Filmarchiv

Internationales Programm 2015
9 Days – From My Window in Aleppo Thomas Vroege, Floor van der Meulen

Der Fotograf Issa Touma kann seine Wohnung in Aleppo nicht verlassen – vor der Tür wird hart gekämpft: die Assad-Armee gegen die Aufständischen und schließlich kommt noch der IS.

9 Days – From My Window in Aleppo

Dokumentarfilm
Niederlande,
Syrien
2015
13 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jos de Putter
Regie
Thomas Vroege, Floor van der Meulen
Kamera
Issa Touma
Schnitt
Thomas Vroege, Floor van der Meulen
Buch
Issa Touma
Ton
Tom Jansen
Der Fotograf Issa Touma kann seine Wohnung in Aleppo nicht verlassen – vor der Tür wird hart gekämpft: die Assad-Armee gegen die Aufständischen und schließlich kommt noch der IS. Issa richtet die Kamera auf sich selbst und durch die heruntergezogene Jalousie aus dem Fenster. So entsteht ein authentisches Bild, das Menschen aus Konfliktregionen vertraut scheinen mag: Nachrichtenbilder, die echten Geräusche der Straßengefechte von draußen und die „Normalität“ des Alltags – Perversion des Kriegs.

Zaza Rusadze
Internationales Programm 2014
A Goat For a Vote Jeroen van Velzen

Schulsprecherwahl im ländlichen Kenia. Wofür die Kandidaten stehen? Egal! Es geht um Prestige. Und um „little somethings“, die sie ans Wahlvolk verteilen. Ein Grundkurs in Demokratie.

A Goat For a Vote

Dokumentarfilm
Kenia,
Niederlande
2013
52 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Hasse van Nunen, Maarten van der Ven
Regie
Jeroen van Velzen
Musik
Alex Boon
Kamera
Stef Tijdink
Schnitt
Daan Wijdeveld
Buch
Jeroen van Velzen
Ton
Robil Rahantoeknam
Richten wir den Blick auf das Einüben demokratischer Prozesse am Beispiel einer Schülerwahl im ländlichen Kenia: Was eigentlich ist die Aufgabe eines Schulsprechers? Egal! Geht es doch um das Amt. Um das Prestige. Um die Weichenstellung individueller Karrieren. Die Kandidaten: Magdalena, die es als einzige weibliche Bewerberin traditionell schwer hat. Harry, der bitterarm ist. Um seine Kampagne zu finanzieren, verkauft er Fische und Kokosnüsse auf dem Markt. Said, der Charmeur. Berufsziel: Armeegeneral. Stratege ist er schon jetzt: Fototermin mit dem Vize, der einen Schritt hinter ihm stehen muss, Plakate kleben, Geld bei Verwandten auftreiben. Und dazu dieses verführerische Lächeln! Allen ist klar, dass sie nur durch Wahlkampfgeschenke siegen können. Oder nennen wir es, wie Magdalenas Großmutter, beim Namen: durch Bestechung. Also verteilen sie Süßigkeiten und „little somethings“. Harry gelingt es sogar, seinen Verwandten eine Ziege abzuschwatzen. Fleisch für alle! Einzig bei Magdalena geht es um Inhalte – weshalb sie verlieren wird …
Was lehrt uns das? Die Schule als gesellschaftlicher Mikrokosmos übt ein, was Erfolg verspricht. Wenn der Weg dorthin über Korruption führt, ist das eine Alltagserfahrung in vielen Ländern. Wie heißt es zu Beginn des Films so schön: „Am besten verstehen wir unsere Gesellschaft, wenn wir auf unsere Kinder blicken.“ In diesem Sinne: A vote for a goat!
Matthias Heeder
Internationales Programm 2013
Among Women Kim Brand

Eine Holländerin durchläuft die Initiationsrituale junger Frauen zur Ehevorbereitung in Sambia. Sinnliche Lektionen in Glück und gutem Sex, Reflexion über das Frau-Sein.

