Filmarchiv

Jahr

Hotel 22

Dokumentarfilm
USA
2014
8 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Elizabeth Lo
Regie
Elizabeth Lo
Musik
Jonathan Zalben
Kamera
Elizabeth Lo
Schnitt
Elizabeth Lo
Buch
Elizabeth Lo
Ton
Christopher Giamo
Endstation Palo Alto, Kalifornien. Der Bus Nummer 22 fährt ununterbrochen Passagiere durch das wohlhabende Silicon Valley. Tagsüber ein normaler Linienbus, führt er nachts ein glanzloses Doppelleben. Nach Einbruch der Dunkelheit versammeln sich an der Bushaltestelle die Armen, die Obdachlosen, Gestalten im Schatten des Reichtums. Schweigend und schwerfällig erklimmen sie den Bus, der sich in einen fahrenden Schlafplatz verwandelt. Eine Nacht lang werden sie durchgerüttelt, Streitigkeiten und Rassismen ausgesetzt und mit Ordnungsanweisungen beschallt, die suggerieren, dass hier alles noch im grünen Bereich und unter Kontrolle ist: „If you're tired, put your head up against the window.“ In knapp acht Minuten fängt der Film die Stimmungsschwankungen einer Fahrt durch die Nacht ein, die für Viele schon zum Alltag geworden ist, und liefert damit zugleich die Skizze für ein großes Gesellschaftsporträt.
Lars Meyer

Rougarouing

Dokumentarfilm
USA
2013
11 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Michael Palmieri, Donal Mosher, Patrick Bresnan, Ivete Lucas
Regie
Michael Palmieri, Donal Mosher
Kamera
Michael Palmieri
Schnitt
Michael Palmieri
Ton
Donal Mosher, Michael Palmieri
Rougarous sind koboldhafte Fabelwesen, oft in Gestalt von Werwölfen, die ihre Heimat im US-amerikanischen Louisiana haben und fester Bestandteil der Cajun-Folklore sind. Wie Vampire zu bestimmter Nachtzeit ihre Auferstehung feiern, so finden sich als Rougarous verkleidete Zeitgenossen zu bestimmter Jahreszeit für ausschweifende Besessenheits- und Verwandlungsrituale zusammen. Der Brockhaus hält offensichtlich nicht viel von diesen Wesen, zumindest spricht aus der Beschreibung eine distanzierte Geringschätzung: „Der Rougarou hat verfaulte Zähne, wurmstichige Haut und blutunterlaufene Augen. Sein Aussehen erinnert nach seiner Verwandlung stark an einen Untoten.“ Ganz anders Michael Palmieris und Donal Moshers teilnehmende Beobachtung dieser amerikanischen Spielart der Extrem-Fastnacht. Mittels hyperaktiver Kamera- und Montage-Strategie wird der Zuschauer ungeschützt hineingeworfen in diese rituelle Schlammschlacht, die das Rougarouring nun mal ist. Eine Warnung zum Schluss: Wer (vielleicht ein wenig verängstigt) einen Notausgang aus diesem elfminütigen wüsten Treiben sucht, der sucht vergeblich.

Ralph Eue
Int. Wettbewerb Kurze Dokfilme 2014
T's World: The Over-identification of Terry Thompson Ramon Bloomberg

Der unerhörte Fall eines Amerikaners, der wilde Tiere züchtete und sich ihnen zum Fraß vorwarf, mit Anleihen an episches Theater, griechische Tragödie und Play-Station-Ästhetik.

T's World: The Over-identification of Terry Thompson

Animadok
Frankreich,
UK,
USA
2014
29 Minuten
Untertitel: 
keine

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Produktion
Ramon Bloomberg
Regie
Ramon Bloomberg
Kamera
Ramon Bloomberg
Schnitt
Stark Haze
Animation
József Szimon, Balázs Őrley
Am 18. Oktober 2011 erhält der Sheriff von Zanesville in Ohio einen aufgeregten Anruf: Die Tiere, die der Sonderling Terry Thompson völlig legal auf seiner Ranch hält, würden durch das County streifen. Alarm! Ein schwer bewaffneter Polizeitross tötet in jener Nacht über 56 Bären, Tiger, Wölfe, Leoparden und Löwen. Thompson hatte die Käfige geöffnet, sich erschossen und den Tieren seinen Körper als Nahrung angeboten. So weit, so gut, so amerikanisch.
Das bizarre Geschehen verwandelt der britische Medienkünstler Ramon Bloomberg in eine Erzählung Brecht’scher Prägung. Dessen Lehrstück „Der Jasager“, das überlieferten Brauch und formalisiertes Gesetz thematisiert, verbindet Bloomberg mit der anarchistischen Freiheitslogik der amerikanischen Siedlermentalität, die jede Staatlichkeit als Einschränkung individueller Freiheitsrechte bekämpft: Ich bin der Herr über meine Tiere, mein Land, mein Haus, meine Familie. Basta!
Bloomberg übersetzt episches Theater in die Sprache des Films zu Zeiten der Play-Station-Spiele. Realaufnahmen wechseln mit Bildern der Videokamera aus Streifenwagen, Google-Earth-Data-Mining-Sequenzen und computeranimierten Reenactments. Dazu hören wir Protokolle und Aussagen der Beteiligten sowie einen Kommentar in Form des (antiken) Chors, der Stimme des Gesetzes, des Nachbarn und des Tiers. Nur Terry Thompson hören wir nicht. So bleibt sein Motiv ein großes Geheimnis.

Matthias Heeder



Lobende Erwähnung im Internationalen Wettbewerb Animationsfilm 2014