Es gibt Momente in unserem Leben, in denen wir Entscheidungen treffen müssen, die tiefe Auswirkungen auf die uns nahen Menschen haben. So geht es Alicia, der Mutter des Regisseurs, die auf Grund einer neuen Beziehung beschließt, ihre Mutter Nivia aus der gemeinsamen Wohnung in eine neue Bleibe umzusiedeln. Die alltägliche Symbiose der beiden Frauen wandelt sich schleichend in einem quälenden Konflikt, den Enkel und Filmemacher Juan behutsam beobachtet. Zunächst behält Großmutter Nivia ihre Angewohnheiten bei: Sie kümmert sich liebevoll um die Pflanzen, widmet sich den Tauben auf dem Balkon und philosophiert dabei über das Wesen der menschlichen Existenz. Je länger es aber dauert, eine geeignete Unterbringung für die Mutter zu finden, desto stärker steigt die Spannung zwischen den beiden Frauen. Hin und wieder versuchen Mutter oder Großmutter, ihren Sohn und Enkel hinter der Kamera einzubeziehen und zu ihrem Verbündeten zu machen. Doch Juan Ignacio Fernández gelingt es, die unsichtbare Grenze zwischen Regisseur und Familienmitglied nicht zu übertreten. Mit großer Sensibilität bleibt er stiller Zeuge, der die familiäre Intimität und den Prozess der Trennung in ruhigen Bildern einfängt. Was auf den ersten Blick wie ein Film über eine Familienangelegenheit erscheint, erlangt durch die schmerzliche Loslösung der Tochter und die damit verbundenen drängenden Fragen nach Verantwortung, Schuld und dem Recht auf individuelle Freiheit eine universelle Qualität.
– Paulo de Carvalho