Filmarchiv

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Land (Film Archive)

Aufenthalt auf Erden

Dokumentarfilm
DDR
1979
18 Minuten

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DEFA Studio für Dokumentarfilme
Orlando Lübbert, Christiane Barckhausen
Orlando Lübbert, Christiane Barckhausen
Während in der (Ost-)Berliner U-Bahn Menschen zur Arbeit fahren, werden ganz in ihrer Nähe in einem Krankenhaus verletzte nicaraguanische Sandinisten behandelt und auf ein Leben mit teils schweren Behinderungen vorbereitet. Die kindlichen Gesichter stehen in krassem Gegensatz zu den nüchtern-sachlichen Schilderungen von Kampfhandlungen und schrecklichen Erfahrungen und Verlusten.
Ein, vielleicht auch wegen der fehlenden Distanz zur Praxis im Krieg kämpfender Kinder, aus heutiger Sicht beklemmendes Dokument. Vor allem aber macht es deutlich, wie hoch der Preis war, den die Völker Lateinamerikas für ihre Freiheit zu zahlen bereit waren – was sich auch im titelgebenden Verweis auf Neruda ausdrückt.
– Grit Lemke

Leipzig 1979 "Preis des Ministers für Kultur der DDR"

Canto General

Dokumentarfilm
DDR
1982
40 Minuten

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DEFA Studio für Dokumentarfilm
Joachim Tschirner
Mikis Theodorakis, Maria Faranduri, Petros Pandis, Heiner Vogt - Rundfunkchor Berlin (DDR)
Rainer Schulz, Günter Breßler, Karl Faber, Walfried Labuszewski, Jochen Härtel
Joachim Tschirner
Der „Canto General“ des chilenischen Nationaldichters Pablo Neruda gilt in Lateinamerika bis heute als wichtigstes literarisches Werk gleich nach der Bibel. Der griechische Komponist Mikis Theodorakis wird zu Nerudas künstlerischem Gefährten und vertont Teile des Werkes. Wenige Tage vor der für den September 1973 in Chile geplanten Uraufführung bricht der Militärputsch aus, Neruda stirbt zwei Wochen später. Erst 1981 gelangt das Werk in der DDR zur Aufführung.
Der Film verwebt die teils leidvollen Biografien der beiden Jahrhundert-Künstler, die auf das Engste mit den Diktaturen und Befreiungskämpfen ihrer Zeit verbunden sind, miteinander, mit ihrem Schaffen und dem „Großen Gesang“. Ein bewegendes Dokument von der Kraft der Kunst über den Tod hinaus.
– Grit Lemke

Compañera Inge

Dokumentarfilm
DDR
1982
30 Minuten

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Sabine Lenkeit
Karlheinz Mund
Christian Lehmann
Angela Wendt
Rolf Liebmann
In einem Oberlausitzer Textilbetrieb werden 150 Kubaner zu Facharbeitern ausgebildet. „Compañera Inge“ ist für die ausländischen Arbeitskräfte zuständig und muss sich als „Fachmann für praktische Lebensbewältigung“ bewähren. Denn das südamerikanische Temperament der Kubaner, ihre Kontaktfreudigkeit und Lebensfreude stoßen bei den deutschen Kolleginnen und Kollegen trotz verordneter „Brüderlichkeit“ ganz und gar nicht auf ungeteilte Zustimmung. Ein Clash of Cultures im Dienste der Revolution … und im Aufzeigen von Vorurteilen und Problemen ein leises Rütteln an Tabus in der geschlossenen Gesellschaft, erstaunlicherweise für das DDR-Fernsehen gedreht und bis 1989 der einzige Film zu diesem Thema.
– Grit Lemke

Ein Bild malen ist wie Mais anbauen - Bauernmalerei aus Nicaragua

Dokumentarfilm
DDR
1984
21 Minuten

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DEFA Studio für Dokumentarfilme
Karlheinz Mund
Wolfgang Dietzel
Wolfgang Geier, Karlheinz Mund
Der Dichter und Priester Ernesto Cardenal, späterer Kulturminister Nicaraguas, gründete in den 60er Jahren die auf urchristlichen Vorstellungen beruhende Solentiname-Kommune. Mehr als 40 bäuerliche Künstler und Künstlerinnen fanden hier zu einem ganz eigenen, der naiven Malerei verwandten Stil. Mittels ihrer Erzählungen und farbgesättigten Bilder entsteht in praller Sinnlichkeit auf der Leinwand Leben, Kampf und Alltag einfacher Bauern. Nachdem sie anfangs die Pinsel aus Haaren selbst bastelten, wurde Malen angesichts der Erfahrung von Unterdrückung, Verfolgung und Verlust zur Lebensbewältigung: „Ich male, was ich noch nie gesehen habe. Ich male das Unbekannte.“
– Grit Lemke

Erinnere dich mit Liebe und Hass

Dokumentarfilm
DDR
1974
40 Minuten

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DEFA Studio für Dokumentarfilme
Jürgen Böttcher, Rolf Liebmann
Werner Kohlert, Bernd Mertens, Horst Simon
Drei Jahre nach der hoffnungsvollen Begegnung mit Vertretern der chilenischen Bewegung des neuen Liedes sind die Protagonisten von damals verschollen oder wurden getötet wie Victor Jara, andere konnten sich nach dem Putsch ins Exil retten, teils leben sie in der DDR wie die Gruppe Inti Illimani. Ihre Erzählungen und kraftvollen Lieder werden montiert mit ausdrucksstarken Fotos (u.a. von Thomas Billhardt) und Szenen aus Patricio Guzmáns Film „Das erste Jahr“. Am Ende des Schwarz-Weiß-Films färbt sich – Referenz auf Eisenstein – die Leinwand rot …
Wie kaum ein anderer lässt der Film schmerzhaft erahnen, was Chile für eine ganze Generation nicht nur von DDR-Künstlern bedeutete und welch unheilbare Wunden das Scheitern einer Utopie hinterlässt.
– Grit Lemke

