Filmarchiv

Jahr

Land (Film Archive)

Camera Lucida 2022
Filmstill Foragers
Foragers Jumana Manna
Kampf ums Kraut: Das Sammeln essbarer Pflanzen ist im israelisch-palästinensischen Konflikt ein Politikum mit wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Implikationen.
2022
Filmstill Foragers

Foragers

Al-yad al-khadra
Jumana Manna
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
2022
63 Minuten
Arabisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch

Der Streit ums Kraut, in diesem Fall um ’Akkoub (Gundelia) und Za’atar (wilder Thymian), gehört zu den skurrilen Aspekten des Nahostkonflikts. Als begehrte Zutaten der palästinensischen Küche werden die Pflanzen seit Generationen gesammelt, doch aus Naturschutzgründen ist dies in der Westbank verboten. So liefern sich israelische Parkranger mit den Sammelnden Verfolgungsjagden um eine Handvoll Grünzeug. In humoristischer Form inszeniert Jumana Manna die Wildbeuterei als zivilen Ungehorsam.

Die palästinensische, in Berlin lebende Künstlerin kombiniert Dokumentarisches, Geskriptetes und Pop-Referenzen. Einmal, wenn Archivmaterial den Hype um das illegale Kraut illustriert, laufen Jefferson Airplanes „White Rabbit“ und Morricones Maultrommel-Melodie aus „Für ein paar Dollar mehr“. Weil israelische Firmen Za’atar als Gewürzmischung verkaufen, hat das Verbot auch eine ökonomische Seite. Drohnenaufnahmen und Panoramen suggerieren die absurde Fahndung nach älteren Menschen beim Ernten für den Eigenbedarf. Einer sagt: „Die werden mich auch 2050 noch mit meinen Kindern und Enkelkindern erwischen.“ Die Anhörungen vor Gericht schrieb Manna auf der Basis realer Fälle mit dem Juristen Rabea Eghbarieh. Im Film unerwähnt bleibt der politische Erfolg, den der Anwalt der NGO Adalah 2019 mitbewirkte: Nach der neuen Richtlinie des Umweltministeriums dürfen fünf Kilogramm Pflanzen gepflückt werden.
Jan-Philipp Kohlmann
Aus den Fugen
Krieg / Konflikt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jumana Manna
Buch
Jumana Manna, Rabea Eghbarieh
Kamera
Marte Vold, Ashraf Dowani, Yaniv Linton
Schnitt
Katrin Ebersohn, Jumana Manna
Produktion
Jumana Manna
Co-Produktion
Eyal Vexler
Ton
Montaser Abu 'Alul
Musik
Rashad Becker
Nominiert für: Leipziger Ring
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Our Memory Belongs to Us Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Inmitten eines grausamen Konflikts setzen syrische Aktivisten ihre Hoffnung in die Produktion von Bildern. Was erzählen ihre Aufnahmen? Welche Rolle spielen sie als Zeugnisse?
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Our Memory Belongs to Us

Frihed, håb og andre synder – Den syriske revolution 10 år senere
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich
2021
90 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Das Wertvollste, was Yadan auf seiner Flucht bei sich trägt, ist eine Festplatte. Fast 13.000 Videos befinden sich darauf, aufgenommen 2011 und 2012, von ihm und anderen Aufständischen in Daraa, der „Wiege“ der syrischen Revolution. Acht Jahre später kommen Yadan und zwei seiner Weggefährten in einem Theater in Paris zusammen, um dem Material (erneut) zu begegnen. Im Dialog zwischen den Männern und den Bildern beginnt ein Stück der Geschichte des Landes Gestalt anzunehmen.

Als friedlicher Protest in einen brutalen Krieg mündet, wird eine kleine Gruppe von Zivilisten zur Stimme von Daraa. Wo die offizielle Berichterstattung ausbleibt, filmen sie: zunächst um der Revolution in ihrer medialen Repräsentation zu tatsächlicher Existenz zu verhelfen, dann um in einem dringlichen Hilfsgesuch an die internationale Gemeinschaft Zeugnis abzulegen. Gegen die Menschenrechtsverbrechen der Regierungstruppen, gegen Granatbeschuss und Bomben – die Kamera ist ihre Waffe. Die filmische Anordnung wird zum Ausgangspunkt einer Reflexion über die Bedeutung der Bilder, damals und heute, und gibt zugleich Anstoß, persönliche in kollektive Erinnerung zu überführen. Wie schmerzhaft dieser Prozess ist, offenbaren die Reaktionen der Protagonisten. „Ist die Aufarbeitung der Geschichte all die Gewalt wert, die die Erinnerung wachruft?“, wird aus dem Off gefragt. Der Film gibt eine entschiedene Antwort.
Sarina Lacaf
Exil
Zustand der Welt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Buch
Dima Saber, Rami Farah, Lyana Saleh, Signe Byrge Sørensen
Kamera
Henrik Bohn Ipsen
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Signe Byrge Sørensen, Lyana Saleh, Anne Köhncke
Co-Produktion
Reema Jarrar
Ton
Henrik Garnov
Musik
Kinan Azmeh
Ausgezeichnet mit: Leipziger Ring
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2021
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When Light Is Displaced Zaina Bseiso
Ein von Gentrifizierung bedrohter Orangenhain im suburbanen Los Angeles wird zum Ausgangspunkt einer Diskussion darüber, wie realistisch Dokumentarfilm sein kann, darf und sollte.
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When Light Is Displaced

When Light Is Displaced
Zaina Bseiso
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2021
Dokumentarfilm
USA
2021
7 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

Zaina Bseiso verknüpft in ihrer leichtfüßigen filmischen Miniatur das Verschwinden des letzten Orangenhains aus den Vororten von Los Angeles mit dem Schicksal der aus Palästina stammenden Jaffa-Orangen. Als sie ihren Vater in ein Gespräch über dieses inhaltlich-künstlerische Konzept verwickelt, wird daraus eine Diskussion über die Frage, wie ein guter Dokumentarfilm sich der Realität nähern kann und warum wir – bei allem Realismus – niemals die Kraft der Illusion unterschätzen dürfen.

Luc-Carolin Ziemann
Zustand der Welt
Exil

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Zaina Bseiso
Buch
Zaina Bseiso
Kamera
Zaina Bseiso, Luis Gutierrez Arias
Schnitt
Zaina Bseiso
Produktion
Luis Gutierrez Arias, Zaina Bseiso
Ton
Sarah Ibrahim, Gavati Wad
Musik
Brian Griffith
Animation
Adam Wand, Jordan Wong