Among Women

Dokumentarfilm
Niederlande
2012
52 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Hasse van Nunen
Regie
Kim Brand
Musik
Harry de Wit
Kamera
Suzan van Steenwijk
Schnitt
Joël Hielckert
Hüften bewegen sich rhythmisch, Körper verschlingen sich ineinander, ein sexueller Tanz wird praktiziert und führt irgendwann zum Höhepunkt, der die Tänzerin in eine andere Ebene befördern kann. Wir befinden uns nicht in einem Nachtclub in einer europäischen Metropole, sondern unter Frauen in Sambia, die sich gegenseitig für die Ehe vorbereiten. Hier wird gelehrt, wie „frau“ beim Geschlechtsverkehr die Kontrolle behält, sodass „frau“ sich nebenbei natürlich auch selbst befriedigt. Hier wird „frau“ aber auch mit dem Anblick des Blutes der Entjungferung vertraut gemacht, indem sie einem zwischen den Schenkeln eingeklemmten Huhn den Hals durchschneiden muss. Aber „frau“ solle sich keinesfalls wie ein Huhn benehmen! Nach Absolvierung dieses Kurses sind die Damen jedenfalls in der Lage, ihre Ehe, aber auch den dazugehörigen Mann „wie eine Last auf dem Kopf zu tragen“.
Kim Brand nähert sich den Ritualen und Denkweisen der anderen Kultur nicht zuletzt über die Reflexion ihrer eigenen Liebesbeziehung in der niederländischen Heimat und eröffnet uns ganz neue Perspektiven auf das Erleben von Stolz, Freiheit und Glück. In jeglicher Hinsicht ein lehrreicher Film. Am Ende darf man diese Frauen dann gerne beklatschen, wie sie das selbst sonst nur nach vollzogenem Akt mit ihrem Mann tun.

Claudia Lehmann
Internationales Programm 2017
An Unforgettable Farewell Cláudio de Oliveira Marques

Finstere Gedanken liegen über dem Film wie der Nebel über der Stadt. Durch sie kann man nicht hindurchsehen, sie lassen sich nicht anfassen.

An Unforgettable Farewell

Dokumentarfilm
Niederlande
2017
23 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Denise van den Hoek, Bente Mars
Regie
Cláudio de Oliveira Marques
Musik
Maryna Boiko
Kamera
Michel Rosendaal
Schnitt
Nikki Gorissen
Ton
Ruben Dekker, Karlijn Hendriksen
Finstere Gedanken liegen über dem Film wie der Nebel über der Stadt. Durch sie kann man nicht hindurchsehen, sie lassen sich nicht anfassen. Der Suizid und das Leben, das in ihn mündet, die Trauer, die folgt, und der Abschiedsbrief, den man laut liest – Cláudio de Oliveira Marques sucht in intimen Gesprächen mit Betroffenen und Hinterbliebenen nach Wegen, solche Extreme kommunikabel zu machen. Hätte man es wissen können? Hätte man es wissen müssen? Und vor allem: Hätte man es wissen wollen?

Lukas Stern

Ana Ana (I Am Me)

