen die Journalisten die Sache jedoch selbst in die Hand und gehen unter die Süßwarenproduzenten, um die weltweit erste zu hundert Prozent sklavenfreie Schokolade – Tony’s Chocolonely – auf den Markt zu bringen.

Benthe Forrers so bewegender wie unterhaltsamer Film besticht durch viel Archivmaterial, angehäuft in einem Zeitraum von über einem Jahrzehnt, das Recherche, Gerichtsprozess und Firmengründung lückenlos dokumentiert. Und die gute Nachricht am Schluss: Ja, man kann etwas verändern, wenn man will. Und ja, es ist hart. Aber das kommt später. Erstmal muss man anfangen.

Lina Dinkla
Internationales Programm 2016
Voices of Finance Clara van Gool

In einem Blog des Guardian wurden 2012/13 Selbstauskünfte und -einschätzungen von Managern aus der globalen Finanzwelt gesammelt und unter dem Titel „Voices of Finance“ veröffentlicht.

Voices of Finance

Dokumentarfilm
Niederlande
2015
35 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Hanneke Niens, Hans de Wolf (KeyFilm), Joost van Krieken (NTR)
Regie
Clara van Gool
Kamera
Nils Post
Schnitt
Kevin Whelan
Buch
Clara van Gool
Ton
Alex Booy
In einem Blog des Guardian wurden 2012/13 Selbstauskünfte und -einschätzungen von Managern aus der globalen Finanzwelt gesammelt und unter dem Titel „Voices of Finance“ veröffentlicht. In Clara van Gools Film finden sich zehn dieser Stimmen zu virtuosen Performances verstoffwechselt: In extrem stilisierten Choreografien formen sich die Stimmen aus diesem Milieu zu einem großen Tanz ums goldene Kalb, aufgeführt in der realen Umgebung des internationalen Finanzzentrums London.

Ralph Eue