Filmarchiv

Internationales Programm 2015
9 Days – From My Window in Aleppo Thomas Vroege, Floor van der Meulen

Der Fotograf Issa Touma kann seine Wohnung in Aleppo nicht verlassen – vor der Tür wird hart gekämpft: die Assad-Armee gegen die Aufständischen und schließlich kommt noch der IS.

9 Days – From My Window in Aleppo

Dokumentarfilm
Niederlande,
Syrien
2015
13 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Jos de Putter
Regie
Thomas Vroege, Floor van der Meulen
Kamera
Issa Touma
Schnitt
Thomas Vroege, Floor van der Meulen
Buch
Issa Touma
Ton
Tom Jansen
Der Fotograf Issa Touma kann seine Wohnung in Aleppo nicht verlassen – vor der Tür wird hart gekämpft: die Assad-Armee gegen die Aufständischen und schließlich kommt noch der IS. Issa richtet die Kamera auf sich selbst und durch die heruntergezogene Jalousie aus dem Fenster. So entsteht ein authentisches Bild, das Menschen aus Konfliktregionen vertraut scheinen mag: Nachrichtenbilder, die echten Geräusche der Straßengefechte von draußen und die „Normalität“ des Alltags – Perversion des Kriegs.

Zaza Rusadze

Damascus, My First Kiss

Dokumentarfilm
Libanon,
Qatar,
Syrien
2012
42 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Lina Al Abed, SakaDo Productions
Regie
Lina Al Abed
Musik
Wael al Kak
Kamera
Joud Gorani
Schnitt
Andrijana Stojkovic, Rami Nihawi
Buch
Lina al Abed
Ton
Ghanem Al Mir
In ihrem dritten Dokumentarfilm setzt sich die palästinensisch-jordanische Filmemacherin Lina Alabed erneut mit der Rolle der Frau in der arabischen Welt auseinander. Drehort ist Damaskus, Syrien. Noch hat der Aufstand gegen das Assad Regime nicht begonnen. Trotzdem liegt Unruhe in der Luft und die Frage nach den Grenzen, die eine männerdominierte Gesellschaft den Frauen setzt, führt notwendig zu der Frage der Freiheit. Drei Frauen erzählen von ihrem Verhältnis zum Körper, zur Sexualität, von dem Druck der Traditionen und ihren Schuldgefühlen. Asma, eine Muslima, die mit 16 Jahren verheiratet wurde und nicht die geringste Vorstellung davon hatte, was Heirat bedeutet; Lina, Tochter einer wohlhabenden christlichen Familie, die bedauert, dass sie mit 45 Jahren ihren Körper noch immer nicht kennt; schließlich die Regisseurin selbst, die in sehr persönlichen Worten aus dem Off kommentiert und die Stimmen dieses Films zu einer einzigen Erzählung verbindet. Überraschend ist die Offenheit, mit der Asma und Lina ihr Leben beschreiben, überraschend für die Protagonistinnen selber. In einer wunderbaren Szene – Asma hat gerade davon erzählt, wie das Streicheln der Tochter in ihrem Armen als Weckung sexueller Lust kritisiert wurde – blickt sie gedankenverloren vor sich hin. Dann wendet sie den Kopf der Kamera zu und sagt diesen einen Satz: Wohin führst Du mich? Wie also die Verhältnisse ändern? Lina und Asma haben ihre Töchter von dem gesellschaftlichen Zwang befreit und lassen sie selbst über ihr Leben entscheiden. Damit schlagen die Frauen Schneisen in die versteinerten Verhältnisse, an deren Ende die Regisseurin die Freiheit des Menschen sieht, unabhängig vom Geschlecht.
– Matthias Heeder
Internationales Programm 2017
Greetings from Aleppo Issa Touma, Floor van der Meulen, Thomas Vroege

Der syrische Fotograf Issa Touma reist aus Europa in seine Geburtsstadt Aleppo und besucht seine Familie, alte Freunde und Studenten, die dort noch immer leben.