Dokumentarfilm
Ägypten,
Niederlande,
Norwegen
2013
75 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Corinne van Egeraat
Regie
Corinne van Egeraat, Petr Lom
Musik
Ryuichi Sakamoto
Kamera
Petr Lom, Nadine Salib, Sondos Shabayek, Sarah Ibrahim, Wafaa Samir
Schnitt
Petr Lom
Ton
Jeroen Goeijers
Da, wo Zensur herrscht, schlägt die Stunde der Metaphern. Daran hat auch der Arabische Frühling in Ägypten wenig geändert. Die traditionellen Rollenzuschreibungen für Frauen sind die gleichen geblieben. Vorsichtig versuchen vier junge Künstlerinnen aus Kairo, diesen schmalen Grat zwischen Poesie und Verbot in ihren Arbeiten auszuloten. Unter dem Kopftuch müssen sie nach wie vor ihre Wünsche nach Kreativität und Selbstverwirklichung ebenso wie eigene Vorstellungen von Sexualität und Körperlichkeit verbergen. Diesen Zwiespalt zwischen Sein und Schein übersetzt der Film in oszillierende Bilder, die etwas von der Angst und der Anspannung, in der sich die Frauen befinden, erahnen lassen.
Kennengelernt haben der kanadische Regisseur tschechischer Herkunft Petr Lom und die Niederländerin Corinne van Egeraat die vier Theater-, Foto- und Videokünstlerinnen während eines Workshops. Seit 2011 arbeiten sie gemeinsam an diesem Projekt, nicht nur als Akteure, sondern als Co-Autorinnen. Ihre künstlerischen Objekte und Performances fächern ein Kaleidoskop von Assoziationen auf, die die Bildwelt des Films prägen. Altmeister Ryūichi Sakamoto lieferte dazu einen zurückhaltenden, aber wirkungsvollen Score. So ist „Ana Ana“ am Ende ein Poem, das politischer nicht sein könnte.
Cornelia Klauß
Internationales Programm 2015
Between the Devil and the Deep Heinrich Dahms

Südafrikanische Fischer im Überlebenskampf angesichts eines offiziellen Fangverbots. Schwarzfischerei, Drogen, familiäre Dramen, eine Liebe, die zerbricht, und immer das Meer.

Between the Devil and the Deep

Dokumentarfilm
Niederlande
2015
98 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Michele Aime
Regie
Heinrich Dahms
Kamera
Johan Bosgraaf
Schnitt
Heinrich Dahms
Buch
Heinrich Dahms
Ton
Peter Suyderhoud
Es mag ja einiges dafür sprechen, die vom Aussterben bedrohte Meeresschnecke Abalone (deutsch: Seeohr) unter Schutz zu stellen. In Asien als Aphrodisiakum gehandelt, ist sie viel Geld wert und deshalb vor der Küste Südafrikas nahezu ausgerottet. Aber das von der Regierung ausgesprochene totale Fangverbot trifft in erster Linie die Fischer, das schwächste Glied in der Produktionskette. Was tun, wenn es keine andere Einnahmequelle gibt? Sie tauchen illegal nach der Abalone, wodurch ein neuer Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt, Kriminalisierung und Justiz beginnt. Davon erzählt der Film des Niederländers Heinrich Dahms am Beispiel eines kleinen Fischerdorfs in der Nähe von Kapstadt. Über die Geschichten von drei Familien, die Opfer des Fangverbotes sind, entsteht das Bild einer Gemeinschaft, die zwischen dem täglichen Überlebenskampf und den Fallgruben einer korrupten und gewalttätigen Ordnungsmacht zerrieben wird. Dabei gelingen dem Regisseur ebenso eindrucksvolle Einblicke in die Gefahren (und die Schönheit) der Fischerei wie in die Leben seiner Protagonisten und ihrer Probleme: ein ertrunkener Sohn und der Kampf mit den Ermittlungsbehörden, ein Familienvater im Visier der Polizei, ein Meth-abhängiger Kleingangster, der die Liebe seiner Frau zu verlieren droht. Das Leben im neuen Südafrika, und davon erzählt uns der Film eben auch, ist voller enttäuschter Hoffnungen.

---Matthias Heeder
Internationales Programm 2016
Bring the Jews Home Eefje Blankevoort, Arnold van Bruggen

Wenn alle Juden nach Israel heimkehren, erscheint der Messias. Glaubt zumindest der Niederländer Koen und missioniert in der Ukraine. Christlicher Fundamentalismus als schräger Psychotrip.

