Zwei Jäger im tiefsten Nordosten Russlands in der Beringstraße. Sie jagen, um ihre Familien und die Bewohner ihres Dorfes zu versorgen. Inmitten der weißen Weiten des Eises pirschen sie sich an Robben heran und umkreisen mit Booten die Wale im Meer, bis der richtige Moment für die Harpune kommt. Die Jagd ist für die Bewohner dieser eisigen Gegend Teil einer besonderen Koexistenz mit der Natur. Nicht als Floskel, die ein friedliches Trotzeinander beschreibt, sondern als – wenigstens aus Menschensicht – unauflösbarer Zusammenhang.
Gegenwart und Vergangenheit dieser Lebensweise verschränken sich in den uralten Geschichten, die sie dabei begleiten. Der Filmemacher Aleksei Vakhrushev, Sohn und kinematografischer Künder der Kultur der Tschukotka, stellt in „The Book of the Sea“ ethnografische und Landschaftsaufnahmen der Eislandschaften neben animierte Sequenzen, gehalten in warmen Erdtönen, die die Mythen der indigenen Völker des russischen Fernen Ostens als archaisches, aber stets präsentes Echo mithallen lassen. Diese Elemente verbinden sich zu einem eindrücklichen Zeugnis des Lebens in der Arktis.
Fabian Tietke