Filmarchiv

Internationales Programm 2013
A Tangled Tale Corrie Francis Parks

In dieser ungewöhnlichen Romanze wird handgefärbter Sand zur Metapher für zwei Seelen, die sich vereinigen und wieder trennen. Ein einsamer Fisch ...

A Tangled Tale

Animationsfilm
USA
2012
6 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Corrie Francis Parks
Regie
Corrie Francis Parks
Musik
Mark Orton
Animation
Corrie Francis Parks
Ton
Cole Pierce
In dieser ungewöhnlichen Romanze wird handgefärbter Sand zur Metapher für zwei Seelen, die sich vereinigen und wieder trennen. Ein einsamer Fisch, der an einem Angelhaken hängt, trifft einen anderen in der gleichen traurigen Lage.

Elk Grass

Animationsfilm
USA
2013
3 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

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Produktion
Abbey Luck
Regie
Abbey Luck
Musik
Pete Van Leeuwen
Animation
Awesome + Modest
Der einsame Elchberg sehnt sich nach einem Gefährten. Auf ihm leben zwar viele wilde Tiere, aber in seiner steinernen Form kann er sie nur steif beobachten, bis er einen Weg findet, eine Elchkuh in seine Ohrhöhle zu locken. Nach Peter van Leeuwens Lied „Elk Grass“.

Eyes

Animationsfilm
USA
2013
3 Minuten
Untertitel: 
englische

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Regie
Tom Law
Animation
Tom Law
Buch
Tom Law
Wenn das Licht ausgeht, kommt das Monster mit den großen Augen. Der kleine Bruder sieht es, die Schwester findet das kindisch. Aber nicht mehr lange.
Internationales Programm 2013
Medora Andrew Cohn, Davy Rothbart

Ein völlig abgefuckter Ort in Indiana. Und eine Handvoll grindiger Smalltown Boys, die keine Loser mehr sein wollen. Ein Basketballteam im Kampf gegen den Untergang.

Medora

Dokumentarfilm
USA
2013
82 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Rachel Dengiz, Davy Rothbart, Andrew Cohn, Rachael Counce, Steve Buscemi, Stanley Tucci
Regie
Andrew Cohn, Davy Rothbart
Musik
Bobby Emmett, Patrick Keeler
Kamera
Rachael Counce
Schnitt
Vanessa Roworth, Mary Manhardt, Andrew Cohn
Die Medora Hornets, das College-Basketballteam eines kleinen Ortes in Indiana, haben seit Ewigkeiten kein Spiel mehr gewonnen. Der Zustand der Mannschaft spiegelt den des Örtchens, den die Besitzerin des letzten verbliebenen Kramladens so auf den Punkt bringt: „Wir sind abgehängt worden.“ Dabei war Medora bis vor wenigen Jahren noch eine florierende ländliche Gemeinde. Es gab ertragreiche Farmen, eine Fabrik für Autoteile, ein Mauerziegelwerk und eine prosperierende Mittelschicht. Inzwischen sind die Fabriken geschlossen, und mit dem Niedergang der Ökonomie hat auch der Stolz der immer weiter schrumpfenden Einwohnerschaft mehr oder weniger dran glauben müssen. Alkohol- und Drogenprobleme gehören zum Alltag der meisten Bewohner und öffentliche wie private Armut sind das harte Brot aller, die Medora noch ihr Zuhause nennen.
Der Film beobachtet den Verlauf der Basketball-Saison 2011, in dem die Hornets wieder einmal gegen den allfälligen Spott der anderen Teams und vor allem gegen den eigenen Untergang anrennen – vielleicht wie die grindigen Smalltown Boys aus manchen Songs von Bruce Springsteen, oder als hätten diese Kids irgendwann einmal über den Atlantik gelauscht und dabei den Aphorismus Herbert Achternbuschs im Ohr behalten: „Wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie.“

Ralph Eue
Internationales Programm 2013
On the Art of War Luca Bellino, Silvia Luzi

Der lange Kampf italienischer Arbeiter für ihren Betrieb: Besetzung, Streik und zermürbende Bürgerkriegsmanöver. Komplexe Untersuchung zwischen heißer Agitation und kalter Analyse.