Bring the Jews Home

Dokumentarfilm
Niederlande
2016
56 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Iris Lammertsma, Boudewijn Koole
Regie
Eefje Blankevoort, Arnold van Bruggen
Musik
Harry de Wit, Stan Verberkt
Kamera
Ton Peters
Schnitt
Patrick Schonewille
Ton
Alex Tugushin, Mark Glynne
Wie lange müssen die Christen noch auf die Rückkehr des Messias warten? Wie erfüllt sich die Prophezeiung und durch wen? Zum Beispiel durch Koen Carlier. Davon ist der flämische Aktivist zumindest selbst überzeugt. Schließlich liefert die Bibel genaue Handlungsanweisungen: Bringt die Juden nach Hause, dann kommt auch der Messias. Im Namen der niederländischen Zweigstelle der Organisation „Christians for Israel“ beackert er deshalb seit über 20 Jahren die Ukraine, um alle dort verbliebenen Juden über ihr Recht (und eigentlich ihre Pflicht), nach Israel auszuwandern, aufzuklären. Sein Alltag sieht aber wenig glorreich aus und ähnelt dem eines Handlungsreisenden. Auf seinen Touren durch unterentwickelte Regionen stößt er auf gastfreundliche, aber auch skeptische Menschen. Der eine beruft sich auf seinen hohen Blutdruck, der andere will lieber nach Deutschland. Carlier predigt mit sanfter Strenge und unerschütterlichem Enthusiasmus weiter: Niemand bleibt in der Diaspora zurück, ob er will oder nicht.

Mit Maidan und dem Ausbruch des Ukraine-Konfliktes vollzieht sich in seinen Augen eine endgültige Wendung. Alle Zeichen und Symbole stehen auf Armageddon. Hier ändert der Film selbst seine Richtung radikal – vom Porträt eines verirrten Familienvaters zum Psychotrip. Mit voller Bildkraft voraus schraubt er sich in die gefährliche Gedankenwelt eines religiösen Fundamentalismus christlicher Fasson.

Lars Meyer
Internationales Programm 2013
Chopper Frederik Palmaers, Lars Damoiseaux

„Fressen oder gefressen werden“, hätte es früher geheißen. Heute hat man jedoch einen anderen, weiteren Blick auf die Geschehnisse in der Natur ...

Chopper

Animationsfilm
Niederlande
2012
2 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Sander Verdonck
Regie
Frederik Palmaers, Lars Damoiseaux
Musik
Joris Oonk
Kamera
Daan Nieuwenhuijs
Schnitt
Lars Damoiseaux
Animation
Frederik Palmaers & Michael Palmaers
Buch
Michael Palmaers
Ton
Arno Willemstein
„Fressen oder gefressen werden“, hätte es früher geheißen. Heute hat man jedoch einen anderen, weiteren Blick auf die Geschehnisse in der Natur. Im Krokodilmagen steckt der ganze Lebenskreislauf: ein Storch, der einen Frosch verschlungen hat, der eine Gottesanbeterin verschluckt hat, die …
Internationales Programm 2015
Erbarme Dich: Matthäus Passion Stories Ramón Gieling

Die Matthäus-Passion von Bach: Warum berührt sie uns bis heute? Menschen über ihre Beziehung zu Gott, Trauer und Schuld. Musikalisch und visuell kraftvoll inszeniert.

Erbarme Dich: Matthäus Passion Stories

Dokumentarfilm
Niederlande
2015
99 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Sylvia Baan, Hans de Wolf, Janneke Doolaard, Hanneke Niens
Regie
Ramón Gieling
Kamera
Goert Giltay
Schnitt
Barbara Hin
Ton
Wouter Veldhuis
Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach ist über 250 Jahre alt, und bis heute berührt und beschäftigt sie ihr Publikum auf eindrucksvolle Weise. Der Film, der sich diesem Phänomen widmet, erzählt mit großer inszenatorischer Kraft von einem Figurenensemble, in dem jeder schicksalhaft mit der Passion verbunden ist. Das Leiden und Sterben Jesu Christi steht nicht allein für sich, sondern wird verwoben mit dem Leiden der Menschen. Wie in einem Theaterstück berichten der Maler, der Tänzer, die Sopranistin und einige mehr von ihren Begegnungen mit dem Werk, von ihren Beziehungen zu Gott, zu Trauer und Schuld. All das ist eingebettet in kraftvolle musikalische und szenische Darbietungen der Kompositionen. Scharfe Lichtsetzung, perspektivische Wechselspiele und eine bedrückende Bildsprache stellen neben den Interviews und der Musik das dritte und nicht minder wuchtige Element des Films dar. Den hochprofessionellen Musikern wird mit einiger Symbolkraft ein Obdachlosenchor gegenübergestellt, der die Darbietungen beobachtet und durch seine stille Anwesenheit kommentiert. Was alle teilen, ist das erlösende Moment der Musik – einer Musik, die sich ihrer erbarmt und die sie ihre eigene Passion finden lässt.

