Filmarchiv

(Be)Longing

Dokumentarfilm
Frankreich,
Portugal,
Schweiz
2014
77 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Luís Urbano
João Pedro Plácido
João Pedro Plácido
Pedro Marques
João Pedro Plácido, Laurence Ferreira Barbosa
Hugo Leitão
In Uz, einem Weiler im Norden Portugals, leben etwa 50 Menschen. Vier Generationen. Auch die Großeltern des Filmemachers João Pedro Plácido kommen von hier. So kann man vermuten, dass er mit diesem Projekt emotional bereits lange begonnen hatte, bevor an die erste Klappe für den Film überhaupt zu denken war. In Uz verstreicht die Zeit, als gäbe es keine Uhr. Wenig passiert, vieles geschieht. Den Takt schlagen die Elemente. Organisch entwickelt sich die Geschichte eines dörflichen Jahres zwischen Viehtrieb und umgestürztem Mistwagen, Ernte und Schlachtfest, Vesper und Feuerwerk, Beichte und Sehnsucht. Auch Charaktere nehmen wie selbstverständlich Kontur an. Gar eine Boy-meets-Girl-Story zwischen Daniel, dem jüngsten Burschen dieser Dorf-Community, und einer jungen Frau aus der näheren Umgebung schält sich aus den Ereignissen heraus. Bewegend, wenn Daniel darüber nachsinnt, was einem wie ihm vermutlich als die normale Zukunft seines Beziehungslebens bevorsteht, nämlich eine Thailänderin oder Brasilianerin im Internet zu „bestellen“. Noch bewegender, dass ihm (und der Brasilianerin oder Thailänderin) das zumindest vorerst erspart bleibt. Die Zeichnung von Menschen und Ereignissen in diesem Film ist geprägt von einer empfindsamen Nüchternheit, in schöne Balance gebracht zwischen genauer Beobachtung und sparsamer Poesie.

---Ralph Eue
Next Masters Wettbewerb 2016
Looking Like My Mother Dominique Margot

Aus Angst, depressiv wie die Mutter zu sein, erwächst die Auseinandersetzung mit der Krankheit, den Siebzigern, Punk und sich selbst. Hybrides Roadmovie mit surrealen Momenten.

Looking Like My Mother

Dokumentarfilm
Schweiz
2016
78 Minuten
Untertitel: 
englische

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Brigitte Hofer, Cornelia Seitler
Dominique Margot
Peter Bräker
Simon Guy Fässler
Christof Schertenleib
Susanne Hofer
Dominique Margot
Peter Bräker, Jacques Kieffer
Die Angst, der Mutter nicht nur ähnlich zu sehen, sondern auch krank wie sie zu sein, treibt die Filmemacherin in dieses Vorhaben – voll der Hoffnung, die Ursachen des Defekts zu finden. Denn was man erklären kann, lässt sich auch verhindern oder wenigstens kontrollieren. Jedoch eine Depression, das ist, als wenn Dämonen langsam Besitz von einem ergreifen. Für das Kind Dominique Margot ergaben die Vorboten und Zeichen von Panik und Paranoia keinen Sinn. So begann sie, sich aus den Elementen des „Ver-rückt-Seins“ eine Fantasiewelt zu kreieren, in der die Mutter zur Geisterkönigin avancierte.

Der Schwere des Themas setzt die Regisseurin die Leichtigkeit der Inszenierung entgegen. In diesem Roadmovie zurück in die Vergangenheit und zu sich selbst vermischt sie experimentierfreudig Spielszenen und surreale Momente mit Interviews. Ihre Fluchtbewegungen führten zum Punk, in die Ferne und ins Kino. Egal, der Familie entkommt man nicht. Was heute ein akzeptierter Befund ist, wurde seinerzeit, in den 1970er Jahren, kaum erkannt. Die Mutter kam aus einem Bergbauerndorf, wo es seit alters her schlicht hieß, die Schwermut sei etwas Angeborenes.

Cornelia Klauß
Next Masters Wettbewerb 2019
Under the Skin Robin Harsch

Drei Transgender-Teenager gehen den langen Weg der körperlichen Transformation, um mit Eltern- und Beraterhilfe endlich in ihrer gefühlten Geschlechtsidentität anzukommen.

Under the Skin

Dokumentarfilm
Schweiz
2019
84 Minuten
Untertitel: 
englische

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Britta Rindelaub
Robin Harsch
Le Bruit.
Robin Harsch
Ana Acosta
Igor Marlot
Drei Transgender-Teenager erleben durch Hormontherapien und operative Eingriffe eine radikale körperliche Veränderung: Es ist eine äußere Metamorphose, die ihr Aussehen endlich mit ihrer längst gefühlten Geschlechtsidentität in Übereinstimmung bringt. Hinter ihnen liegen verzweifelte Jahre, in denen sie nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit ihrem familiären und schulischen Umfeld zu kämpfen hatten. Die kontinuierliche Erfahrung von Zurückweisung und Schikane machte sie verletzlich. Sie sehnen sich danach, sich nicht mehr andauernd erklären zu müssen.

Durch die neugierigen und unverblümten Fragen des Regisseurs, der selbst die Kamera verantwortet hat, entwickelt sich zwischen ihm und den Gefilmten ein sehr vertrautes Verhältnis. Deutlich wird, wie schwierig, kompliziert und allumfassend der Weg der Transformation nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Eltern ist. Was bedeutet es für eine Mutter, wenn ihr Kind, das sie als Mädchen geboren hat, ein Junge wird? Eine Beratungsstelle unterstützt die Teenager und ihre Familien in allen Belangen, hilft ihnen bei psychologischen und rechtlichen Fragen, begleitet sie bei Gesprächen mit Lehrkräften und medizinischem Personal. Diese Begleitung ist essenziell, um allen Beteiligten Orientierung zu geben. Und sie ermöglicht es den Heranwachsenden, endlich in ihren Körpern, in ihrem Selbst anzukommen.

Annina Wettstein