On the Art of War

Dokumentarfilm
Italien,
USA
2012
85 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Giovanni Pompili, Margherita Di Paola, Claudia Antonucci
Regie
Luca Bellino, Silvia Luzi
Musik
Nicolò Mulas
Kamera
Vania Tegamelli, Giorgio Carella
Schnitt
Luca Bellino
Buch
Luca Bellino, Silvia Luzi
Ton
Paolo Benvenuti, Stefano Grosso, Marzia Cordò
Am 31. Mai 2008, einem ruhigen und sonnigen Samstag, traf sich die Belegschaft eines Montagewerks für Schwermechanik aus Milano-Lambrate zu einem Picknick. Kaum waren die Stullen ausgepackt, erreichte sie eine kurze Mitteilung des damals aktuellen Besitzers, der das Werk erst 2006 erworben hatte: „Wir haben beschlossen, ab dem 31. Mai 2008 sämtliche Aktivitäten einzustellen.“
Der Film von Luca Bellino und Silvia Luzi macht den langen Kampf der 50 Arbeiter nachvollziehbar. Er begann an jenem Tag mit einer Betriebsbesetzung, führte zur Fortsetzung der Produktion in Eigenregie und mündete nach einer ersten Räumung durch die Polizei in einem unbefristeten Streik vor den Werkstoren, der den klammheimlichen Abtransport der Maschinen verhindern sollte. Am 2. August 2009 griff schließlich ein Großaufgebot der Polizei mit einem Bürgerkriegsmanöver die Streikenden an, woraufhin fünf von ihnen einen Industriekran auf dem Gelände kaperten und über mehrere Wochen besetzt hielten. Die Entschlossenheit der AktivistInnen löste eine breite internationale Unterstützerwelle aus und erregte große mediale Aufmerksamkeit, was schließlich gar zu einer langfristigen Einigung in diesem Konflikt beitrug. Bellino und Luzi gelingt die komplexe filmische Untersuchung eines intensiv gelebten Beispiels anarchosyndikalistischer Theorie und Praxis in Italien, souverän ausbalanciert zwischen heißer Agitation und kalter Analyse.

Ralph Eue
Internationales Programm 2013
Rehearsal Thomas Rosenberg

Der „September 11th Memorial Stair Climb“ – eine Mischung aus Memorial Day und Feuerwehrübung in den USA. Die Terrorattacke als Planspiel.

Rehearsal

Dokumentarfilm
USA
2013
11 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Thomas Rosenberg
Regie
Thomas Rosenberg
Diesmal kein Hollywood-Actionfilm mit einem Präsidenten als Einzelkämpfer im Weißen Haus, der mit einer Panzerfaust die US-amerikanische Demokratie vor Terroristen beschützt, sondern der Versuch einer kollektiven Bewältigungstherapie für das Fußvolk. Die USA sind mit ihrem Trauma vom 11. September 2001 lange noch nicht fertig, erlebt man hier Kriege doch für gewöhnlich nur exterritorial. Als wichtigste Reaktion auf die Anschläge wurden seinerzeit das Ministerium für Heimatschutz sowie ein hocheffizienter Überwachungsapparat für sämtliche Kanäle errichtet.
Wie anrührend mutet dagegen dieser „September 11th Memorial Stair Climb“ an. In einer Mischung aus Memorial Day und Feuerwehrübung simulieren Freiwillige Jahr für Jahr und über alle Bundesstaaten hinweg den Worst Case und exerzieren eine Terrorattacke als Planspiel durch. Die ursprüngliche Intention des Gedenktages, nämlich an die 343 FDNY-Feuerwehrleute zu erinnern, die bei der Rettungsaktion am World Trade Center ihr Leben ließen, wird angesichts der chargierenden Akteure dieses Reenactments deutlich in den Hintergrund gedrängt.

Cornelia Klauß
Internationales Programm 2013
The Kill Team Dan Krauss

Rekonstruktion eines Skandals: GIs, die afghanische Angriffe vorgetäuscht, mindestens drei Unschuldige vorsätzlich getötet und die Leichen geschändet haben. Die Logik des Krieges.