Kim Busch
Internationales Programm 2017
Genderblend Sophie Dros

Ein kraftvoller Film über fünf junge Niederländer, die sich jenseits herkömmlicher Geschlechterbilder bewegen. Klug und offen reflektieren sie über ihr Leben im Dazwischen.

Genderblend

Dokumentarfilm
Niederlande
2017
68 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Olivia Sophie van Leeuwen
Regie
Sophie Dros
Musik
Reinier van Harten
Kamera
Boas van Milligen Bielke
Schnitt
Erik ten Brinke
Ton
Job Michel, Gijs den Hartogh
Genderbender unterlaufen duale Geschlechterbilder und verweigern sich der herkömmlichen Einordnung in die Kategorien Weiblich und Männlich. Jeder der fünf Protagonisten in Sophie Dros’ leichtfüßigem Dokumentarfilm hat den ersten Schritt hinaus aus der Konvention bereits hinter sich und ist dabei, die eigene Identität jenseits der Norm für sich zu entdecken. Konfrontiert mit Reaktionen zwischen Unverständnis, Interesse und offener Abwehr, schwanken sie zwischen Trotz, Zweifel und Enthusiasmus über jeden weiteren Schritt. Schließlich gelingt es jedem von ihnen, sich selbst ein kleines Stückchen näher zu kommen. Sogar dann, wenn die Außenwelt – trotz aller Neugierde – dafür manchmal noch nicht bereit ist.

Sophie Dros befragt Lisa, Anne, Dennis, Lashawn und Selm nach ihren Erfahrungen und Träumen und nimmt sich Raum, ihre unterschiedlichen Geschichten erzählerisch und visuell zu entfalten. Während die fußballspielenden Zwillinge Lisa und Anne beeindruckend „bei sich“ zu sein scheinen, haben Dennis, Selm und Lashawn immer wieder mit Verschiebungen von Selbstbild und Fremdbild zu kämpfen. Sie alle lassen uns teilhaben an ihren Wünschen und Widersprüchen. „Genderblend“ feiert sie in ihrem Kampf um eine Gesellschaft, in der Gender nicht mehr für zwei einander entgegengesetzte Idealvorstellungen, sondern für eine individuelle und einzigartige Konstruktion im Sinne des Sowohl-als-auch steht.

Luc-Carolin Ziemann


Nominiert für Young Eyes Film Award
Internationales Programm 2017
Greetings from Aleppo Issa Touma, Floor van der Meulen, Thomas Vroege

Der syrische Fotograf Issa Touma reist aus Europa in seine Geburtsstadt Aleppo und besucht seine Familie, alte Freunde und Studenten, die dort noch immer leben.

Greetings from Aleppo

Dokumentarfilm
Niederlande,
Syrien
2017
17 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jos de Putter, Bas Vroege
Regie
Issa Touma, Floor van der Meulen, Thomas Vroege
Musik
Darius Timmer
Kamera
Issa Touma
Schnitt
Floor van der Meulen, Thomas Vroege
Ton
Tom Jansen
Der syrische Fotograf Issa Touma reist aus Europa in seine Geburtsstadt Aleppo und besucht seine Familie, alte Freunde und Studenten, die dort noch immer leben. Es ist ein Film über den Alltag und die Kunst des Überlebens im Angesicht von Krieg und Zerstörung, über die Tragik und Absurdität des Lebens in einer Extremsituation. Und vor allem wird erschreckend deutlich, wie wenig die Nachrichtenbilder mit dem eigentlichen Leben und Geschehen in Aleppo korrespondieren.

