Eine angenehme männliche Stimme ersucht auf dunkler Leinwand um Nachsicht. Der Sprecher sei nicht das, was man sich vielleicht vorstellt: Ein Haus in Budapest, das schon, aber leider nicht eines dieser prächtigen Bürgerhäuser aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. Stattdessen: ein unspektakulärer dreigeschossiger Flachdachbau, der über sich selbst erzählt und doch gleich zurücktritt, denn das, was ihn ausmache, seien doch die Leute, die ihn bewohnen. Besondere Sympathie hegt er für zwei von ihnen, nämlich den 92-jährigen Herrn István, der immer noch rüstig ist und ohne Brille liest, sowie die auch nicht mehr ganz junge Frau Magdi, eine vortreffliche Köchin alter Kronländer Hausmannskost.
Eine Stimmung von Abschied durchweht diese melancholisch in sich selbst ruhende Reminiszenz an den Gott der kleinen Dinge. „Der Gott der kleinen Dinge“, schrieb Arundhati Roy in ihrem gleichnamigen Roman von 1997, „hinterlässt keine Spuren im Sand, keine Wellen im Wasser, kein Abbild im Spiegel. Er ist der Gott dessen, was verloren geht, der persönlichen und alltäglichen Dinge, nicht der Gott der Geschichte, der die kleinen Dinge grausam in ihren Lauf zwingt.“
Ralph Eue