Während Edgar Hagen in seinen letzten Filmen Psychiatriepatienten begleitete, blickt er nun in die Abgründe einer geistig kranken Gesellschaft. Jener, die an eine sich zunehmend als unbeherrschbar erweisende Technologie glaubt und sie wider besseres Wissen fördert. Denn angeblich gibt es ihn, den sichersten Ort der Welt, an dem todbringender Atommüll über Hunderttausende von Jahren unschädlich gelagert werden kann.
In der Tradition des mittelalterlichen Schelms stellt Hagen sich dumm und möchte ihn sehen, diesen Ort. Er reist dazu um die ganze Welt, von der Schweiz nach Großbritannien, Deutschland, Schweden, China, Japan, in die USA, nach Australien und wieder zurück. Er schippert über Meere, durchquert Wüsten, stapft durch Wälder und Moore, erkundet das Innere von Bergen. Immer unwirklicher werden die Szenerien, immer weiter weg rückt der Gral. Hagen trifft Geologen und Atomlobbyisten, Umweltaktivisten, Stammesführer und Lokalpolitiker. Überzeugt von der Sache die einen, zweifelnd die anderen. Dabei ist immer viel von „Nachweisen“ und „grundsätzlicher Machbarkeit“ die Rede. Doch er fragt nach, scheinbar naiv. Mit dieser Erzählhaltung gelingt es ihm, sämtliche Rechtfertigungsstrategien der Atomindustrie geschickt als Konstrukt zu entlarven – in dem es schon lange nicht mehr um technische Möglichkeiten geht, sondern nur noch darum, das Unmögliche gut zu verkaufen. Ein Film über den Wahnsinn.
Grit Lemke