Frederik Lang
Internationales Programm 2013
History of Pets Kris Genijn

Manchmal besucht man als Erwachsener die Stätten seiner Kindheit und gedenkt dabei seiner damaligen Spielgenossen. In diesem Fall waren es unterschiedliche Haustiere, die zahlreich ...

History of Pets

Animationsfilm
Niederlande
2013
6 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Ton Crone
Regie
Kris Genijn
Musik
Made for Chickens by Robots
Animation
Kris Genijn
Buch
Kris Genijn
Ton
Senstudio, Dame Blanche
Manchmal besucht man als Erwachsener die Stätten seiner Kindheit und gedenkt dabei seiner damaligen Spielgenossen. In diesem Fall waren es unterschiedliche Haustiere, die zahlreich und mit immer anderen Begründungen der Eltern verschwanden. Aber wer glaubt als Erwachsener noch an den Osterhasen? Ein bissiges Requiem.
Internationales Programm 2019
Little Man, Time and the Troubadour Ineke Smits

Ein Roadmovie in Abchasien: Der Marionettenkünstler Sipa Labakhua trifft georgische Bauern, orthodoxe Priester, abchasische Nationalisten, syrische Flüchtlinge – und verwirrte Identitäten.

Little Man, Time and the Troubadour

Dokumentarfilm
Belgien,
Niederlande
2019
104 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jan van der Zanden, Ineke Kanters
Regie
Ineke Smits
Musik
Walter Hus
Kamera
Piotr Rosolowski
Schnitt
Katarina Türler
Buch
Ineke Smits, Sipa Labakhua
Ton
Jeroen Stout
„Nationalitäten waren uns egal“, sagt eine ältere Dame. Sie zeigt ihrer Freundin und dem Kamerateam das Haus, in dem sie als junge Frau mit ihren Kindern wohnte. Die Schule war nur um die Ecke. Alle lebten sie hier harmonisch Tür an Tür: Armenier, Georgier, Abchasier, Mingrelier. Bis der Krieg kam. Jeder, der es sich leisten konnte, flüchtete. Nach Russland, in die Türkei, nach Georgien. Abchasien, das sich selbst als Staat betrachtet, liegt im Süden des Kaukasus und grenzt ans Schwarze Meer. Völkerrechtlich gehört das Land zu Georgien, hat jedoch den Status einer autonomen Region.

Der abchasische Künstler Sipa Labakhua ist nach vielen Jahren in seine Heimat zurückkehrt und zieht nun mit seiner autobiografischen Marionettenshow durchs Land. Er erzählt von seinen eigenen Erfahrungen, seiner Flucht, den Träumen seines Vaters – und sammelt auf seinen Reisen weitere Geschichten: von georgischen Bauern, orthodoxen Priestern, abchasischen Nationalisten, syrischen Flüchtlingen und russischen Hippies. Daraus entsteht das poetische Bild einer Gesellschaft, die diverser kaum sein könnte und sich eine essenzielle Frage stellt, die uns alle beschäftigt: Wie definiert sich die nationale oder kulturelle Identität eines Landes? Sipa Labakhua hat darauf eine ganz eigenwillige Antwort: Er sieht sich als Troubadour, die Kunst als sein Heimatland und sein Talent als Zuhause.

Julia Weigl
Internationales Programm 2018
Living the Light – Robby Müller Claire Pijman

Robby Müller (1940–2018) verstand es, mit Lichtquellen wie auf Musikinstrumenten zu spielen. Ein fein gesponnenes Porträt des Kameramanns von Jarmusch, Wenders und anderen großen Autorenfilmern.