Ganz Berlin ist in deinen Augen - Erinnerungen an Otto René Castillo

Dokumentarfilm
DDR
1979
27 Minuten

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Karlheinz Mund
Atahualpa Youpauqui
Karlheinz Mund
Werner Kohlert, Karlheinz Mund
Otto René Castillo, der in seiner Heimat Guatemala bis heute als wichtigster Dichter verehrt wird, studierte 1959-1962 im Exil in Leipzig Literatur, bevor er zur DEFA ging, um sich dem Medium Film zu widmen. 1963 kehrte er zurück, schloss sich der Guerilla an und wurde 1967 von der guatemaltekischen Armee grausam getötet.
Jahre später begibt sich sein früherer Kollege Karlheinz Mund auf Spurensuche in Guatemala und der DDR. Bruchstückhaft, aus Erinnerungen seiner Weggefährten, Frauen und Kollegen, aus Gedichten und Briefen setzt sich das Bild eines Menschen zusammen, der es nicht ertrug, „nur zu reden, wenn andere sterben“. Ein Bild, das unvollständig bleiben muss. Mund und der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries, der den Kommentar schrieb, sind Fragende, und hinter der Reflexion über einen kompromisslosen Künstler und Freund steht die unausgesprochene Erkenntnis des eigenen Scheiterns in einem Land, das sich im Mittelmaß eingerichtet hat.
Der Name Castillo ist auf schicksalshafte Weise mit diesem Festival verbunden: Otto René Castillo war 1961 Mitglied der Jury der Leipziger „Dokumentar- und Kurzfilmwoche“ (woran sich der kubanische Regisseur Octavio Cortázar im Film erinnert), was ihn mit zu seinem Wechsel zur DEFA bewogen haben dürfte. 1983 war sein – heute noch in Leipzig lebender - Sohn, Patrice Castillo, einer jener Jugendlichen, die als Teil der DDR-Friedensbewegung während des Festivals jene legendäre „Kerzendemo“ veranstalteten, die brutal verhaftet wurden und lange Freiheitsstrafen verbüßen mussten.
– Grit Lemke

Lautaro

Animationsfilm
DDR
1977
19 Minuten

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DEFA Studio für Trickfilme
Juan Forch
Bernd Wefelmeyer
Hans Schöne
Juan Forch
Chile-Filme aus der Zeit nach dem Putsch nehmen immer wieder Bezug auf das Epos von Lautaro: ein Mapuche-Junge, der von den spanischen Eroberern in Ketten gelegt wird und bei ihnen aufwachsend von ihnen lernt. Als Krieger kehrt er heim, lehrt die Indios den Gebrauch der Waffen und führt sie in den Widerstand gegen die Eroberer.
Die Metapher auf das politische Schicksal der Linken in Chile wurde hier in kraftvollen, erdverbundenen Bildern gestaltet von Hernando León. Der renommierte Maler musste Chile nach dem Putsch verlassen und ließ sich schließlich in Dresden nieder, wo er viele Jahre an der Kunsthochschule lehrte und bis heute künstlerisch wirkt.
– Grit Lemke

Mitbürger

Dokumentarfilm
DDR
1974
8 Minuten
Untertitel: 
deutsche

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Peter Hellmich
Walter Heynowski, Gerhard Scheumann
Santiago de Chile, Regierungspalast La Moneda, 11. September 1973. Bilder vom Bombardement. Es erklingt die Stimme Salvador Allendes; seine letzten Worte, gerichtet an sein Volk in der Stunde des Untergangs. Dazu in schneller Montage Fotos und Archivaufnahmen von der kurzen Zeit des Aufbaus und der Hoffnung. Und Allendes legendärer Satz: „Ich glaube an Chile und seine Zukunft.“ Dann wieder: Flammen.
– Grit Lemke
Hauptpreis und FIPRESCI-Preis Oberhausen (1974)

Tango Traum

Dokumentarfilm
DDR
1985
20 Minuten

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DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Helke Misselwitz
Gunther Becher, Lutz Körner
Brigitte Unterdörfer
Eine Wohnung im Prenzlauer Berg der 80er, eine Frau und Tangomusik. In einem persönlichen Essay erforscht die Regisseurin Ursprünge des Tangos, befragt Archive, Texte, alte Fotos und Filmaufnahmen, schließlich sogar einen Argentinier. Dabei wird der Tango als kulturelle Praxis, die eng mit Politik und Gesellschaft verknüpft ist, begriffen. Aber da ist noch seine andere Seite: die Sinnliche, Erotische, hier als Inszenierung dargestellt. Beide Ebenen, Gegenwart und Vergangenheit, hier und dort, verschwimmen.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Frau das Lebensgefühl des Tango nicht bekommen kann. Das Ferne bleibt fremd, Montevideo ein unerreichbarer Traum in der DDR der bleiernen Achtziger. Eine Trauer, die in Tanz übersetzt ein Tango sein könnte.
– Grit Lemke