Filmarchiv

As You Like It

Dokumentarfilm
Rumänien
2013
22 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Ioana Lascăr
Regie
Paula Oneţ
Musik
Tudor Petre
Kamera
Paula Oneţ
Schnitt
Paula Oneţ
Buch
Paula Oneţ
Ton
Rudolf Costin, Manuela Borza, Ioana Ţurcan
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen – so ließe sich das Phänomen umschreiben, das Paula Oneţ in der Region um Cluj in Rumänien entdeckt und neugierig gemacht hat. Frauen und Männer, die sich zwar schon in der zweiten Lebenshälfte befinden, aber dennoch rüstig auf den Beinen sind, beschäftigen sich intensivst mit der Fotografie, die auf ihrem eigenen Grabstein verewigt werden soll. Und dabei ist dies keine hypothetische Frage, sondern ein ganz konkretes Vorhaben.
Es werden Friseurbesuche absolviert, Fototermine vereinbart, ernsthafte Diskussionen an den Grabsteinen geführt, die, trotz quicklebendiger Besitzer, umrahmt von Blumen und Gestecken schon an Ort und Stelle bereitstehen. So ist der Grabstein mitsamt dem sorgsam inszenierten und ausgewählten Porträt bereits zu Lebzeiten ein Statussymbol. Und er ist der – natürlich – vergebliche Versuch, selbst zu entscheiden, wie man der Nachwelt in Erinnerung bleiben möchte. Doch was auf den ersten Blick vielleicht verschroben und wie eine lästige Erledigung wirkt, offenbart doch im Grunde eine gesunde, angstfreie Beschäftigung mit dem eigenen Tod.
„As You Like It“ ist eine kurzweilige Reflexion über das irdische Sein und das menschliche Bedürfnis, das unausweichliche Vergehen als Teil des Lebens zu begreifen.

Lina Dinkla

Cabbage, Potatoes and Other Demons

Dokumentarfilm
Deutschland,
Rumänien
2016
62 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Alex Iordăchescu, Șerban Georgescu, Heino Deckert
Regie
Șerban Georgescu
Musik
Vlad Blîndu
Kamera
Bogdan Slăvescu
Schnitt
Șerban Georgescu
Buch
Șerban Georgescu
Ton
Alex Iosub
In dem kleinen Ort Lunguleţu im Süden Rumäniens gibt es etwa 1.000 Bauern mit ebenso vielen Traktoren, die jedes Jahr an die 100.000 Tonnen Kohl und Kartoffeln produzieren. Diese tausend Bauern stehen dann im Sommer nach der Kartoffelernte und im Spätherbst nach der Kohlernte auf dem lokalen Marktplatz: Kohlköpfe und Kartoffelsäcke zu riesigen Pyramiden aufgetürmt, so weit das Auge reicht. Der Versuch, das Gemüse gewinnbringend weiterzuverkaufen, ist bei der absurden Überproduktion natürlich ein vergebliches Unterfangen. Die emsigen Bauern unterbieten sich gegenseitig so lange, bis sie am Ende draufzahlen oder die Ernte gleich wieder unters Feld pflügen.

Als der Regisseur Șerban Georgescu hier für seine Mutter eine Tonne Weißkohl für 20 Euro ersteht, wird er stutzig und beschließt, im Selbstversuch ein Jahr in Lunguleţu zu verbringen und selbst Kartoffeln und Kohl anzubauen. Er geht der Frage auf den Grund, warum sich die Bauern freiwillig in diese wirtschaftliche Sackgasse begeben. Obwohl der Bürgermeister und einige Dorfbewohner gute Ideen haben, Wege aus dieser Misere zu finden, ist eine gemeinsame Lösung nicht in Sicht. Das Misstrauen zwischen ihnen sitzt tief, und die Angst vor einer Kooperative ist groß – zu nah sind noch die Erinnerungen an die Enteignung unter Ceaușescu, zu verlockend scheint der mögliche Erfolg durch Wettbewerb, auch wenn täglich der Bankrott droht.

