Filmarchiv

Jahr

Deutscher Wettbewerb 2016
Furusato Thorsten Trimpop

Radioaktivität ist unsichtbar – und doch um Fukushima allgegenwärtig. Ein Aktivist auf verlorenem Posten, ein Tepco-Ingenieur und eine junge Pferdezüchterin zwischen Normalität und Erschütterung.

Furusato

Dokumentarfilm
Deutschland,
USA
2016
94 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Tobias Büchner
Regie
Thorsten Trimpop
Musik
Benedikt Schiefer
Kamera
Thorsten Trimpop
Schnitt
Stefan Oliveira-Pita, Daniel Mooney
Buch
Thorsten Trimpop
Ton
Björn Wiese
Radioaktivität ist unsichtbar. Und doch findet sich im Umkreis von Fukushima überall ein feiner schwarzer Staub, der den Geigerzähler hochtreibt. Männer in weißen Ganzkörperanzügen durchforsten die Landschaft, um ihn akribisch von den Straßenrändern zu kratzen und in kleine Tüten zu füllen. Passanten bleiben verunsichert stehen. Sie hatten gehofft, wieder an ihr früheres Leben anknüpfen zu können. In den Ort Minamisōma kommen peu à peu nicht nur die Vögel zurück, sondern auch die Menschen. Doch der Reaktorunfall zieht sich als Bruch durch Biografien und Traditionen, trennt die Alten, die für sich selbst weniger fürchten als für ihre Kinder, von der kommenden Generation. Für alle, die heimkehren, stellt sich täglich die Frage nach dem Preis, den sie dafür zahlen. Doch während am Wegesrand die Tiere verenden, sickert in viele Menschen bereits wieder eine neue (alte) Ideologie ein, die Heimat über Sicherheit stellt.

Aus der Perspektive einer uralten Kulturlandschaft entfaltet „Furusato“ in monumentalen Bildern das Panorama eines Ortes, in dem Jahre nach dem Unfall Normalität und Erschütterung einander bekriegen. Protagonisten sind unter anderem ein Aktivist, der einen öffentlichen Kinderlauf verhindern will, eine junge stolze Pferdezüchterin, die entschlossen ist, die Familientradition fortzuführen, und ein ehemaliger Tepco-Sicherheitsingenieur. Sie alle verbindet eins: der menschliche Faktor.

Lars Meyer



Ausgezeichnet mit der Goldenen Taube im Deutschen Wettbewerb 2016;
Nominiert für DEFA-Förderpreis, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2016