Filmarchiv

Internationales Programm 2014
Mar de Fons Bruno López, Florencia Luna

Vater, Sohn, ein Fischerboot und die verschmutzte Küste vor Barcelona. Vom Sterben einer Tradition und der Krankheit der Zivilisation. Kleine Novelle mit Charisma.

Mar de Fons

Dokumentarfilm
Spanien
2014
30 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Sergi Casamitjana, Escac Films
Regie
Bruno López, Florencia Luna
Musik
Julián Sánchez
Kamera
Florencia Luna, Dídac Sáez
Schnitt
Bruno López, Dídac Sáez
Buch
Bruno López, Florencia Luna
Ton
Yago Flaquer, Mar Rosselló
„Wieder ein schlechter Tag!“ So klingt es, wenn sich katalanische Fischer treffen. Das Fischsterben und die Umweltverschmutzung im Großraum Barcelona machen ihnen zu schaffen. Ramón Costa hat in seiner langen Laufbahn dramatische Veränderungen erlebt. Damit ist nicht gemeint, dass er es vom Ruder- zum Motorbootbesitzer geschafft hat – nein: Von 100 Fischerboten sind in seinem Heimatort Badalona gerade einmal sechs geblieben. Eines davon gehört Ramón. Doch auch er denkt daran, das kleine Familienunternehmen aufzugeben, zumal sein älterer Sohn ihm Sorgen bereitet. Eine Strandbar zu eröffnen, wäre lukrativer. Der jüngere, endlich aus der Adoleszenz erwacht, macht ihm zwar neuen Mut. Doch ist der Junior störrisch und besserwisserisch.
All die Probleme ballen sich auf dem engen Raum des Fischerbootes zusammen, wenn Vater und Sohn aufs Meer hinausfahren. Der Film hat alles, was eine kleine Novelle ausmacht. Er erzählt von rastlosen Männern, vom Sterben der Tradition und von der Krankheit der Zivilisation. Im Zentrum steht eine charismatische Hauptfigur. Ramón ist nicht nur ein passionierter Geschichtenerzähler, sondern bemüht sich als Vater rührend um eine Verbindung zu seinen Söhnen, auch wenn sie in einem vollkommen anderen Zeitalter groß geworden sind als er selbst.
Lars Meyer
Internationales Programm 2014
The Fish Tamer Roger Gómez, Dani Resines

Der letzte Wille eines Fischers, der nicht mehr zur See fahren konnte und ein maritimes Museum gründete … Der alte Mann und das Meer.

The Fish Tamer

Dokumentarfilm
Spanien
2014
23 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Cristina Sánchez
Regie
Roger Gómez, Dani Resines
Musik
Ferran Resines
Kamera
Roger Gómez
Schnitt
El Cangrejo
Buch
Roger Gómez, Dani Resines, Enric Álvarez
Ton
Giannie Tognarelli
Dies ist die Geschichte von einem alten Mann und dem Meer, die Geschichte einer großen Liebe, die, als sie enden sollte, eine ungewöhnliche Wendung erfuhr. Francesc Roig Toqués kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit dem Boot hinausfahren. Da beschließt er kurzerhand, sich den Ozean ins Haus zu holen. Er baut eine einmalige Sammlung mit maritimen Relikten, Muscheln und Strandgut auf, randvoll gefüllt auf engstem Raum. Fortan umgibt er sich mit den Dingen, die ihn an seine glücklichste Zeit erinnern. Bald jedoch holt ihn der Erfolg ein: Seine dressierten Fische, die von Löffeln „speisen“, schwemmen Fluten von Touristen in sein kleines Museum. Da beschließt er, die „Schotten dicht zu machen“ und seine letzte Fahrt anzutreten. In Vilanova an der Südküste Spaniens hat das Refugium mit Namen „Plaça del Canó“ seinen Schöpfer überlebt. Der Film erzählt von einer Reise zu den Dingen, die voller Geschichten sind, von einem Abschied, der nicht das Ende bedeutet, und dem vielleicht schönsten Fundstück: Filmaufnahmen, die nichts als das Meer zeigen, majestätisch und pur.
Cornelia Klauß

Walls

Dokumentarfilm
Spanien
2014
10 Minuten
Untertitel: 
keine

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Silvia Venegas, Juan Antonio Moreno
Regie
Miguel López Beraza
Musik
Nayeem Mahbub
Kamera
Miguel López Beraza, Marko Sipka
Schnitt
Miguel López Beraza , Marko Sipka, Nayeem Mahbub
Buch
Miguel López Beraza, János András Nagy
Ton
János András Nagy, Asia Dér, Nayeem Mahbub
Eine angenehme männliche Stimme ersucht auf dunkler Leinwand um Nachsicht. Der Sprecher sei nicht das, was man sich vielleicht vorstellt: Ein Haus in Budapest, das schon, aber leider nicht eines dieser prächtigen Bürgerhäuser aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. Stattdessen: ein unspektakulärer dreigeschossiger Flachdachbau, der über sich selbst erzählt und doch gleich zurücktritt, denn das, was ihn ausmache, seien doch die Leute, die ihn bewohnen. Besondere Sympathie hegt er für zwei von ihnen, nämlich den 92-jährigen Herrn István, der immer noch rüstig ist und ohne Brille liest, sowie die auch nicht mehr ganz junge Frau Magdi, eine vortreffliche Köchin alter Kronländer Hausmannskost.
Eine Stimmung von Abschied durchweht diese melancholisch in sich selbst ruhende Reminiszenz an den Gott der kleinen Dinge. „Der Gott der kleinen Dinge“, schrieb Arundhati Roy in ihrem gleichnamigen Roman von 1997, „hinterlässt keine Spuren im Sand, keine Wellen im Wasser, kein Abbild im Spiegel. Er ist der Gott dessen, was verloren geht, der persönlichen und alltäglichen Dinge, nicht der Gott der Geschichte, der die kleinen Dinge grausam in ihren Lauf zwingt.“
Ralph Eue