Greetings from Aleppo

Dokumentarfilm
Niederlande,
Syrien
2017
17 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Jos de Putter, Bas Vroege
Regie
Issa Touma, Floor van der Meulen, Thomas Vroege
Musik
Darius Timmer
Kamera
Issa Touma
Schnitt
Floor van der Meulen, Thomas Vroege
Ton
Tom Jansen
Der syrische Fotograf Issa Touma reist aus Europa in seine Geburtsstadt Aleppo und besucht seine Familie, alte Freunde und Studenten, die dort noch immer leben. Es ist ein Film über den Alltag und die Kunst des Überlebens im Angesicht von Krieg und Zerstörung, über die Tragik und Absurdität des Lebens in einer Extremsituation. Und vor allem wird erschreckend deutlich, wie wenig die Nachrichtenbilder mit dem eigentlichen Leben und Geschehen in Aleppo korrespondieren.

Frederik Lang

Home

Dokumentarfilm
Libanon,
Syrien
2015
70 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Christin Luettich
Regie
Rafat Alzakout
Kamera
Farah Kassem, Juma Hamdo, Joude Gorani, Rafat Alzakout
Schnitt
Zeina Aboul-Hosn
Buch
Rafat Alzakout
Ton
Raed Younan
Was eine gute Zeit für Kunst ist? Vielleicht eine, wo sie ganz unmöglich scheint und doch entstehen muss, als ein Beweis von Vitalität. Manbidsch in Nordsyrien gehörte zu den Städten, aus denen sich die Regime-Streitkräfte 2012 zurückzogen. Die Kämpfe haben damit allerdings nicht aufgehört: Das Assad-Regime, die Freie Syrische Armee und zunehmend auch der „Islamische Staat“ bekriegen sich weiterhin erbittert. Dennoch wird das öffentliche Leben unter anhaltender Bombardierung und anderen extremen Beschwernissen von örtlichen Räten und Zentren für Zivilgesellschaft halbwegs aufrechterhalten.

Der Regisseur Rafat Alzakout, der nach Beirut emigrierte, fährt für diesen Film nach Manbidsch, um nach Freunden zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Er begleitet Ahmed, den Balletttänzer, Mohamed, den ehemaligen Offizier der staatlichen Streitkräfte, und den früheren Zeichenlehrer Taj bei ihren Versuchen, unter den gegebenen Umständen ein „normales Leben“ zu führen und ihre individuellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Visionen nicht aus den Augen zu verlieren. So schaffen sie immer wieder provisorische Oasen eines freien Miteinanders. In seiner Unmittelbarkeit von direkter Beobachtung und vertrauter Befragung der Freunde sowie tagebuchartigen Reflexionen findet „Home“ ein schönes Gleichgewicht zwischen Heldenlied und Alltagsgeschichte, Hoffnung und Desillusionierung.

Ralph Eue
Internationales Programm 2014
Our Terrible Country Mohammad Ali Atassi, Ziad Homsi

Syrien: Ein junger Fotograf begleitet einen bekannten Dissidenten auf der Flucht vor den Kampfhandlungen, vor der ISIS und ins Exil. Rau und direkt – eine Reflexion im Kugelhagel.

Our Terrible Country

Dokumentarfilm
Syrien
2014
85 Minuten
Untertitel: 
englische
französische

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Produktion
Christin Luettich
Regie
Mohammad Ali Atassi, Ziad Homsi
Kamera
Ziad Homsi, Saeed Al-Batal
Schnitt
Marwan Ziadeh
Buch
Mohammad Ali Atassi
Ton
Nadim Mishlawi
Akt 1: Ziad Homsi, 24 Jahre, Fotograf und Freiheitskämpfer, trifft in Ghouta, der ersten befreiten Stadt im syrischen Bürgerkrieg, auf den Intellektuellen und „Doktor der Revolution“, Yassin al-Haj Saleh. So abwegig es vor dem Hintergrund der andauernden Straßenkämpfe und der vollständigen Zerstörung der Stadt erscheinen mag – Homsi beginnt, ein Porträt über den prominenten Dissidenten zu drehen. Zunächst noch unsicher im gegenseitigen Umgang, entwickelt sich zwischen beiden eine immer engere Beziehung.
Akt 2: ar-Raqqa. Salehs Heimatstadt wird von den Terroristen der ISIS eingenommen, sein Bruder verhaftet und eingesperrt. Er hat keine Wahl – er muss zurückkehren. Homsi begleitet ihn. Nach 20 Tagen anstrengendster Reise durch (noch) befreites Gebiet erreichen sie die Stadt. Nur, um sich dort vor den ISIS-Fanatikern zu verstecken, die Jagd auf alles machen, was klug, ausgebildet und selbstständig denkend ist. Den Bruder finden sie nicht.
Akt 3: Das erzwungene Exil. Saleh flieht vor dem wachsenden ISIS-Terror nach Istanbul, wo er auch seinen jungen Freund Homsi wiedersieht – ein Treffen zweier Generationen, die durch ihre Revolution mit all den Hoffnungen, Enttäuschungen und Rückschlägen verbunden sind. Die Idee, für die es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt, ist verschwunden. Was bleibt, ist die Hoffnung, irgendwann einmal zurückzukehren. Um dort was zu tun?
Matthias Heeder

