In dem kleinen Ort Lunguleţu im Süden Rumäniens gibt es etwa 1.000 Bauern mit ebenso vielen Traktoren, die jedes Jahr an die 100.000 Tonnen Kohl und Kartoffeln produzieren. Diese tausend Bauern stehen dann im Sommer nach der Kartoffelernte und im Spätherbst nach der Kohlernte auf dem lokalen Marktplatz: Kohlköpfe und Kartoffelsäcke zu riesigen Pyramiden aufgetürmt, so weit das Auge reicht. Der Versuch, das Gemüse gewinnbringend weiterzuverkaufen, ist bei der absurden Überproduktion natürlich ein vergebliches Unterfangen. Die emsigen Bauern unterbieten sich gegenseitig so lange, bis sie am Ende draufzahlen oder die Ernte gleich wieder unters Feld pflügen.
Als der Regisseur Șerban Georgescu hier für seine Mutter eine Tonne Weißkohl für 20 Euro ersteht, wird er stutzig und beschließt, im Selbstversuch ein Jahr in Lunguleţu zu verbringen und selbst Kartoffeln und Kohl anzubauen. Er geht der Frage auf den Grund, warum sich die Bauern freiwillig in diese wirtschaftliche Sackgasse begeben. Obwohl der Bürgermeister und einige Dorfbewohner gute Ideen haben, Wege aus dieser Misere zu finden, ist eine gemeinsame Lösung nicht in Sicht. Das Misstrauen zwischen ihnen sitzt tief, und die Angst vor einer Kooperative ist groß – zu nah sind noch die Erinnerungen an die Enteignung unter Ceaușescu, zu verlockend scheint der mögliche Erfolg durch Wettbewerb, auch wenn täglich der Bankrott droht.
Lina Dinkla