Zahlen spielen eine große Rolle im Leben der ungarisch-rumänischen Köhler Piroska und Imre – ebenso das Radio, die Karibik und ein florierender Elendstourismus. Den Zusammenhang dieser Ingredienzien stellen die jungen Regisseure Iacob Marius und Vlad Voinescu mit großer Leichtigkeit und sicherem dramaturgischen Gespür her.
Den Sommer verbringen Imre und Piroska damit, in einem Wald in Transsilvanien Holz zu einer Pyramide aufzutürmen. Als Grillkohle wird es nach ganz Europa gelangen. Da kommt es schon mal weiter als das Paar, das in einem heruntergekommenen Waggon ohne Strom haust und die Abende damit verbringt, Rundfunkreportagen aus fernen Ländern zu lauschen und über die perfekten Lottozahlen zu diskutieren. Regelmäßig kommt die Welt zu ihnen in Gestalt von – ganz urig! – auf dem Pferdewagen angekarrten Touristen, die gegen ein Entgelt echte osteuropäische Armut, gern auch selbst mit der Schaufel posierend, fotografieren. Piroska und Imre nehmen’s mit Humor und denken lieber darüber nach, wie man die Menge von 230 Kohlesäcken umwandelt in den Treffer, der einen an den Traumstrand bringen wird – eines Tages.
Eine kluge Reflexion über den vermeintlich dokumentarischen Blick. Denn der Wohlstandsbürger gruselt sich wohlig, füllt seine Speicherkarte mit Bildern und macht sich davon. Die im authentischen Dreck sitzen bleiben, müssen weiter auf ein Wunder hoffen – oder auf die richtige Zahl.
– Grit Lemke