Sugar Cage

Dokumentarfilm
Ägypten,
Libanon,
Syrien
2019
60 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Zeinah AlQahwaji, Ali Hammoud (Reader Films)
Regie
Zeinah AlQahwaji
Musik
Ali Assad, Hassan Ali
Kamera
Zeinah AlQahwaji
Schnitt
Raya Yamisha
Ein Storchenschwarm zieht über der kargen Ebene seine Kreise. Die Zugvögel können sich frei bewegen – ganz im Gegensatz zu den Eltern der Regisseurin, die in ihrer Wohnung in der Nähe von Damaskus ausharren. Täglich versuchen sie, die Angst vor einem Bombeneinschlag, aber auch vor der Isolation zu überwinden. Zunehmende Altersbeschwerden machen die Situation nicht leichter. Seit Kriegsausbruch in Syrien hat Zeinah AlQahwaji ihre Eltern immer wieder besucht und in der Wohnung gefilmt, um herauszufinden, was „Zuhause“ unter diesen schwierigen Umständen bedeutet. Sie bleibt mit ihnen konsequent im engen Apartment. Nur die Augen und die Kamera schweifen ständig in die Weite, hin zur Stadt. Den Eltern ist die Wohnung ein vertrautes Refugium, obwohl sie wie in einem Käfig eingesperrt sind.

Das über mehrere Jahre entstandene Filmmaterial verwebt die Regisseurin in ihrem Langfilmdebüt zu einem intimen Porträt. Es ist ein unspektakulärer Blick auf den Alltag im Kriegsgebiet, fern der journalistischen Berichterstattung. Der Lauf der Zeit ist allein anhand der sich ändernden Jahreszeiten zu erkennen. Die wiederkehrenden Unterbrechungen der Wasser- und Stromversorgung geben ebenfalls eine Struktur vor. Aber selbst die Nachrichten scheinen monoton: Wenn zum wiederholten Mal zu vernehmen ist, wie sich die internationale Politik um Syrien bemüht, zucken die Eltern nicht einmal mit den Schultern.

Annina Wettstein

Tournesols - Al Rastan

Dokumentarfilm
Syrien
2011
25 Minuten
Untertitel: 
englische
Al Rastan, Syrien, im August 2011. Das Osmanische Reich, die französische Besatzung, kein feudaler Herrscher hat dieser Stadt über die Jahrtausende das anhaben können, was die eigene Armee innerhalb eines Tages schaffte.
Über ein Jahr ist es schon wieder her, doch die Auslöschung dieser ganzen Stadt ist immer noch beispielhaft für das, was in und mit Syrien derzeit passiert.
Rohe wacklige Bilder führen in zerstörte Häuser. Eine im Wind flatternde Jacke ließ Assads Militär ein ganzes Haus zusammenschießen, ein Heckenschütze wurde hinter dem Fenster vermutet. Soldaten, die sich offen zur Desertation bekennen und die das Massaker in ihrer eigenen Stadt schließlich dazu bewegte, sich der Free Syrian Army anzuschließen. Frauen, die um ihre erschossenen Kinder trauern und hillflos die zerstörte Waschmaschine beweinen.
„Was für einen Nutzen hat eine Armee, die ihre eigenen Bürger erschießt und nur den Präsidenten beschützt?" „Wie soll denn eine ganze Stadt auf einmal aus Terroristen, westlichen Agenten, Kriminellen und bewaffneten Banden bestehen?" Zerrupfte Kätzchen auf der Suche nach etwas Futter. So viele Fragen und niemand gibt eine Antwort.
– Lina Dinkla