The Kill Team

Dokumentarfilm
USA
2013
79 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Linda Davis, Julie Goldman, Deborah Hoffmann
Regie
Dan Krauss
Musik
Justin Melland
Kamera
Dan Krauss
Schnitt
Lawrence Lerew
Ton
Jim Lebrecht
Im Jahr 2010 erschütterten Berichte über das sogenannte „Kill Team“ die Öffentlichkeit. Eine Gruppe von Soldaten hatte Angriffe von Afghanen vorgetäuscht und so mindestens drei unschuldige Menschen vorsätzlich getötet und ihre Leichen geschändet. Zwei Jahre später macht sich Dan Krauss auf die Spur der Kriegsverbrechen und versucht zu rekonstruieren, unter welchen Umständen die Soldaten zu diesen Taten fähig waren.
Er konzentriert sich dabei insbesondere auf den ambivalenten Fall des Gefreiten Adam Winfield, der vermeintlich als erster Meldung über die ungeheuerlichen Vorgänge machte. Er blieb zunächst ungehört, bis die skandalösen Zustände in der Einheit nicht mehr weiter zu verbergen waren und eine interne Ermittlung angeordnet wurde. Wieder zurück in den USA, sieht sich Winfield selbst angeklagt wegen vorsätzlichen Mordes und Verschwörung. Es bleiben Zweifel, inwieweit sein Verhalten in Afghanistan so ehrenhaft war, wie er selbst es schildert.
In Gesprächen mit anderen beteiligten Soldaten ergibt sich nach und nach ein verstörendes, dennoch hochspannendes Bild von den Einsätzen der US-Armee, nicht nur in Afghanistan, und dem anmaßenden Selbstverständnis als Retter der Welt: Da sitzen sie in ihrem Quartier an irgendeinem staubigen Rand der Welt, gelangweilt, wütend und kurz vorm Ausrasten, weil sie nicht das tun dürfen, wozu sie ihrer Auffassung nach dort sind.

Lina Dinkla
Internationales Programm 2013
Truth Has Fallen Sheila M. Sofian

Unschuldig Verurteilte und die zweifelhaften Methoden juristischer Beweisführung in einem leidenschaftlichen Bilder-Inferno aus expressiven Animationen und abstrakten Reenactments.

2013

Truth Has Fallen

Animadok
USA
2013
60 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
David B. Fain, Davi Rutenberg, Sheila M. Sofian
Regie
Sheila M. Sofian
Musik
Barbara Cohen
Kamera
Tom Curran
Schnitt
Yu Gu
Animation
Sheila M. Sofian
Ton
Sandy Gendler
Unschuld ist keine Garantie für Freiheit. Drei Fälle, die (nicht nur) für das US-amerikanische Justizsystem exemplarisch sind: Edward Baker, wegen Mordes zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt, James Landano und Joyce Ann Brown, die wegen Kapitalverbrechen jeweils lebenslänglich sitzen. So wie sie gibt es in den USA hunderte unschuldig Verurteilter im Gefängnis – darunter Todeskandidaten, die seit Jahren auf ihre Hinrichtung warten. James McCloskey hat es sich mit seiner Organisation „Centurion Ministries“ zur Aufgabe gemacht, Fälle wieder aufzurollen, Verfahren in Frage zu stellen, mit Hilfe von DNA-Untersuchungen zu neuen Ergebnissen zu kommen oder sogar denjenigen als Mörder zu identifizieren, der einen Unschuldigen einst der eigenen Tat bezichtigt hatte.
Wie ein zu Unrecht Inhaftierter, der sich von der Justiz, Anwälten, Familie und Freunden im Stich gelassen fühlt, diese Ungerechtigkeit reflektiert, ist in seiner ganzen Dimension schwer in Worte zu fassen. So hat die Regisseurin Sheila M. Sofian ein Bilder-Inferno aus expressiven Animationen, die auf Glas gemalt sind, abstrakten Reenactments und surrealistischen Details entfacht, das sich zu einem leidenschaftlichen Appell an die Politik verdichtet, Vorverurteilungen und Rassendiskriminierung abzuschaffen. „Wenn sie nicht dafür einsitzen, dann sicher für was anderes.“ Diese Äußerung eines Cops bringt den Zynismus, der Teil des Systems ist, auf den Punkt.

Cornelia Klauß