Lina Dinkla

Palace for the People

Dokumentarfilm
Bulgarien,
Deutschland,
Rumänien
2018
76 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

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Produktion
Martichka Bozhilova, Thomas Tielsch, Velvet Moraru
Regie
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Kamera
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Schnitt
Ema Konstantinova
Buch
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Ton
Momchil Bozhkov
Heute sieht man sie mit den Augen des Touristen – oder man sieht sie gar nicht mehr, wie etwa den Palast der Republik in Berlin. „Palace for the People“ besichtigt fünf emblematische Gebäude aus der Zeit des Sozialismus: massive Steinkörper, deren Fassaden und Innenleben, deren Raumbeschaffung und Einrichtung, deren Dekor und Funktionalität immer auf die Repräsentation politischer Systeme und Werte zielte. Superlativische Machtbauten – mal in die Höhe fliehend wie die Lomonossow-Universität Moskau, mal in die Breite wuchernd wie der Ceaușescu-Palast in Bukarest.

Besichtigungen sind immer auch eine Form der Rückkehr, eine Art der Vergangenheitsbeschau, der affektiven Anschließung an das Gewesene. Mit einem scharfen Blick für die architekturgeschichtlichen Eigenheiten und Charaktermerkmale führen uns Georgi Bogdanov und Boris Missirkov an Orte, in denen, so geschichtlich sie auch wirken, noch immer die Visionsgeister spuken, für die sie einst errichtet wurden. Orte, die vollgesogen sind mit Zukünftigkeiten, die sich nie oder die sich ganz und gar anders als gedacht einlösten.

Lukas Stern


Nominiert für den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts und den MDR-Filmpreis


Die Filmvorführung am Mittwoch, 31. Oktober, um 17.00 Uhr findet als Special Screening des MDR statt.

Internationales Programm 2012
Stremt 89 Anda Puscas, Dragos Dulea

Was braucht man für eine Revolution? Viel Alkohol, ein paar Sensen und Schrotflinten samt einem Gegner im Kornfeld … Der Herbst 89 in den Karpaten, aus berufenem (Volks)mund.

Stremt 89

Dokumentarfilm
Rumänien
2012
14 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Anda Puscas, UNATC
Regie
Anda Puscas, Dragos Dulea
Musik
Stephen James Wilkinson
Kamera
Anda Puscas
Schnitt
Dragos Dulea
Ton
Dragos Dulea
Noch nie von Stremt gehört? Dabei kann man von dem kleinen rumänischen Dorf, das unweit von Cluj-Napoca in den karpatischen Bergen gelegen ist, lernen, wie man Revolution macht. Dazu braucht es nämlich weder Nelken noch die Farbe orange, sondern erst einmal Alkohol, um sich Mut anzutrinken. Dann erst zieht man los, bewaffnet sich und erkennt mit einem Mal überall Gegner und Terroristen, oder war es umgekehrt? In Stremt ticken die Uhren langsamer. Nachdem das Fernsehen vom Sturz Ceauşescus berichtete, spüren einige der Dorfbewohner, dass nun auch ihre Stunde geschlagen hat und beschließen einen Aufstand. Aber wo fängt man die Revolte an, wenn jeder jeden kennt? Dass es dennoch zu einigen dramatischen Szenen kommt, liegt vor allem an den wilden Vermutungen und Gerüchten, die plötzlich die Runde machen – und dass niemandem etwas passiert, daran, dass die Pistole nicht geladen war. In einem munteren Parforceritt erzählen die zwei jungen Filmemacher, Jahrgang 1985 und 1989, in ihrem Kurzfilm davon, wie schnell ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, ist erst einmal die Angst besiegt.
– Cornelia Klauß
Internationales Programm 2018
The Call Anca Damian

Der tägliche Anruf des Sohnes gehört genauso zu den Lieblingsbeschäftigungen einer älteren Frau wie das regelmäßige Baden. Mit dem Eintauchen ins Wasser findet sie Leichtigkeit.

The Call

Animationsfilm
Rumänien
2018
10 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Anca Damian
Regie
Anca Damian
Schnitt
Ciprian Cimpoi
Animation
Sergiu Negulici, Ioana Laura Nicoară
Buch
Anca Damian
Ton
Clément Badin, Lionel Guenoun
Der tägliche Anruf des Sohnes gehört genauso zu den Lieblingsbeschäftigungen einer älteren Frau wie das regelmäßige Baden. Mit dem Eintauchen ins Wasser findet sie Leichtigkeit. Die schwer an ihr hängenden Erinnerungen fallen weg. Wird sie wieder auftauchen, um den Anruf ihres Sohnes zu beantworten? Schöpferisch und bildstark begibt sich der Kurzfilm in verschiedene Sphären der Animationstechniken – und der Existenz. Ein poetischer Gedankenstrom über die Vergänglichkeit.

Annina Wettstein