Es ist immer das Einfachste, sich über Öko- und Protestbewegungen lustig zu machen, wenn einen die eigene Bequemlichkeit davon abhält, gegen Missstände vorzugehen. So geht es auch dem Filmemacher Dean Puckett: Von außen lässt sich das eigene Nichtstun nur mit einer gewissen ironischen Distanz aushalten. Also gibt er sein bisheriges Leben auf, kündigt Wohnung und Job, um wirklich zu erfahren, wie diese Gruppen funktionieren.
In den Nachwehen der Finanzkrise von 2008 schließen sich auch in London Menschen zusammen, die für ein anderes, nachhaltigeres Leben nicht nur auf die Straße gehen wollen. Auf einer Brachfläche im Westen der Stadt gründen sie in friedlichem Miteinander mit den Anwohnern eine Art Ökodorf, ein Utopia mit selbstgebauten Zelten, Gemüseackern und gemeinsamen Abenden am Lagerfeuer. Als sie eines Tages den Baggern weichen müssen, die den Boden für neue Apartmenthäuser bereiten, zieht die bunte Mischung aus Aktivisten, zivilisationsmüden Aussteigern, Obdachlosen und Durchgeknallten ins Zentrum und schlägt am Parliament Square ihre Zelte auf. Auf einmal stehen sie nicht nur vor der Herausforderung, ihr eigenes Chaos unter Kontrolle zu bekommen, sondern haben es nun auch mit der spaßfreien Staatsautorität zu tun.
Puckett gelingt ein differenziertes Porträt sozialer Experimente in Krisenzeiten, in denen vormals sichere Strukturen erodieren und sich ein Bedürfnis nach mehr Freiheit im städtischen Raum Bahn bricht.
Lina Dinkla