Wie hebt man jemanden an, der gefesselt am Boden liegt? Wie trage ich ihn, wenn er sich wehrt? Wie fixiert man einen Körper? Wie bugsiert man ihn eine Gangway hoch? Was macht man, wenn er schreit? Und wie kriegt man es fertig, einen verzweifelten Menschen, der vielleicht eine Familie zurücklässt, abzuschieben in ein Land, wo ihn nichts als Unsicherheit, Armut oder Verfolgung erwartet? Mit diesen Fragen sehen sich junge Rekrutinnen und Rekruten der niederländischen Bundespolizei konfrontiert. Sie absolvieren eine Spezialausbildung darin, abgewiesene Asylbewerber auf ihren Abschiebeflügen zu begleiten.
Dicht und im Stil des Direct Cinema erzählt, gibt Guido Hendrikx komprimiert in wenigen Szenen Einblick in eine gängige, allerdings für die Öffentlichkeit meist unsichtbare Praxis. Ohne dezidiert zu emotionalisieren, gelingt es ihm dennoch, Erschütterung auszulösen. Denn auch wir können uns der Frage nicht entziehen: Was ist human? (Und uns bange weiterfragen, was wir tun würden, wenn im Flugzeug hinter uns ein „Escort“ mit seinem Passagier säße.)
Grit Lemke
Ausgezeichnet mit der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb für kurze Dokumentarfilme 2014