Filmarchiv

Jahr

Wettbewerb für junges Kino 2012
Pablo's Winter

Einst Bergmann, nun mürrischer Rentner und hauptberuflicher Kettenraucher, soll Pablo dem Nikotin abschwören. Das Ende eines Arbeitslebens, mit kauzigem Humor sorgsam arrangiert.

Pablo's Winter

Dokumentarfilm
UK
2012
76 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Musik
Juan Alberto Navazo
Kamera
Julian Schwanitz
Schnitt
Nick Gibbon
Als eine „Geschichte von Nikotin und Quecksilber“ bezeichnet Chico Pereira seinen Film, in dem er das Ende eines Arbeitslebens und einer Region beschreibt. 2.000 Jahre wurde im spanischen Almadén, der Heimatstadt des Regisseurs, untertage Quecksilber gefördert. Dann markierte 2011 ein EU-weites Verbot des Rohstoffs das Ende einer Kultur stolzer Bergmänner. Der Rentner und Kettenraucher Pablo war einer von ihnen. Nun sitzt er tagein tagaus vor dem Fernseher, grantelt mit seiner Frau und produziert nur noch Rauchschwaden. Was bleibt, wenn die Arbeit geht, wenn der Arzt einem auch noch das Rauchen verbietet und man nicht weiß, wozu die gewonnene Lebenszeit gut sein soll? Wenn am Ende nur ein Name in vergilbten Akten und ein Hefter mit Erinnerungen an heldenhafte Arbeitskämpfe ist, helfen keine Laubsägekurse im Rentnerklub oder ein Tanz am Valentinstag. In sorgsam gesetzten, spielfilmartig arrangierten und doch zutiefst authentischen Szenen in schwarz-weiß (Kamera: Julian Schwanitz, Goldene Taube Kurzfilm 2011) erzählt Pereira mit verhaltenem Humor die Geschichte eines Neuanfangs, wo alles auf Niedergang steht. In der fast märchenhaften Begegnung des Alten mit dem Jungen Jaime schwingt ein Stück Utopie. Am Ende ruft der Chor der Bergarbeiter ihre Schutzheilige Barbara an. Doch die ist nicht mehr zuständig für Almadén. Nur Pablo, Pablo hält die Stellung – und raucht.

Grit Lemke



Ausgezeichnet mit einer Lobenden Erwähnung im Wettbewerb für junges Kino und dem Healthy Workplaces Film Award 2012

Ub Lama

Dokumentarfilm
Litauen,
Mongolei,
UK
2011
52 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Arunas Matelis, Lukas Trimonis
Regie
Egle Vertelyte
Musik
Titas Petrikis
Kamera
Gerelsukh Otgon, Egle Vertelyte
Schnitt
Francesca Scalisi
Buch
Egle Vertelyte
Ton
Vytis Puronas
Ein Junge wie viele andere seines Alters: Galaa (12) ist ein patenter, pummeliger Irrwisch, der mit der Schule nicht viel anzufangen weiß. Viel wichtiger findet er es, mit seinem kleinen Bruder (6) rumzutoben, HipHop zu hören, Wrestling im Fernsehen zu schauen oder sich mit Junk Food beim Online Dating die Zeit zu vertreiben. Letzteres ist allerdings bloß eine Fantasie, denn zusammen mit seiner Mutter und dem kleineren Bruder lebt Galaa (natürlich ohne Computer) in einer Yurtensiedlung am Rand von Ulaanbaatar. Jeder neue Tag ist für die Familie – der Vater ist vor einigen Jahren bei einem Unfall gestorben – ein Balanceakt in Sachen Überleben, denn was mit ambulantem Kleinhandel auf dem Markt ranzuschaffen ist, reicht kaum von der Hand in den Mund. So ist denn auch die Anmeldung des Jungen in einer buddhistischen Klosterschule, weniger eine Frage von Berufung als existenzielle Notwehr: die Familie würde es entlasten, wenn er dort akzeptiert würde und für Galaa selbst böte es eine handfeste Zukunftsperspektive. Schnell entdeckt der Kleine, dass er mit dieser Sache gar kein schlechtes Los ziehen würde und auch der ganzen Zeremonienordnung des buddhistischen Mönchtums mit seinen Trommeln, den Gebetsmühlen, bunten Gewändern und Umhängetaschen kann er bald einiges abgewinnen. Eine dokumentarische Coming-of-Age Erzählung von bezaubernder Leichtigkeit und faszinierender Tiefe, sicher zwischen Materialismus und Spiritualität balancierend und – last but not least – befeuert von herzzerreißendem Humor.
– Ralph Eue