Während Barbara Hammer in Südfrankreich auf den Spuren der von ihr geliebten künstlerischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts mit Film und Licht experimentiert, bricht 1998 der Kosovo-Krieg aus. Die Bilder der Flüchtenden lassen sie nicht los und sie beginnt zu erforschen, wie Künstler wie Henri Matisse und Pierre Bonnard in den 30er Jahren weiter die Schönheit der Landschaft malen konnten, während ein schrecklicher Krieg tobte und unweit von ihnen Gräueltaten verübt wurden. Eingebettet in einen Dialog der beiden Maler, u.a. aus Briefen, befragt Hammer Zeitzeugen wie Angehörige von Matisse, dessen Familie selbst im Widerstand aktiv war, oder Lisa Fitko, die Walter Benjamin über die Pyrenäen brachte. Dessen tragisches Schicksal bildet einen weiteren Fokus der essayistischen Collage aus dokumentarischem Material, Bildern, Animationen und Re-enactment, in dem Ebenen – optisch und inhaltlich – sich ständig überlagern, Flächen übermalt, Dokumente verfremdet und Gewissheiten in Frage gestellt werden. Wer sagt die Wahrheit? Wie kann Kunst in Zeiten des Krieges existieren? Und – wie hätte ich mich verhalten? Obwohl diese Frage offen bleibt, richtet sich der Film angesichts eines weltweiten Rechtsrucks in der Politik ganz offensichtlich an die Künstler der Gegenwart und ihre Position in Zeiten der Krise.
– Grit Lemke