Living the Light – Robby Müller

Dokumentarfilm
Deutschland,
Niederlande
2018
87 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Carolijn Borgdorff, Alexander Wadouh, Sven Sauër
Regie
Claire Pijman
Musik
SQÜRL (Jim Jarmusch, Carter Logan)
Kamera
Claire Pijman
Schnitt
Katharina Wartena
Buch
Claire Pijman
Robby Müller (1940–2018) war eine Lichtgestalt, nur anders, als man dieses Wort gemeinhin versteht. Er hätte gut einen der weisen und wortkargen Indianer in Jim Jarmuschs Spätwestern „Dead Man“ darstellen können. Das ging nur nicht, weil er für diesen Film als Director of Photography fungierte und dort wie in rund 70 anderen Meisterwerken des internationalen Autorenkinos sein spezielles, einerseits fest und wie gemalt, aber zugleich durchscheinend und flirrend sich gebendes Licht auf die Leinwand zauberte.

Über Jahrzehnte führte der Kameramann ein Videotagebuch, das die Filmemacherin Claire Pijman bereits für die große Ausstellung „Master of Light“ im Amsterdamer Filmmuseum EYE aufarbeitete und welches sie nun in ihrem eigenen Film „Living the Light“ als zentralen Bildfundus nutzt. Über einer Sequenz zwischen Dennis Hopper und Nicholas Ray aus Wim Wenders’ „Der amerikanische Freund“ erzählt die Kamerakollegin Agnès Godard, dass Meisterschaft für sie erst darin zum Ausdruck kommt, wenn sich die Grandezza einer Kameraarbeit in den Szenen selber zum Verschwinden gebracht hat, weil sie wie selbstverständlich darin enthalten ist. Seltsam, dass man Robby Müllers Bilder fast immer auch zu hören glaubt. In „Living the Light“ wird dieser Eindruck forciert durch fein improvisierte Soundscapes von Jim Jarmusch und Carter Logan.

Ralph Eue


Nominiert für den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts

Internationales Programm 2019
Mama Mania Vincent Sparreboom

Die Mama, ein Neuroleptikum, das Telefon und der Regisseur: Wortkarg, aber vielsagend entfaltet Vincent Sparreboom (s-)eine Mutter-Sohn-Beziehung, in der die eine hofft und der andere bangt.

Mama Mania

Dokumentarfilm
Niederlande
2019
13 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Vincent Sparreboom
Regie
Vincent Sparreboom
Kamera
Joachim Lenting, Vincent Sparreboom
Schnitt
Vincent Sparreboom
Buch
Vincent Sparreboom
Ton
Erik Langhout, Vincent Sparreboom
„Hallo, Mama, ich bin’s.“ Mit einem Anruf beginnt, was ein kurzer Film über eine lebenslange Mutter-Sohn-Beziehung in Telefonaten, Textnachrichten und Umgebungseindrücken zu erzählen vermag: viel, alles. Der Dialog zwischen Ton und Bild ist wortkarg, aber voll von Nichtgesagtem. Von oben versenkt sich die Kamera in zwei bewohnte Einsamkeiten: die des Filmemachers und die seiner Mutter. Fernmündlich besprechen die beiden das Neuroleptikum Haldol und einen neuen Mann in Mamas Leben. Vincent sorgt sich.

Sylvia Görke
Internationales Programm 2014
Mario Tess Martin

Auf italienischen Spielplätzen hört man oft ein Lied aus dem ersten Weltkrieg. Es ist die düstere Geschichte eines Soldaten, der nach Hause zurückkehrt und sein Mädchen in den Armen eines anderen findet.

Mario

Animationsfilm
Niederlande,
USA
2014
3 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Tess Martin
Regie
Tess Martin
Auf italienischen Spielplätzen hört man oft ein Lied aus dem ersten Weltkrieg. Es ist die düstere Geschichte eines Soldaten, der nach Hause zurückkehrt und sein Mädchen in den Armen eines anderen findet.